Essen. 200 kleine, neue, komische Filme hat Anke Engelke für ihre 13 neuen Folgen von „Ladykracher” (ab Freitag, 21.15 Uhr, Sat.1), gedreht. Mit Deutschlands witzigster Frau sprach Angelika Wölke.

Sie sind die Frau mit den 250 Gesichtern. Welches 251. würden Sie nicht geben?

Engelke: Konkret kann ich das gar nicht sagen. Aber es gibt vermutlich ganz einfach Menschen, die ich persönlich aus verschiedenen Gründen ablehne. Aber ich bestimme ja nicht die Charaktere. Die kommen von unseren sieben bis acht Autoren. Die wissen irgendwie intuitiv, was ich nicht spielen würde.

Irgendwo muss es aber doch, wenn auch intuitiv, eine Grenze geben?

Engelke: Da wäre zunächst sicher das subjektive Gefühl: Ein Mensch bereitet mir Bauchweh. Aber in die Situation bin ich noch nicht gekommen.

Wo finden Sie und Ihre Autoren die realen Vorbilder?

Engelke: Konkrete Vorbilder gibt es nur selten. Ich weiß gar nicht, wo bei mir der Ordner für Vorlagen ist. Beim Spiel läuft vieles zunächst unbewusst. Man findet Figuren eher beim undefinierbaren Wühlen.

Ich müsste also keine Angst haben, mit Ihnen in den Supermarkt zu gehen und mich hinterher skurril verklärt in der Show wiederzufinden?

Engelke: Mit mir ist es super im Supermarkt. Ich bin praktisch und kenne die Preise. Aber vielleicht machen Sie etwas, das ich speichere. Ich bin keine gelernte Schauspielerin. Das ist Vorteil und Nachteil zugleich. Ich verlasse mich beim Spielen auf meine Intuition.

Zwischen Onka, dem Promi-Luder, und Patti, der Streberin – wird Ihnen da nicht schwindelig? Wie behalten Sie denn da den Überblick?

Engelke: Das ist verhältnismäßig einfach. Man kann sich das wie beim Handwerker im Baumarkt vorstellen. Ich bin ein Setzkasten und werde von verschiedenen Abteilungen zusammengebaut – Maske, Kostüm, Regie. Es dauert zwischen einer und zwei Stunden, bis ich verwandelt bin. Das ist ein klarer Prozess.

Der einen zuweilen ja auch ganz schön hässlich aussehen lässt . . .

Engelke: Es ist klar von Vorteil, wenn man uneitel ist.

Ist es Ihnen schon mal passiert, dass Sie die Proll-Britta eher unbewusst beim Bäcker gegeben haben?

Engelke: Nein, das bietet sich nicht an und drängt sich nicht auf. Die Figuren leben immer nur für die kurze Zeit der Szenen. Anders ist das bei den Blind-Date-Frauen. Die muss man komplett intus haben. Da geht man schon ein paar Tage als diese Frau durch die Gegend, um sich in ihr möglichst sicher zu fühlen und hofft, dass man sich nirgendwo in einem Fenster spiegelt. Dann verliert man die Konzentration.

Sie wollen weniger auf Missstände aufmerksam machen . . .

"Bedingungsloses Lachen ist nicht mein Thema"

Engelke: Den ganzen Tag zu jammern, entspricht nicht meinem Naturell. Das bringt auch niemanden weiter. Ich bin von der Mentalität her jemand, der erst einmal das Positive und die Leichtigkeit einer Situation sucht. . .

… und die Menschen gerne zum Lachen bringt?

Engelke: Das bedingungslose Lachen ist nicht unbedingt mein Thema. Missstände sind ja da. Nur wer die Augen zu macht, sieht die nicht. Wichtig ist aber, sich über das Gute weiterhin zu freuen. Das ist ein Fundament.

Was gibt's Neues bei "Ladykracher"?

Engelke: Wir werden die Augen vor dem aktuellen Stand der Dinge nicht zumachen, Wir sind keine Karnevalssendung. Natürlich werden wir den Krampf und die Lügen, mit denen Politik gemacht wird, beleuchten. Aber wir werden es mit guten Gefühlen beobachten.