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Die 25. Ausgabe der ProSieben-Sendung “Schlag den Raab” war die bisher eindeutigste und langweiligste. Kandidatin Ria (25) aus Münster hatte nicht den Hauch einer Chance gegen Stefan Raab und wurde somit die erste Kandidatin ohne einen Punktgewinn.

Das Konzept von „Schlag den Raab“ fußt auf drei Bestandteilen, die die Sendung so erfolgreich machen: 1. Der fast krankhafte Siegeswillen von Stefan Raab. 2. Ein charismatischer und ebenbürtiger Kontrahent. 3. Innovative Spielkonzepte. Die 25. Ausgabe – von Moderator Matthias Opdenhövel als Silberhochzeit bezeichnet – bot leider nur den ersten der drei Punkte. Dementsprechend ist die eigentliche Sendung auch schnell nacherzählt: Kandidatin Ria Sabay aus Münster, Medizinstudentin und ehemalige Profi-Tennisspielerin, konnte Raab in keinem einzigen der Wettkämpfe bezwingen. Somit wurde ihr die zweifelhafte Ehre zuteil, als erste Kandidatin ohne einen einzigen Punktgewinn die Sendung beenden zu müssen, Raab gewann ungefährdet mit 66 zu Null Punkten. Die 25-Jährige, die erst vor einem Monat geheiratet hat, konnte somit den Traum von 500.000 Euro sehr schnell begraben, während Raab seinen 17. Sieg in 25 Sendungen feiern konnte.

Bei einem Großteil der Wettbewerbe war Ria ihrem Kontrahenten hoffnungslos unterlegen, etwa als es darum ging, ein Seil besonders stark zu verknoten oder Prominente anhand von Fotos zu erkennen. Manchmal fehlte der 25-jährigen Studentin auch schlichtweg das notwendige Glück, etwa bei dem Spiel „Axtwerfen“ als ihre doppelseitige Axt in der Zielscheibe genau über dem Bullseye stecken blieb, ohne es zu berühren. Somit gab es für Ria nur vier anstelle von acht Punkten, so dass sie am Ende auch dieses Spiel verschenken musste. Somit passte die Einschätzung des gut aufgelegten Kommentators Frank Buschmann, Ria habe einen „gebrauchten Abend“ erwischt. Insgesamt aber wirkte Ria überfordert und in den entscheidenden Momenten versagten ihre Nerven, während Raab in seiner typisch verbissenen Art und Weise Punkt um Punkt sammelte. „Eine typische Brille“, fasste die Münsteranerin ihre Niederlage zusammen, ein Tennis-Ausdruck für eine 6:0, 6:0-Niederlage.

Dauerwerbesendung wörtlich genommen

Die Raab’sche Dominanz machte jedoch deutlich, woran die Sendung grundsätzlich krankt. Bei einer spannenden Sendung wie der vorherigen Sendung gegen Thorsten, die erst um 1:35 Uhr beendet war, fallen diese Schwächen weitaus weniger auf als bei einem einseitigen Wettkampf der gnädigerweise schon um 0:20 Uhr sein Ende fand. Besonders störend wirkten sich die ständigen Werbeunterbrechungen aus. Es scheint als hätte ProSieben bereits nach den ersten Spielen geahnt, dass diese Ausgabe frühzeitig beendet sein würde. So wurde praktisch als Ausgleich für die fehlenden Sendeminuten die Sendung derartig mit Werbung vollgestopft, dass man eher das Gefühl hatte, die Spiele unterbrächen die Werbung als umgekehrt.

Die Unterbrechungen waren in diesem Fall nicht so schlimm, denn so einfallslos wie in dieser Ausgabe waren die einzelnen Wettbewerbe bei „Schlag den Raab“ schon lange nicht mehr. Außer dem bereits erwähnten Axtwerfen und dem Abräumen von Holzklötzen mit einem Pendel, während der Kandidat auf einer sieben Meter hohen Hebebühne stand, war diesmal kein Wettkampf dabei, der nur annähernd das Prädikat innovativ verdient hätte.

