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Wünsche und Wunder waren die großen Streitpunkte bei Anne Will am Sonntagabend. Das große Wunder in Form von neuen Erkenntnissen im „Fall Kachelmann – Justiz-Alltag oder Promi-Pranger?“ wurde allerdings nicht verkündet.

Der Fall Kachelmann war am Sonntagabend Thema bei Anne Will. Viel Neues gab es allerdings nicht. Eher wurde bereits Bekanntes ein weiteres Mal abgearbeitet. Selbst der Streit zwischen der allseits kämpferischen Frauenrechtlerin Alice Schwarzer und der Spiegel-Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen hatte wenig Unterhaltsames. Schwarzer verlor sich zwischen Klischees „Bei Frau Friedrichsen gibt’s nur gutartige Vergewaltiger mit schlechter Kindheit“ und der nachgewiesenen Unfähigkeit, „nicht lesen zu können“, wie Friedrichsen erklärte.

Dabei versuchte Anne Will zunächst recht straight, die Rolle der Staatsanwaltschaft zu beleuchten. Wiederholte Dienstvergehen warf der Promi-Anwalt Schertz der Staatsanwaltschaft Mannheim vor. Gerade bei Prominenten würden zunehmend Details aus den Ermittlungsakten an Medienvertreter „durchgestochen“- Bei der Verhaftung Zumwinkels waren die Medien vor der Polizei an seinem Haus, die No-Angels-Sängerin habe man publikumswirksam vor einem Auftritt verhaftet, im Fall Friedmann seien Details über sein Sexualleben mit Zwangsprostituierten veröffentlicht worden. Schertz mahnte die „Fürsorgepflicht auch gegenüber Beschuldigten“ an, hielt es für unfassbar, dass ein Staatsanwalt in exklusiven TV-Interviews das Sexualleben von Angeklagten ausplaudert.

Auftritt nach Entlassung war ungeschickt

Kachelmann mache „das Ende eines geordneten Strafverfahrens“ deutlich, beklagte der ehemalige Richter Hansjürgen Karge. Für ungeschickt hielt die gesamte Runde Kachelmanns Auftritt in der Öffentlichkeit nach seiner Entlassung aus der U-Haft. „Es könnte der Eindruck entstehen, dass er sich einen Vorteil verschaffen will“, erläuterte der Medienberater Hans-Hermann Tiedje. Und: Es wäre ein Widerspruch, weil er gleichzeitig den Springer-Verlag um mehr als zwei Millionen wegen der Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte verklagt.

Anne Will lieferte eine Bestandsaufnahme. Mehr nicht. Lösungsmöglichkeiten wurden nicht aufgezeigt – weder, wie man die eitle Pressearbeit so mancher Staatsanwaltschaft eindämmen kann, noch wie man das private Leben eines Angeklagten und des mutmaßlichen Opfers in Zukunft besser schützen kann.