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Die von RTL stilisierte „Fight Night“ sollte auch bei „DSDS“ für Spannung sorgen. Doch sorgte die Sendung höchstens für gepflegte Langeweile. Unrühmliche Ausnahme war ein verbaler Tiefschlag von Dieter Bohlen gegen Helmut Orosz. Ausgeschieden ist der farblose Manuel Hoffmann.
„Deutsch vs. Englisch“ lautete das Motto der vierten Entscheidungsshow bei „DSDS“. Worin genau das „versus“ bestand, war leider nicht ersichtlich. Vermutlich wurde nur krampfhaft versucht, die Sendung irgendwie in die von RTL stilisierte „Fight Night“ mit dem Kampf Klitschko gegen Chambers zu pressen. Dass „DSDS“ an diesem Abend in der Programmplanung des Kölner Senders ausnahmsweise nicht die Hauptrolle spielte, hatte indes auch sein Gutes: durch den Druck, pünktlich zu Kampfbeginn fertig sein zu müssen, hielten sich sowohl die sonst so langatmigen Jurybeurteilungen als auch die Einspieler zu den Kandidaten in Grenzen.
Trotzdem war genug Zeit, die Show mit einer gemeinsamen Darbietung von Robbie Williams „Let me entertain you“ zu beginnen. Leider blieb es bei dem frommen Wunsch, den Zuschauer zu unterhalten. Denn was die sechs verbleibenden Kandidaten in den folgenden knapp zwei Stunden präsentierten, war in den meisten Fällen höchstens Durchschnittsware.
Bohlen unterstellt Helmut Orosz Alkoholproblem
Mit diesem Urteil hätte sich Helmut Orosz wohl anfreunden können, denn was er präsentierte war in weiten Teilen mangelhaft. Besonders seine Textschwäche war eklatant, selbst bei „Tausend und eine Nacht“ von Klaus Lage, das ja beinahe schon zum Standardrepertoire eines jeden Alleinunterhalters zählt. Ein ähnlicher Gassenhauer ist auch „(I can’t get no) Satisfaction“ von den Rolling Stones, welches Helmut Orosz ebenfalls total vergeigte. Somit ist verständlich, dass sowohl Dieter Bohlen als auch Volker Neumüller, die textlichen Hänger des 30-jährigen Braunschweigers kritisierten. Helmut Orosz aber zusätzlich ein Alkoholproblem zu unterstellen, wie es Dieter Bohlen tat, ist einfach geschmacklos. Oder um es in der sehr krampfhaft bemühten Kampf-Thematik des Abends zu formulieren: ein verbaler Tiefschlag.
Dennoch ist es unverständlich, dass Manuel Hoffmann anstelle von Helmut Orosz ausschied. Auch wenn seine Version von Laith Al-Deens „Bilder von dir“ ziemlich mau klang, lobte ihn die Jury dafür, dass er an sich arbeite. Auch „Life is a Rollercoaster“ - im Original von Ronan Keating - war solide, wenn auch wenig aufregend. Dieter Bohlen, der Manuel Hoffmann in den vergangenen Sendungen des Öfteren heftig kritisierte, sprach diesmal von „zwei Richtigen“ bei Hoffmann. So konnte der Juror auch seine Enttäuschung nicht verbergen, als das Urteil des Telefonvotings verkündet wurde.
Für mehr Stimmung als der farblose Manuel Hoffmann sorgte erwartungsgemäß das Geburtstagskind Thomas Karaoglan, der am Tag der Sendung seinen 17. Geburtstag feierte. Zwar ist das Treffen von Tönen nicht die Stärke des Duisburgers, einen gewissen Unterhaltungsfaktor kann man dem „Checker“ jedoch schwerlich absprechen. So gab er erneut ein Lied von „Culcha Candela“ zum besten (diesmal: „Hamma“). Seine Leistung war zwar nicht „H-A-Doppel-M-E-R“, dennoch war sein Auftritt gut genug für Jury-Kommentare wie „Sensationell!“ (Nina Eichinger) und „Spaß! Spaß! Spaß!“ (Volker Neumüller). Seine Darbietung von „Relight my Fire“, das im Original von Dan Hartmann und nicht von Take That ist, zeigte, dass auch der „Checker“ nicht sonderlich textsicher ist. Doch im Gegensatz zu Orosz konnte der 17-Jährige dies durch seine Bühnenpräsenz ausgleichen.
Ebenfalls sehr präsent war Kim Debkowski, die bei ihrem ersten Auftritt wie eine Mischung aus Christina Aguilera und Bill Kaulitz aussah, und mit „Krieger des Lichts“ (Silbermond) überzeugte. Ihre Performance von „I can’t get you out of my Head“ von Kylie Minogue klang jedoch reichlich schief, sodass sich die Jury eher auf die optischen Qualitäten von „Kim Gloss“ konzentrierte. „Zeig mal die Schlitze in deinem Kleid an der Seite“, forderte Nina Eichinger sie auf. Und als einzig verbliebene weibliche Kandidatin kann die 17-jährige Hamburgerin immerhin schon den inoffiziellen Titel der „Nummer eins unter den Frauen“ in dieser Staffel für sich verbuchen. Die diesjährige Superstarin sozusagen.
„Du bringst Deine Leistung auf Knopfdruck“
„Mit Bling Bling niemals sparsam sein“ - dieser Ratschlag von Kim Debkowski ist bei Menowin Fröhlich bereits in Fleisch und Blut übergegangen. Mit Glanz-Basecap, dicker Uhr und Glitzer-Ohrringen sah Menowin nicht unbedingt wie der typische Interpret von „Über sieben Brücken musst du gehn“ aus. Dass er dabei auch noch klang wie Heintje, machte die Sache noch ein wenig seltsamer. So äußerte Nina Eichinger - deren Analysen sich sonst in „gut“ oder „sensationell“ erschöpfen -, dass Menowins Darbietung an ihr „geschmacklich vollkommen vorbei“ gegangen sei. Bohlen und Neumüller lobten hingegen Menowins Mut, auch ein solches Lied zu seinem zu machen. Es wäre jedoch besser, wenn er in den weiteren Shows weniger mutig wäre.
Optisch ein wenig zurückhaltender, präsentierte Menowin als zweites Lied „If you don’t know me by now“, der gesanglich besten Leistung des Abends. Wenn er sein Leistungsniveau weiterhin hält, gibt es wohl nur einen Kandidaten, der ihm gefährlich werden kann, nämlich Mehrzad Marashi. Auch in der fünften Mottoshow bot der gebürtige Iraner eine gute Leistung, selbst wenn sein „Flugzeuge im Bauch“ ein wenig theatralisch vorgetragen war. Volker Neumüller brachte es nach Mehrzads Auftritt mit „Beggin’“ von Madcon auf den Punkt: „Du bringst deine Leistung auf Knopfdruck.“
Selbigen wünscht man sich - einiger guter Leistungen zum Trotz - als Zuschauer auch des Öfteren: nämlich den Druck auf den Lautlos-Knopf.