Köln. .
Wie der Profi des Smalltalks seine Rückkehr zum ZDF zelebrierte. Mit der neuen Show „Rette die Million“ versucht Jörg Pilawa die Rückwärtsvariante von „Wer wird Millionär“.
Fort Knox lag gestern Abend am Rhein. Medial betrachtet. Und natürlich als Bonsai-Ausgabe. Das futuristische Studio, in dem Strahlemann Jörg Pilawa die Premiere seiner Show „Rette die Million“ und gleichzeitig seinen Wechsel zum ZDF feierte, war bewacht wie kein zweites in der Republik.
Lange bevor Susanne und Ralf Niehuis die in weißes, blaues und rotes Licht getauchte Plexiglasinsel nervös zur ersten Raterunde betreten durften, hatten die Besucher schlimmere Kontrollen als am Flughafen von New York über sich ergehen lassen müssen. „Sie dürfen nicht verraten, wo sich das Studio befindet“, war ihnen eingetrichtert worden. Eine eigenständige Anreise? Ausgeschlossen. Gäste und Besucher wurden ganz konspirativ mit Bussen vom Endemol-Hauptsitz „Coloneum“ herübergekarrt. Ohne Mäntel, Handy oder schmuckes Umhängetäschchen, dafür in beige und lindgrüne Endemol-Leihjäckchen mit Namensschild und Passfoto gehüllt. „Sicherheitsvorkehrungen“, erklärte ein ZDF-Sprecher. Schließlich waren im Studio gerade schwarzgekleidete athletische Jungs mit Sonnenbrillen damit beschäftigt, die Million Euro, abgepackt in 40 Bündel à 25 000 Euro, dekorativ aufeinanderzustapeln.
Der Profi des Smalltalks
Dekoratives Interesse zeigten wenig später auch die Mitarbeiter der die Show produzierenden „Endemol“. Junge Menschen, mit der Drohung auf dem T-Shirt „Wir bringen Sie ins Fernsehen“, sortierten die etwa 350 Besucher. In der ersten Reihe sollten möglichst nicht die typischen, Anfang 60-jährigen Zuschauer des Zweiten sitzen. Die fröhliche Reise nach Jerusalem endete erst, als größtenteils junge Menschen kameratauglich platziert waren.
Endlich konnte es losgehen. Nach monatelanger Fernsehabstinenz – zumindest live – wurde Pilawa mit einem frenetischen Applaus begrüßt. Der Profi des Smalltalks hatte alles ganz schnell im Griff. „Sie können durchaus Ihre Freude zum Ausdruck bringen, wenn Sie soviel Geld sehen“, verkündete er vor dem Berg aus Geldscheinen, und Susanne Niehuis kam dieser Aufforderung augenklimpernd und gestenreich nach. Danach durfte gespielt werden. Eine Art „Wer wird Millionär?“. Nur rückwärts. Und von den Fragen her auch sicher nicht ganz so anspruchsvoll. Es ist eher ein Zocker-Stück, das Glück wichtiger als Wissen.
Schnöder Mammon
Weil die Million in acht Fragerunden verspielt werden kann, übernimmt der schnöde Mammon konsequent die Hauptrolle. Die Kandidaten schleppen die Bündel von der Falltür zum Tisch und wieder zurück – wenn sie nicht, nach einer falschen Antwort, über die Plexiglasrutsche unter lautem „Oooohhhh“ der Zuschauer und den Verfolgungsfahrten der Kameras unter ihren Füßen im abgeschotteten Plexiglasrondell landen.
Ob sich das Quiz am Mittwochabend etabliert, muss sich zeigen. Jörg Pilawa ist sich des Risikos bewusst. Dennoch habe es ihn gereizt, „das Quiz noch mal neu zu erfinden und mit neuen Elementen aufzufrischen“. In diesem Jahr soll die Show noch einmal im November und Dezember ausgestrahlt werden.