Essen. . „Isenhart“, der in Braun- und Grautönen gehaltene ProSieben-Mittelalter-Film, wirkt konfus und billig. Er schafft es nicht, eine 800-seitige Buchvorlage halbwegs vernünftig in 120 Minuten Film zu packen. „Name der Rose“ trifft „CSI“ im Kettenhemd.
Wanderhuren und gigantische Kathedralen, tapfere Recken und gierige Geistliche. Das Mittelalter war im vergangenen Jahr meist fest in der Hand von Sat.1. Doch jetzt bittet auch Schwester-Sender Pro7 mit „Isenhart – Die Jagd nach dem Seelenfänger“ (Mo., 20.15 Uhr) zu einer Reise in die Vergangenheit – und kommt dabei manchmal ein wenig vom Weg ab.
Man kennt sie, diese Art von Rittern. Mutter bei der Geburt gestorben, Vater unbekannt. Davon nichtsahnend aufgewachsen bei einem redlichen Handwerker – in diesem Fall Schmied – und irgendwann von edlen Herrschaften aufgenommen und trainiert an Körper und Geist.
Ja, Isenhart beginnt wie so viele Filme des Genres. Dann aber horcht man auf. Denn als die Geliebte des Helden mit herausgerissenem Herz auf dem blutgetränkten Waldboden gefunden wird, schwört Isenhart (Bert Tischendorf) zwar Rache, zeigt bei der Umsetzung dieses Schwurs aber, dass er nicht nur versteht, eine scharfe Klinge zu kreuzen, sondern auch zwei und zwei zusammenzählen kann. Er sichert Spuren, sucht nach kleinsten Abwehrverletzungen, achtet überhaupt auf jedes Detail. Name der Rose trifft CSI im Kettenhemd. „Oha“, denkt man, „ein Profiler im Mittelalter, das ist wirklich mal was anderes.“
Der Film will zu viel
Doch schon kurz darauf wird man enttäuscht. Weil Regisseur Hansjörg Thurn eine Tür öffnet, dann aber nur zögernd hindurchgeht. Viel zu selten wird der ungewöhnliche Ansatz in die Tat umgesetzt.
Das liegt in erster Linie daran, dass dieser Film zu viel will. Liebesgeschichte will er sein und Okkultismus-Thriller. Kirchenkritik will er üben und für freies Denken plädieren. Und eine Geschichte will er erzählen, die versucht mit immer neuen Wendungen zu überraschen, dabei aber immer konfuser wird.
Auf der anderen Seite hat Isenhart nahezu von allem zu wenig. Zu wenig Zeit, um seinen meist von Nebelschwaden umgebenen, schlecht frisierten Charakteren Tiefe zu verleihen und die Handlungsstränge elegant zusammenzuführen. Vor allem aber hat der überwiegend in gedeckten Braun- und Grautönen gehaltene Film offenbar zu wenig Geld gehabt, um eine 800-seitige Buchvorlage halbwegs vernünftig in 120 Minuten Film zu packen. „Unterfinanziert“ kann man dazu sagen. Man kann es aber auch billig nennen.
Fehlende Gelder
So billig, dass in der mit Bergen von Kunstschnee erzeugten, angeblich eisigen Winterlandschaft nicht ein Hauch vom Atem der Protagonisten zu sehen ist. Und so billig, dass man Dialoge hört, die man ähnlich zuletzt in den Karl-May-Verfilmungen der frühen 1960er Jahre gehört hat. Da wundert es schon fast, dass Thurn es trotz fehlender Mittel geschafft hat, dem Film eine dreckige, triste, düstere Atmosphäre zu verpassen. Nur das alleine reicht leider nicht.
Mit einer guten Quote könnte es dennoch klappen. Zum einen ist die Konkurrenz, zumindest was die jüngere Zielgruppe angeht, recht schwach an diesem Abend. Zum anderen ist es halt Mittelalter. Und das geht derzeit eigentlich immer.