Essen. . Es soll einmal mehr die spektakulärste aller Staffeln werden: Am Montag hat RTL 2 die elfte Runde Big Brother gestartet. Sonja Zietlow moderiert, 15 Bewohner sollen ein privates Geheimnis hüten. Das größte Geheimnis am Anfang aber ist: Wer soll sich das noch anschauen?

Stell’ dir vor, der Fernseher läuft und niemand sieht hin. Warum RTL 2 beschlossen hat, die elfte Staffel aus der Container-Hölle auszustrahlen, ist ein Rätsel. Ob die Produzenten wirklich hoffen, mit einer Sendung wie Big Brother noch Zuschauer vor den Fernseher zu locken oder möglichst billig Sendezeit zu füllen, muss dahingestellt bleiben.

Worauf die Big-Brother-Macher setzen, erfährt man im Vorspann: Erotik, Tränen, Streit und Spannung. Angepriesen wird der Auftakt als spektakulärste aller Staffeln. Es mag vor elf Jahren noch eine gewisse Faszination gehabt haben, Privatsphäre zu missachten und Menschen beim Existieren zuzusehen. Heute aber, wo das Fremdschämen im Privatfernsehen auf der Tagesordnung steht, ist ein Format wie Big Brother nichts Besonderes mehr.

Den 15. Kandidaten wählt das Publikum

Sonja Zietlow, die Trash-Lady des deutschen Fernsehens, verschont den Zuschauer nach dem Dschungelcamp auch in dieser Sendung nicht vor ihrer schrillen Stimme und ihrer aufgesetzten Begeisterung für eine zweifelhafte Sache. Piepsend kündigt sie den Einzug der fünfzehn Kandidaten in die Zwangs-WG an. Abgelöst werden soll die Moderatorin von Aleksandra Bechtel, wenn die aus ihrer Babypause zurück ist.

Die Neuigkeit: vierzehn Bewohner stehen bereits fest, über den fünfzehnten entscheidet das Publikum. Die Gesichter von flüchtig ausgeschnittenen Mona-Lisa-Masken bedeckt, schreiten die Kandidaten in kuttenartigen Gewändern vor die Kamera. Eine unerträgliche Stimme, wie man sie aus Geisterbahnen kennt, plappert bedeutungsschwanger vor sich hin und versucht, Spannung zu erzeugen. Wer die ersten sieben Minuten der Sendung unbeschadet überstanden hat, wird vielleicht dranbleiben. Aber drei Stunden lang? Die Ausschaltquoten werden es zeigen.

Ein modernes Kuriositätenkabinett

Scheiterte bei DSDS und im Dschungelcamp – und versucht’s jetzt bei Big Brother erneut: Lisa Bund. (Foto: Michael Kleinrensing)
Scheiterte bei DSDS und im Dschungelcamp – und versucht’s jetzt bei Big Brother erneut: Lisa Bund. (Foto: Michael Kleinrensing) © WP Michael Kleinrensing

Zieht es den ein oder anderen doch vor den Fernseher, um sich diesem Grauen hinzugeben, dann aus dem gleichen Grund, aus dem Menschen früher auf Jahrmärkte gingen und sich an dort zur Schau gestellten Freaks ergötzten, Wesen, mit denen es die Natur nicht allzu gut gemeint hat. Big Brother ist ein modernes Kuriositätenkabinett, eine Freakshow unserer Zeit.

Die gute Nachricht zuerst: Die elfte Staffel dauert „nur“ 100 Tage, in der zehnten waren es noch 211 Tage. Die Wohnräume sind geräumiger, die Einrichtung luxuriöser. So dürfen sich die Kandidaten über eine Regendusche freuen, allerdings ohne Kabine oder Duschvorhang. Aber auch die Regeln sind härter: Jeder der Bewohner birgt ein persönliches Geheimnis, das es zu hüten gilt. Kommt es raus, landet der Geoutete auf der Nominierungsliste.

Valencia hat Botox in den Füßen

Die 15 Bewohner geben sich tatsächlich dem Glauben hin, „die nächsten Tage zu den wichtigsten und erfolgreichsten ihres Lebens“ machen zu können, wie die Geisterbahnstimme verheißt. Als erste darf Valencia in das Gefängnis mit den durchsichtigen Wänden. Sie hat eine Geschlechtsumwandlung hinter sich und fühlt sich nur mit einer dicken Schicht Make-up wohl. Um mehrere Kilometer täglich in Stilettos zurücklegen zu können, ließ sie sich einst Botox in die Füße spritzen. Ihr Geheimnis: Sie saß im Jugendknast.

Ein wahrlich düsteres Geheimnis hat der heiße Spanier David: er war mal ein dickes Kind. Welche Verzweiflung muss die Produzenten getrieben haben. Auch der leidenschaftliche Briefmarkensammler Cosimo, der mangels Ausbildung noch bei Mama wohnt, darf sein Glück versuchen. Sein Motto lautet: „Ohne Spaß kein Fun“. Sollte Rayo gewinnen, hat er ein Problem: er müsste die 100 000 Euro nämlich mit seinem Engel Zirzel teilen, der ihn immer begleitet. Ob jemand hinter dieses Geheimnis kommt?

In der Küche geht der Gesprächsstoff aus

Während die ersten Bewohner versuchen, bei einem Begrüßungstrunk miteinander warm zu werden, bleibt der Rest im Studio noch der Ungewissheit überlassen. Als den Kandidaten in der Küche der Gesprächsstoff auszugehen droht, stürmt die ehemalige DSDS-Kandidatin Lisa in die stocksteife Runde und verbreitet gute Laune in der Big-Brother-WG. Ihr Geheimnis? Sie muss alles dreimal machen, was auch immer das bedeuten mag. Nur zu gerne überlässt man als Zuschauer die Kandidaten sich selbst. Sie werden sich schon zu beschäftigen wissen.