Essen. . Sie war die „Schnelle Gerdi“, ist Ermittlerin im ZDF, sie spielte in Hollywood und in „Kir Royal“ – an diesem Freitag wird die beliebte Schauspielerin Senta Berger siebzig. Und hat die Schönheit ins Alter gerettet.

Wer heute von Senta Berger spricht, der meint die Eva-Maria Prohacek, die in der ZDF-Reihe „Unter Verdacht“ seit 2002 mit ihren polizeiinternen Ermittlungen für Unruhe im Beamtentum sorgt. Der denkt an die unscheinbare Frau Böhm, die Senta Berger in „Frau Böhm sagt Nein“ verkörpert hat und die in ihrer Beharrlichkeit viel von der Frau Prohacek hat. Für beide Rollen erhielt Senta Berger den Grimme-Preis, der bekanntlich ein Fernsehpreis ist.

Jüngere könnten Senta Berger demnach für eine Fernsehschauspielerin halten, hat sie doch schon in den 80er Jahren als „Schnelle Gerdi“ das Taxifahren als Serienelement etabliert und als fesche Mona, Freundin des Klatschreporters Baby Schimmerlos, Helmut Dietls Society-Satire „Kir Royal“ nicht unwesentlich bereichert. Aber Senta Berger war ganz früher schon einmal ein internationaler Kinostar, zwischenzeitlich auch wieder begehrte Bühnenschauspielerin. Es ist ein langes Leben, das bereits hinter ihr liegt, denn heute feiert sie ihren 70. Geburtstag.

Ihr Rezept für eine gute Ehe: "zwei bleiben"

Glauben tut das ernsthaft niemand, zu vollendet hat Senta Berger ihre Schönheit ins Alter gerettet. Wenn sie mit ihrer sanften Stimme aus ihrem reichen Leben erzählt, dann klingt da immer auch eine gewisse Bestimmtheit und Festigkeit mit, die eine in sich ruhende Frau erkennen lässt, der man nichts mehr vormachen kann. Wie auch, wo sich diese Festigkeit seit jeher auch im Leben der gebürtigen Österreicherin gezeigt hat. Bereits 1963 lernte sie ihren späteren Ehemann Michael Verhoeven kennen, drei Jahre später heirateten sie. Dass sie noch heute gerne zusammen sind, dafür hat Senta Berger eine einfache Erklärung: „Michael ist eigenständig und hat mich machen lassen“, erzählte sie gerade erst wieder ganz lapidar bei einem Podiumsgespräch in Bochum. Und zitierte wieder einmal Alfred Polgar: „Es ist nicht anzustreben, eins zu werden in der Ehe, sondern zwei zu bleiben.“

Senta Bergers Leben begann in einer 22 Quadratmeter großen Wiener Wohnung ohne Toilette und fließendes Wasser, in der sie mit Vater und Mutter lebte. „Ich habe die Enge gar nicht wahrgenommen“, sagt sie heute, „für mich war das ein Nest.“ Und wenn das nächste Zuhause dann bereits doppelt so groß war, dann war das wie ein „zugefallener Reichtum“.

Rollen mit Kirk Douglas und Frank Sinatra

Demut schwingt in solchen Worten, was aber ihre Zielstrebigkeit nie gemindert hat: Ballettunterricht mit fünf, privater Schauspielunterricht mit 14, Rauswurf aus dem Max-Reinhardt-Seminar, weil sie eine Filmrolle angenommen hatte, ohne den Direktor zu fragen. Das Ergebnis: Senta Berger wird mit 17 Jahren das jüngste Ensemblemitglied am Wiener Theater in der Josefstadt.

Sie hat in weit mehr als 20 Filmen höchst unterschiedlicher Qualität mitgewirkt, als sie 1962 nach Hollywood übersiedelt. Sie spielt in Western („Sierra Charriba“, „Die glorreichen Reiter“) und in sehr vielen Thrillern, ihre Partner sind Stars wie Frank Sinatra, Charlton Heston oder Kirk Douglas. Die wirklich großen Rollen jedoch, die, mit denen man in Oscar-Nähe gerät, die sind der Österreicherin verwehrt. „Mit meinem Akzent konnte ich kein Mädchen sein aus Atlanta oder Boston, solche Rollen haben dann andere gespielt.“

Gute Gene in der Familie

Verpasste Chance? Vielleicht. Vor allem aber ein Grund, mit Ehemann Michael endlich in Deutschland sesshaft zu werden. Eigentlich aber nicht ganz: In den 70er Jahren arbeitet Senta Berger vorwiegend in Italien und achtet dabei auch immer weniger auf die Qualität der Produktionen. So gerät sie in Klamotten wie „Als die Frauen noch Schwänze hatten“ oder Erotik-Dramen wie „Die Herrenreiterin“.

Im Kino sah man sie zuletzt in „Satte Farben vor Schwarz“, wo sie als höchst lebendige Ehefrau trotzdem mit dem kranken Gatten in den Tod geht. „Es kommen einem schon manchmal Gedanken wie: Ist das jetzt der letzte Frühling?“, sagte die Schauspielerin jetzt in Bochum. „Aber trauriger werde ich dadurch nicht. Vielleicht bin ich ein besonderer Fall von Verdrängerin.“ Sie hat gute Gene – die Mutter starb erst mit 99 Jahren.