Die ARD-Intendanten haben die Entscheidung über die künftigen Sendeplätze der Polittalker Plasberg und Will vertagt. Fest steht: Der öffentlich-rechtliche Senderverbund will sparen – beim Rechte-Kauf für Sport und Fremdfilme.

Der Himmel über Bonn leuchtete. Doch drinnen, bei der Deutschen Welle im Schürmann-Bau, waren die Aussichten trübe: Die ARD konnte am Mittwoch ihr neues Programm-Schema nicht präsentieren. Ob Frank Plasberg oder Anne Will – der Kampf um die besten Sendeplätze geht weiter. Dennoch hatten der ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust und Programmchef Volker Herres Neues zu verkünden: Der öffentlich-rechtliche Senderverbund will sparen – beim Rechte-Kauf für Sport und Fremdfilme.

Die ARD gibt in den nächsten beiden Jahren je 20 Millionen Euro weniger aus. Herres und Boudgoust gehen davon aus, dass ihnen die neue Rundfunkgebühr – pro Haushalt statt wie bisher pro Gerät – keinen Euro mehr bringt. Vielmehr glauben die ARD-Granden, dass eine schrumpfende Bevölkerung auch sinkende Einnahmen bedeutet.

Selbstproduzierte TV-Ware wird gern genommen

Eigenproduktionen allerdings will sich das Erste erklärtermaßen nicht sparen. Warum auch? Die selbstproduzierte TV-Ware wird gern genommen. Besonders beliebt sind die Dienstagsserien wie „In aller Freundschaft“. Der Sendeplatz tat auch einer Reihe gut, die zuvor montags gefloppt war: der schräge Eifel-Krimi „Mord mit Aussicht“. Auch „Weissensee“ startete vielversprechend. So sind Marktanteile von 20 Prozent fast die Regel. ARD-Filme am Mittwoch verbuchten voriges Jahr im Schnitt ein Plus von einer Million Zuschauer.

Dabei arbeitet das Erste vor allem mit Film-Tochter degeto zusammen, die nächstes Frühjahr eine Chefin erhält: Bettina Reitz, bisher Film-Chefin beim Bayerischen Rundfunk, beerbt Jörn Klamroth.

Weniger Zuschauer als zur besten Sendezeit erreicht die ARD am Vorabend. Das soll Frank Beckmann, bisher NDR-Programmchef, als neuer Koordinator ändern. Der Erfolg der komödiantischen Krimiserie „Großstadtrevier” könnte als Blaupause für regional gefärbte Vorabendunterhaltung dienen. Herres deutete an, dass sich die ARD mittelfristig von Daily-Soaps wie „Marienhof” verabschiedet. Auch die Tage der glücklosen Quiz-Show „Das Duell” scheinen gezählt.

Beim Abendprogramm in-des bleiben alle Fragen offen. Denn eine wichtige Senderchefin hatte an der zweitägigen Runde nicht teilgenommen: Monika Piel vom WDR, die Frau hinter Plasbergs „hart, aber fair“. „Sie hatte andere Verpflichtungen”, sagte Sendersprecherin Gudrun Hindersin unserer Zeitung knapp. Hätten die ARD-Oberen dennoch eine Entscheidung gefällt – es wäre laut Herres „schlechter Stil” gewesen, zumal Piel 2011 den Vorsitz von Boudgoust übernimmt.

So geht denn das Gezerre ums Abendprogramm weiter. Einer warf schon entnervt hin: Harald Schmidt. Der zuletzt lustlose Berufsspötter macht 2011 rüber zu einem Sender, den er vor nicht allzu langer Zeit zum „Unterschicht-Fernsehen” zählte: Sat.1.

Von einer spaßfreien Zone ARD wollte Herres indes nichts wissen. Er setzt auf schräge, bisher sorgsam nachts versteckte Talente wie Kurt Krömer und Ina Müller. Zudem brachte Herres Olli Dittrich ins Gespräch. Mit „Dittsche”, bekannte er, könne er sich „vieles vorstellen”.