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Es sieht aus wie ein Treppenwitz der Fernsehgeschichte: Das ZDF erhält bald auch eine „Lena“. Doch sie wird, im Gegensatz zu Fräulein Meyer-Landrut, nicht singen. Die Lena der Mainzelmänner will nur spielen – und zwar in einer neuen Telenovela.

Dagegen spricht: Die Planungen für die Nachmittagsschmonzette laufen mindestens genauso lang wie die Vorbereitungen von Pro Sieben und der ARD zu „Unser Star für Oslo“.

„Lena“ folgt „Hanna“. Die junge Dame, verkörpert von Luise Bähr, versuchte, 130 Episoden einen guten Rat erfolgreich in die Tat umzusetzen: „Folge Deinem Herzen“. 130 Folgen, wissen Branchenkenner, sind wenig für eine Telenovela. Die erste deutsche Telenovela überhaupt, „Bianca – Wege zum Glück“, erreichte fürs Zweite das glückliche Finale erst nach 224 Episoden.

Stellt sich die Frage: Warum wandert „Hanna“ schon so früh ins Archiv? Offiziell zeigt sich das ZDF zufrieden. Im Schnitt sehen 1,54 Millionen Bundesbürger die romantischen Irrungen, Wirrungen ihrer rehäugigen Heldin. Das entspricht einem Marktanteil von 13,8 Prozent – ein ordentlicher Marktanteil. Zum Vergleich: Das Zweite erreichte im vorigen Monat einen Gesamtdurchschnitt von 11,9 Prozent.

Und dennoch jammert das ZDF auf hohem Niveau. Warum das? Weil das Erste mit seiner Doppel-Konkurrenz „Rote Rosen“ und „Sturm der Liebe“ noch viel bessere Marktanteile erreicht. Die Quoten von diesem Dienstag mögen als Schlaglicht dienen: „Rose Rosen“, inzwischen bei Folge 815 (!) angekommen, brachte es auf 17,6 Prozent, „Sturm der Liebe“ (1088 [!]) erreicht sogar mehr als ein Viertel des Nachmittagspublikums.

Die Quoten-Hits des Ersten tun dem Zweiten doppelt weh, weil die Öffentlich-Rechtlichen vor 20 Uhr werben dürfen.

Jetzt also soll „Lena“ den Fernsehmarkt von Mainz aus erobern. Zum ersten Mal kaufte das ZDF die Rechte einer südamerikanischen Vorlage. „Don Juan y su bella dama“. Don Juan und seine schöne Dame, lief voriges Jahr in Argentinien mit derartigem Erfolg, dass selbst Krimi-Klassiker Francis Durbridge neidisch geworden wäre: 65 Prozent.

Natürlich lässt sich eine Schmalz-Geschichte aus der Pampa nicht eins zu eins auf deutsche Verhältnisse übertragen. Die notwendigen Anpassungen für das deutsche Publikum übernahmen die Produktionsfirmen Wiedemann & Berg Television sowie Endemol Deutschland.

So ist „Lena“ denn eine Frau, die sich in einem erfolgreichem Musiker aus reichem Haus verliebt. Er entdeckt ihr Talent, macht sie zum Star, und just in diesem Moment erlebt sie auch die Kehrseite des Ruhms: Neid und Intrigen. Das ZDF lässt in Köln und „an den schönsten Orten des Rheintals“ drehen.

An dieser Stelle kommt mancher Skeptiker doch ins Grübeln. Das Grundmuster der Geschichte liest sich doch sehr wie eine romantische Version des Märchens von Lena Meyer-Landrut als Aschenputtel, Stefan Raab als Prinz und der Eurovision Song Contest als rauschender Pop-Ball. Verrückterweise ist dieses Märchens wahr geworden.