Essen. . Helmut Thoma, von 1982 bis ‘98 Chef von RTL, kehrt als Fernsehmacher zurück. Noch in diesem Jahr will er in Düsseldorf „Volks-TV“ starten, ein Zulieferer für die Regionalsender werden.
Helmut Thoma kehrt zurück. Der 72-jährige Erfinder des Privat-Fernsehens und langjährige RTL-Boss hat eine neue Vision: Ende des Jahres will er mit seinem Partner Helmut Keiser Volks-TV, einem Verbund aus mehreren privaten Regionalsendern, starten.
Sponsoren sucht er noch, die Lizenz hat er bereits. Und eines ist dem Medien-Macher klar: Er will zu einer „merkbaren dritten Kraft“ im Fernsehen werden. Thoma will in den nächsten zwei Jahren 30 Millionen in das Projekt investieren. Der Sender werde sich über Werbung und Sponsoren finanzieren. Die privaten Regionalsender in Deutschland seien heilige Kühe, sie hätten eine Bestandsgarantie, so Thoma, „aber sie darben dahin“.
Bei NRW TV freut man sich auf die Kooperation
Kanäle wie NRW TV will er zukünftig mit Sendungen versorgen. Bei dem kleinen Düsseldorfer Sender freut man sich auf die Kooperation. „Wir haben die Rahmenbedingungen besprochen und gehen davon aus, dass wir noch in diesem Jahr starten“, erklärt der Geschäftsführer von NRW TV Ralf Neumann. Vorbild für die Zusammenarbeit seien die großen amerikanischen Networks. „Das ist ja auch ein Zusammenschluss von mehreren Sendern“, sagt Neumann. Natürlich werde das Lokakolorit erhalten bleiben.
Thoma rechnet damit, insgesamt 16 Millionen Haushalte zu erreichen. Der gebürtige Wiener ist davon überzeugt, dass die Zeit der öffentlich-rechtlicher Sender abgelaufen ist. Das System von öffentlich finanzierten Medien habe „keinerlei praktische Rechtfertigung mehr“, sagte er kürzlich der österreichischen Presse. Die einzige Berechtigung öffentlich-rechtlicher Systeme sei die Tatsache, dass sie „von der Politik erwünscht sind“.
„Das ganze Fernsehen besteht aus Kopieren“
Thoma, der ehemalige Molkereilehrling, weilte in seiner Heimatstadt Wien. Dort wurde kolportiert, dass ausgerechnet er neuer ORF-Chef will. Sein Kommentar: „Wer mit Bayern-München schon mal Europameister geworden ist, der kehrt nicht zum FC St. Pölten zurück.“
Doch auch die Privaten kommen bei ihm inzwischen nicht mehr gut weg. „Das ganze Fernsehen besteht aus kopieren“, verkündet er. Da wird es wirklich Zeit, dass er das Fernsehen noch einmal neu erfindet.