. . Vor der Intendantenwahl im Herbst wird in Thüringen aufgeräumt. Jetzt musste Unterhaltungschef Udo Foth gehen. Foht steht unter dem Verdacht, seine Position für private Zwecke missbraucht und Dritte zu Zahlungen veranlasst zu haben. Der MDR hat Anzeige erstattet.

„Beim MDR herrscht seit Jahren die organisierte Verantwortungslosigkeit“, sagt ein langjähriges Mitglied des MDR-Rundfunkrates. Seit 2005, seit der Suspendierung des ehemaligen Sportschefs Wilfried Mohlen, kommt es bei der östlichen ARD-Anstalt immer wieder zu Korruptionsaffären.

Jüngstes Beispiel in der Kette: Am Mittwoch teilte der Sender mit, dass er seinen Unterhaltungschef Udo Foth mit sofortiger Wirkung suspendiert. Foht habe seine Position für private Zwecke missbraucht und offizielles Geschäftsbriefpapier für private Zwecke genutzt sowie Dritte zu Zahlungen veranlasst, hieß es in der Erklärung aus Erfurt. Nach der Affäre um den KiKa-Herstellungsleiter Marco K., der wegen Veruntreuung von 8,2 Millionen Euro Anfang Juli vom Landgericht Erfurt zu fünf Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt wurde, erscheinen die Vorwürfe gegen Foth zunächst recht lapidar.

Richter bemängeln „keine effektiven Kontrollen“

Sie offenbaren aber etwas, was bereits der Erfurter Richter bemängelte: Beim MDR gibt es „keine effektiven Kontrollen“. In der Führungsspitze rede man sich immer wieder damit heraus, das sei die „kriminelle Energie einzelner“, sagt das ehemalige Rundfunkratsmitglied gegenüber dieser Zeitung.

Gerüchte über Foth hat es schon lange gegeben in Thüringen. Mal abgesehen von seiner Stasi-Vergangenheit als IM Udo, fand die „interne Ermittlungskommission jetzt Unregelmäßigkeiten“, wie Sendersprecher Dirk Thärichen bestätigte. Foth habe in einem Schreiben auf MDR-Papier eine Firma angewiesen, ihm 20 000 Euro zu überweisen, so Thärichen. „Wir haben die Unterlagen der Staatsanwaltschaft übergeben“, sagt Thärichen. Den Vorwurf der organisierten Verantwortungslosigkeit mag Thärichen nicht akzeptieren. „Das waren Führungskräfte. Wie soll man die überprüfen?“, fragt er. Beim MDR, so scheint’s, hat in diesem Jahr das große Aufräumen angefangen.

Im März musste Michael Schiewack gehen. das einstige Aushängeschild, das mit „Jump“ vor allem junges Publikum ansprach, wurde nach der Veröffentlichung einer hausinternen Medienanalyse verabschiedet. „Dubios“, nennt das ein Insider. Die Mitteldeutsche Zeitung schrieb damals: „Er hat alles überstanden, Klagen von Mitarbeitern, die sich zu hart angefasst fühlten und Korruptionsvorwürfe. Nun aber, fünf Jahre nach der großen Krise, die ihn zwar die Leitung seines Senders Sputnik kostete, nicht aber den geliebten Chefposten, endet die Ära Michael Schiewack beim MDR.“

Großes Stühlerücken

Im Herbst wird ein neuer Intendant gewählt. Noch Amts-Inhaber Udo Reiter kündigte im Mai überraschend an, seinen bis 2015 laufenden Vertrag in diesem Jahr aufzulösen. „Vielleicht“, so vermutet ein Insider, „soll das Haus bereinigt werden für den Nachfolger.“ Das große Stühlerücken hat begonnen. Ab November soll Stefan Raue, bisher Redaktionsleiter der ZDF-Sendung „blickpunkt“, zum MDR wechseln und den Newsdesk leiten. „In einem halben Jahr ist der MDR nicht mehr das, was er vor zwei Jahren war“, prophezeit ein ehemaliges Rundfunkratsmitglied.