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Kommissar Thiel findet einen Fuß ohne Leiche und muss im Tennis- und Rockermilieu ermitteln: Der 20. Tatort aus Münster – „Zwischen den Ohren“ – ist mit gutem Stoff etwas überfrachtet, Axel Prahl und Jan Josef Liefers glänzen wie gewohnt.

Vatter Thiel (Claus D. Clausnitzer) ist bekanntlich ein umtriebiger Typ. Seit inzwischen 20 Folgen nervt er seinen Sohn am Münsteraner Tatort. Doch dass ihn ausgerechnet die kontemplative Suche nach der inneren Ruhe am nächtlichen See nicht zu dem großen Fisch führt, sondern mitten in einen Kriminalfall spült, ist eher ungewöhnlich. Genau wie die restliche Handlung.

Das Duo Thiel (Axel Prahl) und Boerne (Jan Josef Liefers) liefert auch mit der neuen, der inzwischen 20. Auflage des „Tatorts – Zwischen den Ohren“(ARD, Sonntag, 20.15 Uhr) mal wieder kurzweilige Unterhaltung. Okay, so abgedreht und urkomisch, wie man das Ermittlerteam kennt, geht’s in der jüngsten Ausgabe nicht zu. Natürlich darf Karl-Friedrich Boerne seinen Mitmenschen wieder arrogante Gemeinheiten an den Kopf schleudern. „Wahre Größe“, doziert er, „zeigt der Gigant erst, wenn er auch den Zwerg am Lichtschein seines Glanzes teilhaben lässt“. Na klar, die eher kleinwüchsige Alberich (Christine Urspruch) ist die Adressatin dieser Ansprache.

Zu viel Stoff für 90 Minuten Krimi

Bei ihrem Debüt am Set in Münster haben sich Regisseurin Franziska Meletzky sowie die Drehbuchautoren Christoph Silber und Thorsten Wettcke viel vorgenommen. Zu viel für 90 Minuten Krimi, möchte man zuweilen meinen.

Das Spektrum der Handlung ist weit gefächert. Ein Fuß am Angelhaken von Vatter Thiel führt das Duo Boerne/Thiel auf der Suche nach Leiche und Mörder in die unterschiedlichsten Szenerien. Im noblen Tennisclub treffen sie auf ehrgeizige Nachwuchsförderung durch übereifrige Eltern. Am entgegengesetzten Ende der gesellschaftlichen Skala, bei den harten Jungs des Motorradclubs „Wotan Wolves“ ermitteln sie unter Rockern mit Verbindungen zum organisierten Verbrechen.

Angelehnt an einen realen Fall

Und es geht um Intersexualität. Angelehnt an den realen Fall der deutschen Tennisspielerin Sarah Gronert, die 2008 ihre Profikarriere wegen die Menschenwürde verletzender Gerüchte und Lästereien kurzfristig unterbrach. Gronert, deren Geburtsurkunde sie als Mädchen auswies, wurde im Tenniszirkus mit wachsendem Erfolg auch zunehmend wegen ihres bekannten Hermaphrodismus’ angefeindet.

Fast inflationär wird hier mit wunderbarem Stoff, aus dem Krimis gestrickt werden können, gespielt. Zugegeben, es ist eine Klage auf hohem Niveau. Aber auch wegen durchgängig fehlender Spannungsmomente wären hier weniger Handlungsstränge weniger irritierend gewesen.