Marl. . Kurt Krömer machte die beste Witze, Schauspielerin Marie Bäumer eine großartige Figur. Aber für den ersehnten Glanz bei der Verleihung des Grimme-Preises sorgte vor allem einer: Thomas Gottschalk, ausgezeichnet für sein Lebenswerk.
Entertainer Kurt Krömer machte die beste Witze, Schauspielerin Marie Bäumer eine großartige Figur. Aber für den ersehnten Glanz bei der 47. Verleihung des Grimme-Preises sorgte vor allem einer: Moderator Thomas Gottschalk, ausgezeichnet für sein Lebenswerk.
Grimme-Preis in Marl
Gottschalk, Gottschalk, über alles. Der große Blonde mit den schwarzen Schuhen brachte der 47. Verleihung des Grimme-Preises in Marl den ersehnten Glanz. Schon als die Limousinen vor dem Stadttheater vorfuhren, warteten alle nur auf den ZDF-Star von „Wetten, dass..?“. Folge-richtig konnte sich schon der erste Preisträger des Abends, ARD-Anarcho Kurt Krömer, einen Seitenhieb auf die TV-Legende nicht verkneifen.
Bereits um 18.22 Uhr hatte Christin Basler (9) ihre Sternstunde, pardon: Sternminute erlebt. Der „Haribo-Mann“, so ein Zuschauer über Gottschalk, machte das, was er am besten kann: Der 60-Jährige, in dunkelgrauem Zwirn für seine Verhältnisse ungewöhnlich dezent, reagierte spontan, marschierte auf die mehreren hundert Fans zu und schüttelte Hände – wie die von Christin. Das blonde Mädchen strahlte. „Ich finde ihn toll, er macht immer Witze.“
Keinen Witz hatte Gottschalk gemacht, als er vor der Gala in der „FAZ“ mäkelte, er habe sich die Besondere Ehrung des Volkshochschulverbandes „ersessen“. Der Mainzelmann ließ durchblicken, dass er lieber eine Trophäe für eine herausragende Einzelleistung als Moderator erhalten hätte. Zum Jahresende verlässt er die Show, mit der er TV-Geschichte schrieb.
Auch Marie Bäumer kann Glanz
Glanz können aber auch andere – wie Marie Bäumer. Die Gangster-Gattin aus der prämierten ARD-Serie „Im Angesicht des Verbrechens“ schritt schon beim Aufwärmen im Rathaus die Treppe mit dem roten Teppich würdig wie eine Diva hinauf.
Hinter der Serie steckt Grimme-Rekordhalter Dominik Graf. Der Regisseur erhielt seinen neunten Preis. Er bekannte sich zum Fernsehen. „Ich wünsche mir sehr, wieder einen Kino-Film zu machen. Aber die Finanzierung ist mir zu kompliziert. Da geht es beim Fernsehen schneller – selbst mit den Gremien der Öffentlich-Rechtlichen.“
Die Öffentlich-Rechtlichen durften sich später ausgiebig feiern. Diesmal gingen die Privaten, erstmalig seit langer Zeit, leer aus. Moderator Willi Weitzel rollte den Preisträgern mal klug, mal witzig den sprichwörtlichen Teppich aus, auch für Emotionen war Platz. Preisträgerin Nina Kunzendorf nahm Weitzel schlicht in die Arme. Michelle Barthel (17) meinte über ihre Rolle als Aschenputtel aus schwierigen Verhältnissen: „Wenn man sich lieb hat, kann man alles schaffen.“ Carolyn Genzkow (18), Partnerin des abwesenden Götz George in „Zivilcourage“, brach eine Lanze für die Schwachen im Land. Die „Tatort“-Kommissare Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec appellierten an Mut zur Qualität im Fernsehen. „Neue Vahr Süd“-Talent Frederick Lau (21) strahlte einfach nur.
Thomas Gottschalk überzieht
Bei der Gala mit dem von Simon Stockhausen komponierten „Grimme-Groove“ ging es natürlich um weit mehr als glanzvolle Auftritte. Die Jury honorierte nicht nur kluge Information, sondern auch mutigen Journalismus. Die Doku „Aghet – ein Völkermord“ über den Massenmord an Armeniern im Jahr 1915 brachte Regisseur und Autor Eric Fiedler, dezent formuliert, eine Menge Ärger ein.
Ach ja, Thomas Gottschalk. Der kam zum Schluss, um 21.31 Uhr, eine halbe Stunde später als geplant, und sprengte den vorgegebenen Zeitrahmen. Aber wie formulierte es Gottschalk doch in seiner Dankesrede. Die Preisträger seien nur einer Instanz verpflichtet – dem Publikum.