Der ARD-“Tatort“ wird 40 Jahre alt - und behauptet sich so als echter Dauerbrenner der deutschen Fernsehgeschichte. Allein in diesem Jahr schalteten im Schnitt rund 8,53 Millionen Zuschauer die Krimiserie ein.
Am Montag wird der ARD-“Tatort“ 40 Jahre alt und zählt damit zu den Dauerbrennern der deutschen Fernsehgeschichte. Und noch immer kann sich der Mord zum Sonntag einer wachsenden Fangemeinde erfreuen: In diesem Jahr schauten im Schnitt rund 8,53 Millionen Zuschauer bei der Krimiserie zu, soviele wie noch nie seit der ersten Ermittlung der Jahresdurchschnittswerte 1995. Die meisten Fans hat die Serie in Hessen, Bremen und dem Saarland, ergab eine Analyse der Einschaltquoten durch Media Control - und dass der „Tatort“-Zuschauer im Schnitt 56 Jahre alt ist.
Tatort-Kommissare im Schatten von Schimanski
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Die Erfindung der ARD-Erfolgsserie ist eigentlich dem ZDF zu verdanken. Dort lief Ende der 1960er Jahre so erfolgreich „Der Kommissar“ mit Erik Ode, dass sich die ARD unter Druck sah. Der WDR beauftragte Gunther Witte, eine Alternativserie zu entwickeln. Und Witte erinnerte sich an seine Schülerzeit zurück, als er samstagabends im Radiosender RIAS die Sendung „Es geschah in Berlin“ hörte. „Die war sehr dokumentarisch, behandelte echte Fälle, hatte immer mit Berlin zu tun und war sehr spannend“, berichtete Witte im April der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.
Erster Tatort war vom NDR
Das, was ihn als Schüler an „Es geschah in Berlin“ fesselte, versuchte Witte in ein Fernsehformat umzumünzen. Gleichzeitig suchte er nach einer Lösung, die die Regionalität der ARD abbildete: Deshalb sollte jede Sendeanstalt des Senderverbundes ihren eigenen „Tatort“ produzieren. Als Erstes durfte der NDR ran. Kurioserweise war der am 29. November 1970 als erster „Tatort“ ausgestrahlte Film „Taxi nach Leipzig“ ursprünglich gar kein „Tatort“. Der Krimi mit Kommissar Trimmel war schon vor Beschluss der Serie gedreht worden - seinen „Tatort“-Stempel bekam er im Nachhinein.
40 Jahre Tatort
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Am Sonntag wird in Folge 791 erstmals Ermittler Felix Murot in den Dienst eintreten. Mit Ulrich Tukur spielt ein vielfach ausgezeichneter Schauspieler den neuen Kommissar - auch die Bekanntheit der Darsteller ist eines der Geheimnisse des „Tatort“-Erfolgs. „Über die Jahrzehnte haben wir alle kriegen können, die wir wollten. Denken Sie nur an Curd Jürgens oder Agnes Fink. Es hat sich nie jemand dagegen gesperrt“, sagt Witte, der lange der bundesweite „Tatort“-Koordinator war.
Von Götz George bis Manfred Krug
Götz George als „Schimanski“ oder Gustl Bayrhammer als Münchner Ermittler Melchior Veigl mit seinem Dackel „Oswald“, dazu Manfred Krug als Paul Stoever oder Peter Sodann als ostdeutscher Kommissar Bruno Ehrlicher waren weitere Publikumsmagneten. Demnächst steigt Joachim Król als hessischer Ermittler ein. Doch neben den starken Kommissaren, der regionalen Verbundenheit und möglichst lebensnahen Geschichten war auch das Brechen von Tabus einer der Gründe für den Dauererfolg.
Ganz oben steht dabei aus dem Jahr 1977 die Folge „Reifezeugnis“, die von Regisseur Wolfgang Petersen gedreht wurde. Das verbotene Liebesverhältnis der jungen Schülerin Sina Wolf mit Lehrer Fichte, von Nastassja Kinski und Christian Quadflieg gespielt, beschäftigte die ganze Nation. Ähnlich große Aufregung löste Anfang der 80er Jahre vor allem Schimanski aus: Tagelang war nach den Folgen das größte Thema, wie oft der Duisburger Ermittler denn nun wieder „Scheiße“ gesagt hatte. Trotzdem wurde „Schimi“ 2008 in einer repräsentativen Umfrage zum mit Abstand beliebtesten Ermittler der Seriengeschichte gewählt.
Die aufgeregten Diskussionen sorgten in der „Tatort“-Redaktion meist für Genugtuung, weil damit mal wieder belegt war, dass die Serie Gesprächsthema ist. Doch 2007 war dies anders: Die Folge „Wem Ehre gebührt“ um Inzest und Mord in einer Familie der alevitischen Minderheit führte wegen ihres angeblich diskriminierenden Tenors zu Demonstrationen. Anders als vielfach behauptet befinde sich die Folge mit Maria Furtwängler aber nicht im „Giftschrank“ - sie könne jederzeit wiederholt werden, sagt eine NDR-Sprecherin. Tatsächlich laufen in den dritten Programmen fast täglich Wiederholungen. Die Wartezeit zum neuesten „Tatort“ am Sonntag will ja überbrückt werden. (afp)
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