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„Jeder könnte sie getötet haben. Uns gibt es ja nicht“, sagt Nadja – und offenbart damit das schwierigste Rätsel am Tatort „Die Unsichtbare“. Illegale Einwanderer und Ausbeutung sind die Themen, mit denen sich das Stuttgarter Duo plagen muss. Und dazu kommt ein Wust an Schauplätzen.

Dieser Tatort beginnt so, wie eigentlich kein Tatort mehr anfangen sollte: Zwei Jogger laufen durch den Schnee im Wald und stoßen auf eine Leiche. Originell an der Situation ist lediglich, dass Kommissar Thorsten Lannert selbst einer der Jogger ist (mit Stirnband und Trainingshose) und somit von den Polizisten am Tatort nicht erkannt wird. Dennoch darf er sofort gemeinsam mit seinem Kollegen Sebastian Bootz die Ermittlungen aufnehmen. Was für ein Glück. Und damit startet ein großer Wust an Abschiebehaft, illegale Einwanderer, Familientragödie und Ausbeutung - rund um „Die Unsichtbare“.

Masse statt Klasse

Und dann gibt es da noch den Dienststellenleiter der Ausländerbehörde, der vorgibt, die Frau nicht zu kennen, jedoch ganz offensichtlich in den Fall verwickelt ist. Auch Wissenschaftler Dr. Jochen Winterberg, der ein Verhältnis mit der Toten hatte und sich mit ihr „seelenverwandt“ fühlte – obwohl reich verheiratet –, ist irgendwie verdächtig. Und wie steht es eigentlich um den Chef der Großreinigung, in der die Tote anfangen sollte illegal zu arbeiten?

Bei so vielen Hauptschauplätzen bringt es nur wenig, dass sich der Schulleiter der Kinder über die schlechten Bildungschancen von Kindern illegaler Einwanderer aufregt, dass Kommissar Sebastian Bootz sich um die Bildung seiner privilegierten Tochter sorgt, dass die Tochter der Unsichtbaren schwer herzkrank ist, dass der Gerichtsmediziner mit Toten sprechen kann, und dass Kommissar Thorsten Lannert es sich beinahe mit seiner Nachbarin verscherzt. Viele Handlungsstränge – und nur wenige führen zum Ziel.

Das ist schade, denn dabei geht die Wirkung vieler guter Schauspieler verloren. Die Kinder der Toten etwa (Lukas Schust und Ella Zirzow) wirken so unglaublich tapfer in ihrer aussichtslosen Situation. Martin Brambach als Dr. Winterfeld spielt den realitätsfremden, pedantischen Wissenschaftler. Und auch der Humor, mit dem das Ermittler-Team an die Arbeit geht, geht durch zu viel edle Handlungen und „Gutmenschentum“ verloren. Wer es mit der „Unsichtbaren“ aufnehmen will, sollte sich bereit halten, den Überblick zu behalten.


ARD/SWR-Tatort „Die Unsichtbare“, Sonntag, 14. November, 20.15 Uhr.


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