Essen. Nordisch nett: Neue Vorabendreihe „Heiter bis tödlich“ startet mit einer Folge aus Husum. Man kann dabei kochen, bügeln oder kurz mal telefonieren, ohne allzu viel zu verpassen.

Vielleicht muss man Krimis am Vorabend ja danach bemessen, ob man dabei kochen, bügeln oder kurz mal telefonieren kann, ohne allzu viel zu verpassen oder gar den Anschluss zu verlieren. Die neuen Regionalkrimis der ARD unter dem Sammeltitel „Heiter bis tödlich“ könnten so funktionieren, wenn man die Auftaktfolge der Reihe „Nordisch herb“ (18.50 Uhr) zum Maßstab nimmt.

Alles sehr nett hier. Und von jener Musik untermalt, zu der man üblicherweise Joghurt und Leberwurst in den Einkaufswagen legt. Bloß keine Aufregung um diese Uhrzeit. Im Fahrwasser des erfolgreichen „Großstadtreviers“ lässt sich vielleicht auch an anderen Abenden Quote machen, haben die Fernsehbosse sich gedacht.

Trotz aller Leichtigkeit gibt es natürlich einen Mord

Einen Mord, nun ja, den gibt es bei aller angepeilten Leichtigkeit dennoch. Das erste Mordopfer heißt Fiete, die Sekretärin auf dem Revier Wiebke Hooge, der Jon ist Hauptkommissar, und mindestens ein Claas Petersen ist auch dabei – wenn schon regional, dann aber richtig: Willkommen bei den Nordfriesen in Husum, der grauen Stadt am Meer! In der bayrischen Variante der Serie dürfen wir uns ab 2. November gewiss auf ein paar Hubers und Hofers gefasst machen. Lokalkolorit fängt doch bei den Namen an, oder nicht?

„Hier ist alles ein bisschen anders“, begrüßt der Ermittler (Frank Vockrodt) seine neue Kollegin (Nora Neubauer) aus Berlin, und das hat man sich bei den Jungs aus dem hohen Norden ja eh’ schon gedacht. Die kippen Schnäpse und schlürfen Friesentee, der Bestattungsunternehmer liegt gern mal zur Probe im Sarg, und nachts galoppiert ein Schimmel samt Reiter übers Pflaster, dass es Theodor Storm die Freudentränen in die Augen treiben müsste. Gleich tauchen bestimmt die kernigen Werbejungs mit der Jever-Pulle auf, denkt man sich. Beim Fremdenverkehrsamt werden sie ohnehin jubeln. Schöne Bilder von alten Häuschen und saftigen Landschaften, dazu knorrige Figuren aus dem norddeutschen Typenbuch – sowas kurbelt den Tourismus an.

Es rettet allerdings über das allzu brave Krimigebräu kaum hinweg, das Carl-Christian Demke (Buch) und Holger Haase (Regie) hier zusammengerührt haben. Mit der üblichen Staffage an Verdächtigen, einem Polizeipräsidenten, der sich als schlechte Karikatur darum bemüht, an den legendären Chef von Kottan zu erinnern und offenbar die Abteilung Humor besetzen soll. Und dem Polizistenduo, das sich in bewährter Tradition mit Machosprüchen und weiblichen Kontern kratzen und beißen soll, es dann aber doch eher bei Streicheleinheiten belässt.

Biederer Auftritt

Frank Vockroth ist ein sympathischer Bursche, der sich am Raue-Schale-Weicher-Kern-Klischee abarbeitet, und Nora Neubauer, die mit dem Filmnamen Loretta Stern gestraft ist, bemüht sich um Schlagfertigkeit, wirkt allerdings doch etwas bieder im Auftritt. Aber das kann ja noch besser werden. Muss es aber nicht. Am Ende schafft man sonst die Bügelwäsche nicht.