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In seiner 100. Sendung „Hart aber fair“ hat sich Frank Plasberg den „Atom-Showdown“ spontan zum Thema gemacht. Daneben: Umweltminister Norbert Röttgen, der sich als zukünftiger NRW-Ministerpräsident profilieren will.

Das war nicht einfach, was sich Frank Plasberg und sein Team für die 100. „Hart aber fair“-Sendung in der ARD ausgedacht hatten: Das Thema Atomlaufzeiten hätte locker mehr als die 75 zur Verfügung stehenden Minuten gefüllt. Und nebenbei sollte noch Norbert Röttgen als möglicher NRW-CDU-Vorsitzender und somit als Kandidat für das Ministerpräsidentenamt auf den Prüfstand gestellt werden. Frank Plasberg hat diesen Spagat gemeistert.

„Wer siegt im Kampf um Energie und Macht?“ So lautet die Frage der Sendung. Gemeint ist natürlich die Anzeigenkampagne von Topmanagern zugunsten von Kohle- und Atomstrom, die in den vergangenen Tagen für Aufruhe sorgte. In dem Appell forderten rund 40 Persönlichkeiten aus der Wirtschaft längere Laufzeiten für Kernkraftwerke – unter ihnen: Wolfgang Clement.

Und genau der sitzt an der halbrunden Tafel von Herrn Plasberg. Neben Ralf Güldner, dem Präsidenten des deutschen Atomforums. Und gegenüber von seiner ehemaligen Kabinettskollegin aus rot-grünen Zeiten, Renate Künast. Dazwischen, quasi als ruhende Pole: Umweltminister Norbert Röttgen und „Der Schwarm“-Erfolgsautor Frank Schätzing. Eine diskussionsfreudige Runde, die jedoch zwischenzeitig so ausuferte, wie es nur durch feste Fronten geschehen kann.

„Wir brauchen diese Brücke.“

Wobei: Irgendwie sind sich doch alle Beteiligten – ihren rhetorischen Fähigkeiten sei Dank – einig: Atomausstieg, okay. Nur die Länge des Prozesses, da gehen die Wünsche und Ideen doch stark auseinander. „Wir schaffen den Umstieg auf erneuerbare Energie nicht ohne Kohle, Gas und Atom“, sagt Wolfgang Clement bestimmt. „Wir brauchen Übergänge. Aber wenn man zu lange zögert, wird einfach nicht unter Hochdruck geforscht“, erklärt Frank Schätzing schon ungeduldiger. „Wir brauchen diese Brücke. Und die soll so kurz wie möglich und so lang wie nötig sein“, erläutert Norbert Röttgen diplomatisch. Gleich mehrfach.

Mit der Anzeigenkampagne habe man eine Diskussion anzetteln wollen, erklärt Ralf Güldner mit großen Augen. Ein erfolgreiches Anliegen, wenn man das Thema der Sendung bedenkt. Man habe niemandem drohen wollen. „Wir müssen nur betriebswirtschaftlich denken.“ Und wenn die Steuern und die Kosten für die Sicherheit der Atomkraftwerke zu hoch werden, dann müsse man halt darüber nachdenken, einige Reaktoren abzuschalten.

Inhaltliche Diskussion?

Ernsthafter und inhaltlicher solle jetzt, nach der Kampagne, diskutiert werden, meint Clement – hält sich dann aber selbst nicht daran. „Wer erpresst hier wen?“, ruft er in die Runde. Es ist zwar nicht neu, doch deutlich wird, dass Wolfgang Clement die Seiten gewechselt hat. In der rot-grünen Regierung war er noch für den Atomausstieg, jetzt habe er festgestellt, dass es ohne Atomenergie keinen sauberen Übergang gebe. „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“, bemüht Norbert Röttgen ein altes Sprichwort. Eine klare Anspielung auf Clements Funktion als Mitglied des Aufsichtsrats von RWE Power.

Die Grünen-Vorsitzende, Renate Künast, die in dem Talk nur schwer zu Wort kommt, findet den Grund für die in die Enge getriebene Atompolitik bei Angela Merkel: Die Kanzlerin habe sich selbst mit dem Ausstieg vom Ausstieg in die angespannte Situation manövriert. Und dann – wenn sie mal darf – plädiert Künast für ein konkretes Förderprogramm für erneuerbare Energien und warnt vor den Spätfolgen und Risiken der Atomenergie. Denn, wie Frank Schätzing ihr beipflichtet: „Es gibt auf diesem Planeten keine entgültige Sicherheit. Deswegen ist Atomenergie endlich.“

,Muttis Klügster’ versucht’s mit Humor

Ach ja, und dann ist da ja noch Norbert Röttgen als möglicher NRW-Landesvater. Zeigte er sich in der Runde noch souverän, geordnet und sachlich, so fängt er unter Plasbergs Fragen langsam an zu wackeln. An einen Extra-Tisch wird er gebeten, dann hageln die Fragen des Moderators: „Sie werden in Berlin scherzhaft ,Muttis Klügster’ genannt. Können Sie Kanzler? Sind Sie ein Ich-Politiker mit viel Machtwille? Sie sind bisher nie gescheitert. Wollen Sie das jetzt in NRW nachholen?“

Kein Wunder, dass auch einem Umweltminister da mal die Brille verrutscht. Er habe nicht vor zu scheitern, sagte Röttgen, aber: „Wenn man für ein Amt kandidiert, dann geht man immer das Risiko ein, dass man verliert“, sagt er. Und er klingt dabei sehr nach Christian Wulff. „Auch beim Thema Atompolitik gelten Sie als schwer zu packen“, reizt Plasberg. Und da ist sie wieder, diese Brücke: Man müsse das Bauwerk der Brücke, die von den vorherigen Regierungen errichtet wurde, „solide nachrüsten“. Nach der Prüfung darf es Röttgen dann noch mal mit Humor versuchen. Auf die (zuvor bescherzte) Frage nach der Uhrzeit hat der Umweltminister eine kreative Antwort. Ein Grund zu feiern?

Für Frank Plasberg allemal. Denn anlässlich seiner 100. Sendung lädt das Erste nach der Show zur Party.