München. .

Jauch, Plasberg, Maischberger, Will, Beckmann: Die Fünf-Tage-Woche des Talks in der ARD stößt selbst in den eigenen Reihen bitter auf. Der Intendant des Bayerischen Rundfunks spricht von „Fehlentwicklungen“ - und will die Sendungen unter die Lupe nehmen.

Der Intendant des Bayerischen Rundfunks (BR) und ehemalige Regierungssprecher von Angela Merkel, Ulrich Wilhelm, räumt „Fehlentwicklungen“ im Programm des öffentlich-rechtlichen Fernsehens ein. Es müsse geprüft werden, „ob man all das braucht, was man anbietet“, sagte Wilhelm am Mittwoch bei den Medientagen München.

Als Beispiel nannte er die gegenwärtigen Talkshows in der ARD. Nach dem Ende der Laufzeit der Verträge müsse genau hingesehen werden, ob diese Talkshows wirklich das leisten, „was wir uns erhofft haben als Beitrag für die öffentliche Meinungsbildung, für die Durchdringung komplexer Themen“.

Programmdirektor: Mehr an Information

Erst jüngst kritisierte eine Studie der gewerkschaftsnahen Otto-Brenner-Stiftung die Talkshow-Flut im deutschen Fernsehen. Der Verfasser der Studie, Medienwissenschaftler Bernd Gäbler, kritisierte Themendopplungen, die immer gleichen Talkshow-Gäste und die Tendenz, dass Politik immer mehr zur Show verkomme.

Seit der Premiere von Günther Jauchs gleichnamiger Sendung im Ersten am 11. September 2011 gibt es allein dort an fünf Tagen in der Woche eine Talksendung. Eine redaktionsübergreifende Datenbank solle verhindern, dass sich Themen doppeln, hieß es bei der ARD. Programmdirektor Volker Herres versprach den Zuschauern selbstbewusst „ein Mehr an Information“.

Ein Mehr an Information, das offenbar BR-Intendant Ulrich Wilhelm noch nicht sieht. Da ist er nicht allein. Auch beim Publikum ist die als „Talk-Offensive“ verkaufte Programmumstrukturierung noch nicht angekommen.

Die Gastgeber der ARD-Talkshows müssen sich durch karussellartige Sendeplatzwechsel erst wieder ihr Stammpublikum zusammensuchen. Mit Ausnahme von Günther Jauch ließen alle Gastgeber bei den Einschaltquoten federn. Vor allem Reinhold Beckmann hat zu kämpfen. Auf dem neuen Sendeplatz am Donnerstagabend sind manchmal nicht mal eine Million Zuschauer dabei. (tob/dapd)