Berlin. . Er ist „Der Mauerschütze“: Benno Fürmann. Im Gespräch wirkte der Teilzeit-Papa wie ein Duschgel-Boy mit Röntgenblick. Seine wassergrünen Augen enttarnen alle Geheimnisse.

Marlon Brando im Kopf, grüner Tee in der Tasse: Benno Fürmann sieht aus wie ein amerikanischer Draufgänger – spielt aber am liebsten Männer mit Vorgeschichte, Geheimniskrämer, Einzelgänger. Er hat die „Nordwand“ bestiegen, ist für die ARD jetzt „Der Mauerschütze“ und spielt demnächst im Kino Indianer Joe, den Bösewicht aus „Tom Sawyer“. Und privat? Ein Teilzeit-Papa, dem die Großstadt auf den Keks geht.

Da kommt er. Sporttasche über der Schulter, Jeans, Turnschuhe. Der gut modellierte Oberkörper guckt aus dem tiefen Ausschnitt des T-Shirts. Könnte Werbung für Duschgel sein. Aber die Szene trügt. Benno Fürmann ist erwachsener, als er aussieht, der Mann wird 40 – und in der Sporttasche ist der Judoanzug von Zoe, Fürmanns Tochter, acht Jahre alt.

Ein Straßencafé am Prenzlauer Berg in Berlin. Fürmann lässt sich in einen Liegestuhl fallen, bestellt grünen Tee. Er hat eine dreiviertel Stunde Zeit. Dann muss er die Sporttasche bei seiner Tochter abliefern. Seit Fürmann sich 2007 von Zoes Mutter getrennt hat, pendelt das Mädchen tageweise zwischen den Eltern. Heute hat sie Kampfsporttraining. Ist wohl ein Muss für ein Mädchen in den Straßen von Berlin? „.Ein hübsches Mädchen,“ wirft Fürmann ein. Aber im Ernst: „Ich finde, für Frauen ist es gut zu wissen, wo es Männern weh tut.“

An den Wochenenden fahren Vater und Tochter an die Mecklenburger Seen. Wie die gefühlte Mehrheit der Berliner Eltern sucht auch Fürmann nach einer Datsche im Grünen. Moment mal. Steht der laut „Bunte“ weit und breit attraktivste Schauspieler unter 1,77 Metern demnächst mit Holzlatschen im Salatbeet? „Je älter ich werde, desto schöner finde ich das Geräusch von raschelnden Blättern. Der Großstadtlärm geht mir jetzt regelmäßig auf den Keks.“

Vor der Kamera spielt Fürmann selten Väter. Eher Einzelgänger. „Im Idealfall, um daran zu reifen und am Ende ein bisschen kompletter dazustehen.“ Ist er selbst so, erkennt er sich da wieder? „Natürlich. Früh allein zu sein und alles mit sich selbst auszumachen – das war bei mir genauso.“ Fürmann ist sieben, da stirbt seine Mutter. Acht Jahre später sein Vater. „Vom Gefühl her war ich ganz allein. Es gab keine Grenzen.“

Der Junge aus Kreuzberg droht zu verwildern und wird ins Rheinland aufs Internat geschickt, um die Mittlere Reife nachzuholen. „Zwischen 15 und 25 habe ich sehr intensiv gelebt.“ Die Regisseure sehen das in ihm, schätzen es.

Am 3. August läuft „Der Mauerschütze“ (ARD) mit Benno Fürmann in der Hauptrolle, ein leises, aber kraftvolles TV-Stück kurz vor dem 50. Jahrestag des Mauerbaus. Die Geschichte: Ein erfolgreicher Klinikarzt will Ordnung in seine Vergangenheit bringen. Als DDR-Grenzpolizist hat er vor der Wende auf ein flüchtendes Paar geschossen und den Mann getötet. Jetzt, 16 Jahre später, sucht er die überlebende Frau auf, verliebt sich in sie.

Seine Filmfigur trägt Brille. „Weil er sich dahinter versteckt.“ Ein Schluck Tee. Ein Seitenblick aus den jetzt brillenlosen blauen Augen, die fast zu groß sind für die Lider. „Killerblick“ haben Kritiker das genannt. Röntgenblick wäre besser. „Außerdem sagen mir immer alle, wenn ich eine Brille aufhabe, sähe ich so intellektuell aus.“ Breites Grinsen. „Menschen sind ja so leicht zu manipulieren.“