Essen.. Die Privatsender gehen auf ARD und ZDF los. Die Rede ist von einem Fußball-Monopol. Die Öffentlich-Rechtlichen wehren sich. Der Krach ist ein Vorspiel zum Rechte-Poker um DFB-Pokal und Bundesliga.

Der Streit um die Fernsehrechte für den bezahlten Fußball geht weiter. Der Privatsenderverband VPRT geht auf ARD und ZDF los. Er droht mit juristischen Schritten auf nationaler und europäischer Ebene. Dass das gebührenfinanzierte Fernsehen die Kritik zurückweisen würde, war abzusehen. Entscheidender ist das Wie.

Die Öffentlich-Rechtlichen sind traditionell Fußball-Sender. Dass die „Sportschau“ des Ersten dieser Tage ihr 50-jähriges Bestehen feiert, mag als ein Beispiel für viele stehen. Dazu passt, dass ihr langjähriger Vormann Ernst Huberty mit dem Sport-Oscar „Herbert“ für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde. Die Silberlocke prägte eine ganze TV-Ära.

ZDF schnappt Sat.1 die Champions League weg

Allerdings ist der Fußball-Markt in den vergangenen Wochen in Bewegung geraten. Das vergleichsweise schlecht mit Fußball-Rechten ausgestattete ZDF schnappte dem bisherigen Lizenz-Inhaber Sat.1 die Rechte für die Champions League weg. Der Vertrag läuft vom kommenden Jahr an über drei Spielzeiten, angeblich für 54 Millionen Euro pro Saison.

Die ARD gab dieser Tage ebenfalls Geld für den Publikumssport Nr. 1 aus. Allerdings mit einem Unterschied: Der Deal sicherte, im Großen und Ganzen, den Status Quo. Das Erste zeigt bis 2016 weiter die Spiele der Nationalelf, ausgenommen sind die Qualifikation für Europa- und Weltmeisterschaft. Zu dem Paket gehören aber auch unattraktivere Rechte wie die dritte Liga und Frauen-Fußball. Angeblich liegen die Gesamtkosten bei 180 Millionen Euro.

„Medienpolitische Vernunft völlig ausgeblendet“

VPRT-Chef Jürgen Doetz warf ARD und ZDF vor, beim Rechte-Kauf „die medienpolitische Vernunft und ein dem Gebührenzahler geschuldetes finanzielles Augenmaß völlig ausgeblendet“ zu haben. Pro forma setzte Doetz Hoffnungen in die Kontrollgremien der Öffentlich-Rechtlichen. Weil er aber offenbar nicht wirklich daran glauben, die Medienaufseher von ARD und ZDF könnten die Fußball-Pakete kippen, drohte er vorbeugend rechtliche Schritten „auf nationaler und europäischer Ebene“ an.

ARD-Sportrechtekoordinator Axel Balkausky wies die Kritik mit Hinweis auf die dritte Liga und den Frauen-Fußball als „haltlos“ zurück. An der Fußball-Weltmeisterschaft der habe „kein Privatsender“ Interesse gezeigt. Balkausky bestritt, dass es eine Entwicklung „hin zu einem Monopol von ARD und ZDF beim Sportrechteeinkauf“ gebe. Dem öffentlich-rechtlichen Senderverbund gehe es darum, „den Gebührenzahlern die schon bislang in der ARD übertragenen Spiele auch weiterhin zu bieten“.

Markt- und regelgerecht verhalten

ZDF-Sprecher Alexander Stock sagte, der Mainzer Sender habe sich markt- und regelgerecht verhalten. Der neue Länderspielvertrag enthalte weniger Rechte als bisher. Ferner dementierte Stock die für die Champions League genannte Summe als „deutlich zu hoch“. Den korrekten Preis nannte er nicht.

Hintergrund des Streits: Fußball gilt als das reichweitenstärke Programm des deutschen Fernsehens. Im vorigen Jahr waren 84 Prozent der 50 meistgesehenen deutschen TV-Sendungen Fußball-Übertragungen. Selbst 2009, einem Jahr ohne internationalen Fußball-Wettbewerb, stand ein Länderspiel an der Spitze der Jahresauswertung. Das WM-Qualifikationsspiel Russland gegen Deutschland lockte am 10. Oktober insgesamt 12,46 Millionen Zuschauer vor die Bildschirme. Mehr als jeder Zweite hatte die Begegnung verfolgt.

Junge Zuschauer in Massen

Was Fußball für die eher seniorenlastigen Sender ARD und ZDF noch interessanter macht: Die Sportart lockt stets auch junge Zuschauer in Massen an. Die WM-Quali gegen das russische Team hatte beim Publikum unter 50 ebenfalls einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent.

Zum Vergleich: Bei den unter 50-Jährigen erreichte das Erste voriges Jahr magere 7,3 Prozent im Schnitt. Dass das Zweite nur 6,7 Prozent in dieser Gruppe erreicht, macht das Ergebnis für die ARD nicht besser.

Gnadenlose Verteilungskämpfe

So ist zu erwarten, dass weitere gnadenlose Verteilungskämpfe um die Fernsehware Fußball folgen. Demnächst stehen Verhandlungen für die DFB-Pokal-Rechte und, weit wichtiger, für die Bundesliga-Rechte an. Komfortabel ist die derzeitige Lage vor allem für einen Spieler der Poker-Runde: die DFL.