Essen/Berlin. .

Rufus Sewell spielt die Hauptrolle in den „Säulen der Erde“. Über acht Millionen Zuschauer haben ihm allein in Deutschland schon im ersten Teil zugesehen. Und drei weitere Teile kommen noch.

Der Bart ist ab. Und den eher schlichten Wams hat der dunkelhaarige Mann auch schon länger wieder gegen einen eleganten dunklen Anzug getauscht. Weil er zurück ist aus dem Mittelalter, wo er „Tom der Baumeister” genannt wurde und Steinmetz war. Zurück in der Gegenwart, in der er Rufus Sewell heißt und Schauspieler ist. Zurzeit in Ken Folletts „Säulen der Erde” (Folge zwei am Montag, 20.15 Uhr, Sat.1).

Über acht Millionen Zuschauer haben ihm allein in Deutschland schon im ersten Teil zugesehen. Und drei weitere Teile kommen noch. Vier Folgen, die Sewells Leben ändern werden. Schon weil er anschließend so bekannt ist, dass man endlich einen Namen zu dem Gesicht hat, das man kennt aber nicht so genau einordnen kann. Sewell hat das nicht gestört. Weil er nur so relativ ungestört mit seiner alten Leica in der Hand spazieren gehen und Fotos machen konnte. Das dürfte nun schwierg werden.

Allerdings wird ihn künftig auch kein Autogrammjäger mehr – wie in der Vergangenheit mehrfach passiert – mit Joaquin Phoenix verwechseln.

Dabei sind die Säulen nicht die erste Reise durch die Zeit für den 43-jährigen Briten gewesen. Shakespeare hat er oft auf englischen Bühnen gegeben und auch im Kinofilm „Ritter aus Leidenschaft” regelmäßig zum Schwert gegriffen – dort war er 2001 Graf Adhemar, der Gegenspieler von Heath Ledger. „Stimmt”, sagt Sewell. Das habe aber, versichert er, nichts mit einem besonderen Faible, für diese Epoche zu tun. „Das liegt an den Casting-Direktoren”, glaubt er. „Die sehen mich offenbar gerne in mittelalterlichen Rollen.“

Wofür ihnen Rufus im Fall der Säulen-Verfilmung dankbar ist. „Ich bin glücklich, diese Chance bekommen zu haben”, sagt er. Ist ja nicht irgendein Film, sondern ein Vierteiler, der auf einem der erfolgreichsten Bücher der letzten 20 Jahre basiert. Ein Klassiker, der alleine in in Deutschland knapp vier Millionen Mal über die Ladentheken ging und den angeblich jeder vierte Engländer irgendwann einmal gelesen hat. Russell muss lachen. „Ich kannte das Buch nicht, als mir die Rolle angeboten wurde.” Aber seine Mutter, die stand im Stoff. „Sie liebt dieses Buch.”

Harte Dreharbeiten

Sewell hat es dann schließlich auch gelesen und „war begeistert”. Von der facettenreichen Geschichte und den interessanten Figuren. Allen voran Tom Builder, der Mann, der den Bau der Kathedrale anstößt. „Ein Mann, der nicht perfekt ist”, findet Sewell. „Aber einer, der auch sehr viel Herz hat. Deshalb hat die Rolle gerne angenommen. Und weil Builder „eine sehr komplexe Persönlichkeit” ist.

Vor Beginn der Dreharbeiten hat der Schauspieler ein Praktikum als Steinmetz absolviert. Denn die Steine im Film sind echt. Und nicht nur die. Computertricks jedenfalls wurden nur eingesetzt, wenn es gar nicht anders ging. „Wir wollten so realistisch wie möglich sein.” Dem Vierteiler ist dieser Anspruch gut bekommen, für die hochkarätige Schauspielerriege aber war es oft anstrengend.

Denn selbst wenn sie in den zahlreichen Action-Szenen meist gedoublet wurden, Hitze und Kälte konnten sie während der monatelangen Dreharbeiten in Österreich und Ungarn nicht entkommen. Und wie das so ist. „Wenn wir laut Drehbuch frieren sollten, war es draußen richtig heiß. Sollten wir schwitzen, war der Tag extrem kühl”, erinnert sich Sewell. Alles nicht schön, aber auch nicht das Schlimmste. „Das Schlimmste war der Schlamm”, sagt der Darsteller. In jede Pore ist er gedrungen, und ordentlich gestunken hat er auch. Doch das alles hat sich gelohnt, glaubt Sewell. „Großes Fernsehen“ sei die knapp 30 Millionen Euro teure Ken Follett-Verfilmung geworden. Bunt, aufregend und spannend. „Nichts von der Stärke der literarischen Vorlage ist verlorengegangen.”

Angst, dass ihn das Publikum nach den „Säulen der Erde“ auf die Rolle des Tom Builders festlegt und er beruflich nun komplett im Mittelalter gefangen bleibt, hat Sewell allerdings nicht. Aus einem ganz einfachen Grund: „So gut der Film auch ist, nach vier Teilen ist er vorbei.”