Essen.
Das DSF sendet jeden Dienstag live aus der Eckkneipe 11 Freunde in Essen. „Fußball – live aus der Kneipe“ hat bisher noch niemand in den Mittelpunkt gerückt. Dabei reden doch gerade die Fans der Sportart Nr. 1 gerne, viel und oft ungefragt mit.
Wo „kleines dickes“ Ailton spricht, hören Fußballfans zu. Dem Brasilianer gelingt es immer wieder, mit den 30 deutschen Worten, die er beherrscht, seine Welt zu erklären. So wie in der 11-Freunde-Bar in Essen, wo der ehemalige Torschützenkönig der Bundesliga den Wechsel zum Sechstligisten Uerdingen 05 so stichhaltig begründet, wie seine 17 Vereinswechsel vorher: „Isse Chance und gut. Ailton mache viele Tore“, erklärte der in die Jahre gekommene Brasilianer.
Ailton war Gast im Sendeformat „Fantalk“, das das Deutsche Sport-Fernsehen (DSF) jeden Dienstag live ab 22.30 Uhr aus der Fußballkneipe im Pott ausstrahlt. Talk in der Kneipe als Mitmachfernsehen ist nicht neu, wie „Live aus dem Alabama“, „Ottis Schlachthof“ oder „Inas Nacht“ gezeigt haben und immer noch zeigen. Aber „Fußball – live aus der Kneipe“ hat bisher noch niemand in den Mittelpunkt gerückt. Dabei reden doch gerade die Fans der Sportart Nr. 1 gerne, viel und oft ungefragt mit.
So wie jeden Dienstag in Essen, in der mit 2000 Fußball-Devotionalien ausgeschmückten „11-Freunde-Bar“. „Dass wir im Westen landen, war klar. Hier wird Fußball wie nirgendwo anders in Deutschland gelebt“, sagt Dirk Große, DSF-Produktmanager Talk, über das Epizentrum des deutschen Fußballs an Rhein und Ruhr. Essen hat zwar eine große Fußball-Geschichte, aber nur noch überschaubare Fußball-Gegenwart. Oder, wie es einer der 130 Zuschauer in der 70 Quadratmeter kleinen Eckkneipe auf den Punkt bringt: „Ich bin nur Rot-Weiß-Fan. Mit großem Fußball habe ich nichts zu tun.“
Trainer, Profis, Promis
Der wird in der Umgebung gespielt, in Dortmund, Schalke und Bochum, in Köln, Gladbach und Leverkusen sowie bei den zahlreichen Zweitligisten der Region. „Und bei unserem Fantalk kommen diese Rivalen, die Feinde zusammen“, sagt Dirk Große. Das Sendeformat ist denkbar einfach. Trainer, Profis und prominente Fußballfreunde, wie Regisseur Sönke Wortmann, sitzen am grünen Tisch in der Kneipenmitte. Die Moderatoren, Frank Buschmann und Lou Richter, stoßen Themen vom letzten Bundesliga-Spieltag an. Die werden launig bis ernst sowie mit kontroversen Ansichten und Wortgefechten diskutiert und vom meinungsfreudigen Publikum mit Applaus, Pfiffen oder Zwischenrufen bedacht. Ein Schulterklopfen vom Fußballfan, der beim Bierholen eben durchs Bild läuft, gehört für die Gäste dazu.
„Das ist hautnah, einmalig, eine besondere Atmosphäre“, schwärmt Peter Neururer. Der Trainer, gerade ohne Verein, ist Dauergast im Fantalk und diskutiert mal mit Torwart Roman Weidenfeller, den seine BVB-Fans in der Sendung „Weidenfels“ rufen, während ihn die Schalker Gäste „Zecke“ nennen. Oder mit Ailton und dessen Fast-Namensvetter und Figur-Double Elton. „Zum Glück habe ich kein Bier über den Kopf bekommen“, sagte der Stefan-Raab-Assistent nach dem Auftritt in Essen.
Ein bisschen Kult
„So weit geht es nicht“, ist Jens Große sicher, dessen Format sich neben den 130 Fans in der Kneipe bis zu einer halben Million Zuschauer vor dem Fernseher anschauen. „Unser Ziel ist, den Fantalk wie den Doppelpass zu etablieren. Das Format hat Potenzial und ist schon jetzt ein bisschen Kult.“