So plätscherte ein Großteil der Sendung vor sich hin, aufgeheitert von den musikalischen Gästen „Mando Diao“, der Raab-Entdeckung Christian Durstewitz und dem „I Need a Dollar“-Interpret Alloe Blacc. Anders als bei „Wetten, dass...?“, dem Urmeter der überlangen TV-Unterhaltung in Deutschland, sind die Musik-Acts aber eher schmückendes Beiwerk denn integraler Bestandteil des Sendeablaufs. Dafür ist „Schlag den Raab“ zu stark auf den eigentlichen Wettkampf ausgerichtet, und Matthias Opdenhövel spielt trotz seiner Rolle als Moderator stets die zweite Geige hinter Konzertmeister Stefan Raab. Ein Umstand, den Thomas Gottschalk bei Michelle Hunziker wohl kaum zu befürchten hat.

Zu lange Kandidaten-Kür

Der Millionen-Gewinner Nino Haase. Foto: Kristin Haug/ddp
Der Millionen-Gewinner Nino Haase. Foto: Kristin Haug/ddp © ddp

Eine weitere Unart von „Schlag den Raab“ ist die viel zu lange Kür des Kontrahenten des „TV Total“-Moderators Stefan Raab, die fast die erste Stunde der Sendung einnimmt. Warum man nicht eine Sondersendung einen Tag vor der eigentlichen „Schlag den Raab“-Folge veranstaltet und dann Samstagabend direkt mit den Spielen beginnt, weiß wohl nur die Produktionsfirma.

Des Weiteren leidet die Auswahl der potenziellen Raab-Gegner unter ihrer Vorhersehbarkeit. Mindestens drei der fünf Kandidaten gehört zu der Rubrik „Erfolgreicher Akademiker, der nebenbei noch Extremsport betreibt, 2,5 Sprösslinge hat und ehrenamtlich ein SOS-Kinderdorf betreut“. Bei einem Kandidaten wie Lufthansa-Pilot Till („Ich würde die 500.000 Euro verwenden, um einen Teil meines Hauses abzubezahlen und eine Party auf einem Schiff auf dem Ammersee zu veranstalten.“) fällt es schwer, vom typischen Underdog zu sprechen, dem man es gönne, den Raab zu schlagen. Häufig wirken solche Kandidaten in ihren Einspielern so natürlich wie Stefan Raabs imposantes Gebiss.

„SdR“ populärster Begriff bei Twitter

Beim Internetdienst „Twitter“ wurde daher mehrfach der Wunsch nach einem Kandidaten laut, der „Eckhart heißt, auf’m Bau malocht und Playstation spielt“ oder zumindest jemandem, der nicht mit Anfang 30 mehrere Doktortitel hat und ein Dutzend Sportarten semi-professionell betreibt. Kaum eine andere Sendung wird auf Twitter parallel zu Ausstrahlung derart aktiv kommentiert wie „Schlag den Raab“, von der Bewertung der einzelnen Kandidaten über die Bewertung der Spiele bis zur Beantwortung einzelner Fragen bei den Rate-Spielen. Diesmal wurde das Schlagwort – in Twitter-Sprech „Hashtag“ genannt– „SdR“ (für „Schlag den Raab“) derart häufig verwendet, dass es zeitweise der am häufigsten verwendete Begriff auf Twitter war. Dies sorgte für ein gewisses Maß an Verwunderung bei amerikanischen Twitterern, die mit „SdR“ herzlich wenig anfangen konnten, zeigt aber auch, wie populär die Sendung bei der so begehrten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen ist.

Um die Popularität der Sendung aufrecht zu erhalten, sollte ProSieben versuchen, die Sendung nicht noch weiter aufzublähen. Mehr Sendung und weniger Dauerwerbung wäre für die nächste Sendung bereits ein Anfang, ebenso wie innovativere Wettbewerbe. Wenn dann auch noch der richtige Kontrahent gegen Stefan Raab antritt, könnte es wieder eine denkwürdige Ausgabe werden, wie es die Sendungen mit Thorsten, „Hass-Martin“ und dem dreifachen Millionär Nino waren.