München. .

Uli Aselmann produzierte die Komödie „Ein Praktikant fürs Leben“ (Mittwoch, ARD, 20.15 Uhr). Jürgen Overkott sprach mit dem Vize der Allianz Deutscher Produzenten über die TV-Mangelware Humor.

Sie haben die Komödie “Ein Praktikant fürs Leben” produziert. Wie viele Praktikanten haben Sie denn?

Uli Aselmann: In meiner Münchner Produktionsfirma gerade keinen, aber am Set, in der Pfalz, haben wir drei. Einer von ihnen ist mein Sohn, der mit 17 die Härte des Produktionsalltages kennenlernt.

Die Komödie enthält einen augenzwinkernden Vorwurf, in dem sie der Generation Praktikum einen Sprachfehler vorwirft: Sie kann nicht nein sagen. Muss die junge Generation mehr Härte zeigen?

Aselmann: Im Hinblick auf “Stuttgart 21” muss ich die junge Generation in Schutz nehmen; da sagt sie ja nein. In der Wirtschaft ist Nein-Sagen eine problematische Angelegenheit, weil viele Arbeitsplätze ins Ausland verlagert worden sind. Die Wirtschaft braucht einerseits Fachleute, will oder kann sie aber andererseits nicht bezahlen, was dazu führt, dass die Praktikanten ausgebeutet werden. Ausbeutung ist durch alle Berufsschichten, durch alle sozialen Schichten ein gängiges Modell. Nein sagen - das gilt sicherlich auch für mich, in der einen oder anderen Frage.

Gefühlt ist die Wirtschaftskrise immer noch da. Muss das Fernsehen weitere Lockerungsübungen anbieten?

Aselmann: Wenn ich durch Humor andere Leute zum Lachen bringen kann, ist das toll. Ich bin ein humorvoller Mensch, gerade in einer größeren Gruppe, und Humor ist etwas, das es mir im Leben in vieler Hinsicht leichter macht. Es macht gelassener, wenn ich über die Dinge lache. Ich kann auch über Missgeschicke lachen, nach zeitlichem Abstand kann ich sogar über die Trennung von einer Frau schmunzeln.

Humor bedeutet für Sie auch Selbstironie.

Aselmann: Unbedingt. Man muss auch über sich selbst lachen können. Das kann ich manchmal schon morgens, wenn ich in den Spiegel gucke.

Amerikaner bieten eine Fülle krachkomischer SitComs an, bei deutschen Produktionen hapert’s. Woran liegt das?

Aselmann: Das ist nicht unbedingt ein Mangel an Humor. Der Bedarf deutscher Zuschauer an Humor ist riesengroß, wenn Sie sehen, wie gut Komödien im Kino laufen. Aber: Die Entwicklung von humorvollen Stoffen, auch für Serien, ist nicht ganz billig. Dazu kommt, dass wir nicht so wahnsinnig viele Schauspieler haben, die Humor darstellen können. Sie brauchen Selbstironie, Leichtigkeit und ein gutes Timing.

Warum haben’s die Amerikaner drauf?

Aselmann: Die Amerikaner werden mit Humor, mit Unterhaltung schon in der Schule konfrontiert - schon in der Vorschule. Ich würde mich sehr freuen, wenn sich das bundesrepublikanische Schulsystem darauf einstellen würde und Schüler dazu animieren könnte, sich leichter und lockerer darzustellen. Schule darf sich nicht nur auf Schulaufführungen von z.B. Shakespeare-Vorstellungen versteifen. Ein Unterrichtsfach Entertainment würde den Deutschen gut zu Gesicht stehen!

Tatsache ist: „Witzischkeit“ kennt klare Grenzen. Warum wird bei uns leicht mit seicht gleichgesetzt?

Aselmann: Viele meinen, seicht wäre schon leicht. Andererseits gibt es Serien wie “Doctor’s Diary”, die eben nicht seicht sind, auch wenn sie im Krankenhaus spielen.

Stichwort “Doctor’s Diary”. Mir fallen spontan nur zwei Autoren ein, die gute Komödien schreiben können: Bora Dagtekin und Ralf Husmann.

Aselmann: Es gibt sicher ein paar weitere Autoren, die ein Gefühl für Komödien haben, sehen Sie Claudia Kaufmann bei „Ein Praktikant fürs Leben“. Aber bei der Autorenausbildung gibt es Defizite. Gute Dialoge zu schreiben ist eine der schwersten Aufgaben bei der Entwicklung von Drehbüchern. Die guten Dialogschreiber sind abgewandert als Gag-Schreiber für Harald Schmidt oder Oliver Pocher und Stefan Raab.

Bei allen Sendern, werbe- wie gebührenfinanziert, wird gespart. Vergeht den Produzenten da das Lachen?

Aselmann: Uneingeschränkt: ja. Ich würde mich freuen, wenn sich alle Sender unter anderem an der Entwicklung komödiantischer Stoffe stärker beteiligen würden; das ist nämlich auch eine aufwendige Angelegenheit, egal ob es sich um Serien, 90-Minüter oder Kino-Filme handelt. Übrigens: Gerade Kino-Filme behandelt das öffentlich-rechtliche Fernsehen immer stiefmütterlicher. Das ist aber im Hinblick auch auf den kulturellen Auftrag der öffentlich-rechtlichen Sender bedauerlich, da sich kreative Innovation immer aus der Kinoproduktion entwickelt hat, sehr zu Gunsten des deutschen Fernsehens!