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Deutsche und Muslime – das Verhältnis ist das Top-Thema der letzten Wochen. Johannes B. Kerner und Sat.1 näherten sich dem Thema spielerisch – beim „Duell Deutschland gegen die Türkei“.

Kurz vor dem roten Jubel, als der Sieger Türkei feststand, fiel bei Kerner die Anspannung sichtlich ab. „Es war ein faires, ehrgeiziges, leidenschaftliches Duell“ hatte er Minuten vorher erleichtert verkündet. Damit blieb er seiner Linie treu. Denn knapp vier Stunden früher hatte er sein Publikum mit dem Satz begrüßt: „Wir können gemeinsam eine Superparty machen. Allen Animositäten und Rivalitäten zum Trotz.“ Die ausgesprochen detaillierte Ansprache Johannes B. Kerners sollte reichen. Beim großen „Duell – Deutschland gegen die Türkei“ wurde das in den letzten Tagen und Wochen viel diskutierte Verhältnis der beiden Nationen auf Feiern reduziert. Schließlich wollten die 22 Promis auch nur spielen. Da reichten Banalitäten.

Der Bällchensender Sat.1 hatte vor dem Fußball-Länderspiel der beiden Nationalmannschaften am Freitag in Berlin zum Ländervergleich nach Düsseldorf geladen. Doch wie bereits bei der ersten Auflage im Juni gegen die Niederlande erfuhr der ausdauernde Zuschauer in der fast vierstündigen Show wenig über das Leben im Schatten von Hagia Sophia und Schloss Neuschwanstein. Gastgeber Kerner verlangte ein „bisschen Wissen“, ein wenig Geschicklichkeit und Sport, und bot eine Mixtur aus „Schlag den Raab“ und „Spiel ohne Grenzen“.

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Die Kandidaten von Boris Becker bis Jürgen Vogel auf der deutschen Seite und Erdogan Atalay bis Kaya Yanar auf der türkischen mussten Geschwisterpaare aus Nordrhein-Westfalen einander zuordnen und sich beim Tischtennis-Rundlauf die Bälle entgegen schlagen. Elfmeter durften sie auch treten. Das erinnerte dann zumindest an Fußball.

Ansonsten blieben die Kandidaten während der zwölf Runden blass. Sie durften tanzen, ein wenig Werbung in eigener Sache betreiben, „geile Stimmung“ verbreiten, sich kumpelhaft in den Arm nehmen, aber bitte nicht viel reden. TV-Unterhaltung in Zeiten kontroverser Integrationsdebatten versucht, mögliche verbale Stolperfallen durch einen alle zuquasselnden, alles super findenden Moderator zu umschiffen, der nicht müde wird zu betonen: „Ist alles fair hier. Schaut euch noch mal in die Augen.“

Letztendlich bleibt „Das Duell“ eine Mogelpackung. Der Anlass – das EM-Qualifikationsspiel – wird dem Inhalt nicht gerecht. Okay, nach 205 Minuten wissen wir, dass in der Türkei pro Kopf mehr Brot als in Deutschland gegessen wird und dass es am Bosporus mehr Millionenstädte als am Rhein gibt. Das reicht nicht mal für die nächste Runde Trivial Pursuit mit der Familie. Eigentlich wird hier ethnische Ausgrenzung unter dem Deckmäntelchen des Länderkampfes betrieben.

Was die Show, außer den Kandidaten, mit den beiden Nationen zu tun hatte, blieb weitgehend schleierhaft. Dafür lief ein internationales Team an lebenden Tierchen in der Show auf. Nicht nur der afrikanische Elefant dürfte sich zwischen der tobenden Menschenmenge, die jedem südafrikanischen Stadion inklusive kreischenden Vuvuzuelas Konkurrenz machen konnte, so richtig wohl gefühlt haben. Aber: „Wir können super gemeinsam feiern“ war Kerner überzeugt. Was will man mehr?