Paris. .
Das französische Fernsehen macht aus den Roman-Klassiker von Antoine de Saint-Exupéry eine Trickfilmserie. Das Projekt der Superlative entsteht in Koproduktion mit dem WDR. In 80 Ländern wird die Serie laufen, ab Oktober 2011 auch in Deutschland.
Glühende Verehrer des Kleinen Prinzen geraten Weihnachten in Entzückung. Der französische TV-Sender „France 3“ beginnt mit der Ausstrahlung einer neuen Trickfilmserie, die anschließend in 80 Länder um den ganzen Erdball gehen wird.
Es ist ein Projekt der Superlative. Drei Jahre Vorbereitungszeit stecken in der 18,6 Millionen Euro teuren und 52 Episoden umfassenden Serie, an der mehr als 400 Künstler Zeichner und Musiker mitgewirkt haben: von Tennislegende Yannick Noah, der den Titelsong singt, bis zum WDR-Rundfunkorchester, das die Filmmusik einspielt. „Wir bieten einen multimedialen Kleinen Prinzen für die Kinder des 21. Jahrhunderts“, sagt Olivier d’Agay, Großneffe des legendären Autors und Piloten Antoine de Saint-Exupéry. Dementsprechend zeitgemäß seien die Botschaften des neuen Kleinen Prinzen. „Er verkörpert nachhaltige Entwicklung, den Frieden auf der Welt, die Kindheit.“
Ein Märchen 2.0
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Einen kleinen Prinzen 2.0 zu schaffen, ohne Saint-Exupéry zu verraten: Gelingt dieser Spagat? Puristen schütteln heftig das Haupt und geraten allein schon beim Anblick des Fernseh-Blondschopfes in Wallung. Sein Armeemantel ist nicht mehr grün, sondern funkelnd blau, und anstelle des erwachsenen Erzählers führt nun der Hauptdarsteller selbst durch die Geschichte. Den Fuchs erlebt das TV-Publikum nun als einen kecken Gesellen, der vorlaut über die Mattscheibe stolziert, und der Rose haben sie ein Frauengesicht verpasst. Überhaupt: Um 52 Episoden stemmen zu können, musste sich das Drehbuch zwangsläufig von Saint-Ex’ Originalversion entfernen.
So besucht er nicht nur die aus dem Buch bekannten Planeten, sondern gänzlich neue Welten. Während das Buch zur Hälfte von Erwachsenen gelesen wird, spricht die Fernsehserie allein Kinder im Alter zwischen sechs und zehn Jahren an. Kurzum: Sie haben die Prinzenrolle ganz gründlich verändert.
In der Bestsellerliste hinter der Bibel
Der poetische Naivling verwandelt sich in einen glamourösen Abenteurer. Dem kommerziellen Erfolg wird der Rollenwechsel bestimmt keinen Abbruch tun. Im Gegenteil: Mit 145 Millionen verkauften Exemplaren rangiert der Kleine Prinz in der ewigen Bestsellerliste ohnehin längst auf Platz drei – hinter der Bibel und dem „Kapital“ von Karl Marx. Hinzu kommt die beeindruckende Vermarktungsmaschinerie, die die geschäftstüchtigen Saint-Ex-Erben in Gang gesetzt haben. In der imposanten Internet-Boutique bieten sie fast alles an, was die Herzen der Prinzen-Liebhaber höher schlagen lässt: Bettwäsche und Babykleidung, Rucksäcke und T-Shirts, Kalender und Kopfhörer, Figuren und Uhren. Mit Beginn der neuen Trickfilmserie überschwemmen sie den Markt mit neu illustrierten Büchern, DVDs und Hörbüchern, in denen auch das populärste Zitat des modernen Märchens auftaucht: „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
Obwohl sich der „Kleine Prinz“ für die Erben des legendären Schriftsteller-Piloten als ein lukratives Geschäft er-weist, geht es hinter den Kulissen drunter und drüber. Nach dem Tod des kinderlosen Au-tors im Jahr 1944 hatten sich seine Witwe Consuelo und die Familie darauf verständigt, das Erbe und sämtliche Einnahmen zu teilen. Die Familie bestimmt allein über die Rechte am Werk. Das Problem: Die Familie ist tief zerstritten.