Köln. .

Der „Tatort“ ist mehr als ein Krimi – die ARD-Reihe verleitet, wie Fußball, zum Rudelgucken. Jürgen Overkott sprach darüber mit „Tatort“-Koordinator Gebhard Henke vom WDR.

Fußball-Länderspiele haben in der Regel noch mehr Zuschauer als der „Tatort”. Haben diese Partien mehr Spannung?

Gebhard Henke: (lacht) Die „Tatorte” sollen ja möglichst wie Fußball sein: Sie sollten spannend und unterhaltsam sein und ein Gemeinschaftserlebnis bieten. Wir haben bei der Ruhrgebietskomödie „Ein Schnitzel für drei” getestet, wie ein Film im Stadion wirkt. Wir waren im Signal-Iduna-Park-Stadion in Dortmund, mehrere tausend Leute kamen, und da wirkte der Film anders, als wenn Sie ihn zuhause allein sehen. Das ist ja auch der Grund, warum immer mehr Kneipen den „Tatort” zeigen. Teilweise verbinden sie das gemeinsame Fern-Sehen mit Mörder-Raten.

Gut, aber Sie haben noch nicht erklärt, warum Fußball mehr Zuschauer zieht.

Sehen wir’s mal so: Fußballspiele mit Top-Quoten gibt es wenige Male pro Jahr oder zu WM-/EM-Zeiten. Die „Tatorte” interessieren aber als Regelprogramm jede Woche ein großes Publikum. Jeder Sonntagabend ist bei uns ein Event. Und das Erfreuliche ist: Die Begeisterung für den „Tatort” nimmt nicht ab, sondern, im Gegenteil, sogar noch zu. Der „Tatort” interessiert generationenübergreifend, und auch die Jüngeren entdecken wieder die Reihe. Der „Tatort” Münster war in der Jahresbilanz 2009 des Ersten der jüngste Film. Es hat etwas damit zu tun, dass man wieder verbindende Erlebnisse sucht. Der „Tatort” ist wieder ein Thema geworden, über dass man am Montag reden kann.

Sind Sie auch ein Gruppen-Gucker?

Ich habe die Filme ja alle vorher gesehen. Ich schaue sie gern noch mal in Gesellschaft, im Public Viewing der Familie, weil ich beim Gruppen-Gucken viel dazu lerne. Sollte allerdings parallel ein attraktives Fußballspiel laufen, bin ich völlig aufgelöst…

…die Qual der Wahl…

…sehr zum Leidwesen meiner Frau, die gerne mit mir zusammen Filme gucken würde. Wenn es den Split-Screen nicht gäbe, müsste er für mich erfunden werden.

Wofür setzen Sie sich gern vor den Fernseher?

Ich selbst sehe gern Sport; ich gucke gern Boxen, zusammen mit meinen Söhnen, mit Rotwein und Cräckern.