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Mit ihrem ersten Film haben Max Wiedemann und Quirin Berg einen Oscar gewonnen. Was bewegt die Produzenten nach diesem Erfolg dazu, die Telenovela „Lena - Liebe meines Lebens“ im ZDF an den Start zu schicken? Jürgen Overkott fragte nach.

Große Gefühle, großer Erfolg? Am Montag folgt „Lena“ den herzigen Damen „Hanna“ und „Alisa“. Die neue Telenovela des ZDF (16.15 Uhr) soll schaffen, was ihren Vorgängerinnen versagt blieb: eine tolle Quote. Eine Herausforderung für die Produzenten Quirin Berg und Max Wiedemann, wie sie Jürgen Overkott gestanden. Was sie so optimistisch macht: Ihr Film-Debüt „Das Leben der Anderen“ holte gleich einen Oscar.

Was bewegt Produzenten dazu, die sich gleich mit ihrem ersten Film einen Oscar verdient haben, eine Telenovela zu produzieren?

Quirin Berg:Mich haben die logistischen und dramaturgischen Aspekte des täglichen Erzählens begeistert. Als Produzent und als Kreativer ist man hier natürlich besonders gefordert. Uns gefällt einfach die Möglichkeit, eine Geschichte über einen so langen Zeitraum mit so vielen Facetten zu erzählen. Der Oscar ist kein Maßstab für eine Telenovela.. Man muss ein Projekt schon immer innerhalb seiner Formatgrenzen sehen und im Vergleich mit anderen Telenovelas ist Lena für uns da wiederum schon eine besondere Produktion.

„Lena“ bedient sich eines argentinischen Originals. Was müssen Produzenten tun, um der Telenovela einen deutschen Akzent zu geben?

Berg: Natürlich sind die Gesellschaftssysteme unterschiedlich, das Wertesystem in Argentinien ist anders, die Frauen-Männer-Rollen sind unterschiedlich, und auch die Fernsehmarktstruktur ist anders, erkennbar an den unglaublichen Marktanteilen, die in Argentinien möglich sind. Es spricht trotzdem vieles dafür, dass man auf dem Kern der Geschichte, die sehr raffiniert und qualitativ sehr hochwertig entwickelt ist, aufbauen kann. Die universellen menschlichen Themen, Liebe, Tod, Eifersucht, Intrigen werden erhalten bleiben, denn sie sind den Menschen auf der ganzen Welt gleichermaßen vertraut. Einzelne Aspekte wie beispielsweise die Problematisierung von Korruption im argentinischen Original wird an unsere Verhältnisse angepasst.

Auch ein Genre mit weitgehend festgelegten Regeln unterliegt Veränderungen. An welchen Stellschrauben drehen Sie bei „Lena“?

Max Wiedemann:Natürlich unterliegt dieses Format einem gewissen Regelwerk, der Zuschauer wird es aber auch nicht honorieren, immer wieder dasselbe nur anders zu sehen. Wir sehen es als unsere Aufgabe, das Format innerhalb seiner Regeln mit Lena etwas weiter zu bringen. Letztlich können wir auch hier von den Entwicklungen auf den südamerikanischen Markt lernen, deren Telenovela-Kultur uns zehn Jahre voraus ist. Das hat mit Handlungsdichte, Erzählstil, den Geschichten aber auch der Visualität zu tun. Eine radikale Veränderung wird es aber nicht geben, vielmehr eine Weiterentwicklung.

240 Folgen sind eine ungeheure Menge Fernsehen: Womit sorgen Sie dafür, dass das Publikum bis zum Ende durchhalten kann?

Berg: Also, ich hoffe, es ist weniger Durchhalten als Mitfiebern und am Ende der Wunsch nach mehr Folgen. Das hat mit der raffinierten Geschichte zu tun, mit dem frischen Erzähltempo, der Machart, der man die Liebe zum Detail ansieht, aber vor allem auch mit dem starken Ensemble. Jessica Ginkel und Max Alberti als Liebespaar funktionieren wirklich ausgezeichnet, aber wir erzählen ja auch eine Geschichte über drei Generationen. Auch Jenny Jürgens als Lenas Mutter und Johanna Liebeneiner als Davids Großmutter sind sehr zentrale Figuren. Insgesamt sind einfach alle Rollen wunderbar besetzt, und man folgt all diesen Menschen und ihren Geschichten einfach gerne. Das faszinierende ist ja wirklich das Sog-Potential dieser Geschichte – man will einfach wissen, wie es weitergeht.

Wie ist die Geschichte fürs Publikum, wie wichtig sind Namen?

Berg:Ich bin absolut davon überzeugt, dass eine starke Geschichte auch völlig ohne eine prominente Besetzung funktionieren kann. Trotzdem freut es den Zuschauer natürlich, wenn er bekannte Gesichter sieht, Schauspieler, die er schätzt. Das macht es einfacher, man fühlt sich gleich zu Hause, wenn man einschaltet.