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Europa haben Steven Spielberg und Tom Hanks filmisch bereits mit „Der Soldat James Ryan” und „Band of Brothers” (BoB) erobert. Jetzt geht es gegen die Japaner. „The Pacific” (Kabel Eins, 22.15 Uhr) heißt die bisher teuerste Serie der TV-Geschichte.

Vieles an „The Pacific” erinnert an die Vorgänger. Wieder ist der Zuschauer dabei, wenn eine Gruppe junger Männer für die USA in den Krieg zieht – nicht ahnend, was da auf sie zukommt. Auch ihre Vorgesetzten nehmen den Krieg zunächst auf die leichte Schulter: „Wir werden auf die Japaner treffen“, sagt ein Kommandeur bei der Lagebesprechung. „Und wir werden sie alle töten. Frohe Weihnachten und ein schönes Jahr 1942.“

Der Zehnteiler basiert auf den authentischen Weltkriegs-Erzählungen dreier US-Marines

Doch was bei der ersten Landung auf Guadalcanal noch aussieht wie ein Spaziergang ohne nennenswerte Gegenwehr, entpuppt sich schnell als Marsch durch die Hölle. Geplagt von Durchfällen und geschwächt durch tropische Krankheiten, treffen die Marines auf einen fanatischen Feind, der das Wort „Kapitulation” nicht kennt. Sie kämpfen auf menschenleeren Inseln um Orte, deren Namen sie oft nicht mal aussprechen können.

Der Zehnteiler basiert auf den authentischen Weltkriegs-Erzählungen dreier US-Marines, die zwischen 1941 und 1945 an den Kämpfen mit dem japanischen Kaiserreich beteiligt waren. Aufwändig haben Spielberg und Hanks diese Kämpfe inszeniert. Sechs Autoren schrieben die Texte für die 138 Sprechrollen, zwei Regisseure drehten mit ihren Teams gleichzeitig fast ein Jahr lang. 200 Millionen US-Dollar hat die Serie angeblich gekostet. Wohl auch, weil die Produzenten allein für die Schlachtfelder von Iwo Jima und Okinawa 62 000 Tonnen Erde bewegten. 4000 Tonnen Schlacke ließen sie zermahlen, um am Set im australischen Queensland den schwarzen Boden der Pazifikinsel Iwo Jima zu imitieren. Und die 3000 Marineuniformen, die sie auf traditionellen Webstühlen in Indien herstellen ließen, weil nur sie ein spezielles Uniformmuster reproduzieren können, dürften ebenfalls nicht zur Kostensenkung beigetragen haben.

Erzählt wird der Krieg, wie der einfache Soldat ihn erlebt hat - perfekt inszeniert

Das kann man natürlich übertrieben nennen. Aber Hanks und Spielberg mögen es halt perfekt. Und der Aufwand hat sich gelohnt. Denn „The Pacific” packt den Zuschauer von Folge zu Folge mehr. Dabei sind es nicht die zahllosen, perfekt inszenierten Schlachten, bei denen der Bildschirm bebt und das menschliche Auge dem schnellen Geschehen oft gar nicht mehr folgen kann, die den Zuschauer berühren. Es sind die Momente dazwischen, in denen man die Marines kennenlernt, ihnen näher kommt. Es gibt kaum Erklärungen, keine Übersichten. Erzählt wird der Krieg, wie der einfache Soldat ihn erlebt hat.

Bewusst haben Spielberg und Hanks darauf verzichtet, bekannte Namen zu verpflichten. Die Story ist der Star. Hart und brutal ist sie, aber zum Glück nicht übertrieben patriotisch. „The Pacific“ ist oft realistisch bis an die Schmerzgrenze. Deshalb kann man manchmal nur schwer von TV-Unterhaltung sprechen. Aber von einer Serie, die den Wahnsinn des Krieges zeigt wie kaum eine andere.