München/Hagen. .

Auch wenn Alexandra Neldel nicht die ganz große Charaktertiefe erreicht – das Image der Soap-Darstellerin, das ihr hartnäckig anhaftet, kann sie spätestens mit ihrer Leistung in „Die Wanderhure“ (Sat.1, 20.15 Uhr) abschütteln.

Vor sechs Jahren überraschte die Schriftstellerin Iny Lorentz mit einem 600 Seiten dicken Werk, das den für brave Bücherregale recht aufreizenden Titel „Die Wanderhure“ trug. Der Erfolg dieses Mittelalterromans war so überragend, das in den nächsten Jahren drei weitere Bände folgten, die dem Weg der ehemaligen Wanderhure Marie Schärer weiter nachspürten. Jetzt hat sich Sat.1 ein Herz gefasst und mit erheblichem Aufwand den Stoff des ersten Teils verfilmt.

In der Titelrolle müht sich Alexandra Neldel, das noch immer hartnäckig anhaftende Image der Soap- und Telenovela-Darstellerin („GZSZ“, „Verliebt in Berlin“) abzuschütteln. Und das gelingt ihr auch recht gut, wenngleich die ganz große Charaktertiefe noch nicht erreicht wird.

Das liegt natürlich auch an der Drehvorlage, die den dichten Geschichtsstoff auf eine Szenenreihung verkürzt und das historische Panorama, das der Buchvorlage seine einbettende Dramatik gibt, fast völlig ausblendet. Auch die Kamera bleibt zumeist ganz eng am Geschehen, weite Schwenks mit entsprechenden Kulissen hätten hier fraglos das Budget unverantwortlich überstiegen.

Gute Regiearbeit, sehr ansehnliche Schauspielerleistungen

Dennoch ist der Film durchaus sehenswert und bietet neben Alexandra Neldel sehr ansehnliche Schauspielerleistungen. Hier sind vor allem Elena Uhlig als Mechthild von Arnstein sowie Nadja Becker als Hübscherin Hiltrud zu nennen.

Der aus Hagen stammende Regisseur Hansjörg Thurn, der im vergangenen Jahr mit der TV-Komödie „Barfuß bis zum Hals“ einen guten Publikumserfolg landen konnte, inszeniert eng am roten Handlungsfaden des Romans. Das muss er auch, um sich nicht in den zahlreichen Nebenschauplätzen, für die das Buch genügend Seiten hat, heillos zu verlieren. Der Preis ist eine gewisse Eindimensionalität, unter der der Film leidet. Ein Zwei- oder sogar Dreiteiler hätte diese Schwäche vermeiden können, aber auch beim Fernsehen sind die Mittel begrenzt.