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Das Gericht hat Kachelmann zurecht freigelassen. Angesichts einer so schillernden Sachlage wäre es unverantwortlich gewesen, ihn länger festzuhalten. Doch egal, wie der Prozess ausgeht, die Medien haben seinen Ruf vermutlich schon ruiniert.
Jörg Kachelmann wird in den Vergewaltungsprozess gegen sich im September als freier Mann gehen. Das Oberlandesgericht Karlsruhe hatte nicht über Schuld und Unschuld des Fernsehmoderators zu befinden, sondern darüber, ob die Untersuchungshaft angemessen ist.
Das Gericht hat ihn zu Recht freigelassen. Denn angesichts einer so schillernden Sachlage, mit Aussagen und Gutachten, die auch für seine Unschuld sprechen, wäre es rechtlich unverantwortbar gewesen, ihn weiterhin festzuhalten. Aussage steht gegen Aussage, und die Frau, die ihn belastet, hat sich nach Ansicht der Richter nicht als uneingeschränkt glaubwürdig erwiesen. Zweifel, die ausreichen, um Kachelmann gehen zu lassen. Vielmehr müssen sich die Mannheimer Staatsanwälte fragen lassen, mit welcher Berechtigung sie Kachelmann über vier Monate in U-Haft sitzen ließen.
Es bleibt immer etwas haften
Sollte Kachelmann auch den Prozesssaal als freier Mann verlassen, weil ihm eine Schuld entweder nicht nachzuweisen ist oder die ihn anklagende Frau noch einen Rückzieher macht, wäre er zwar juristisch rehabilitiert. Doch andere Fälle zeigen, dass sich auch bei einer Reinigung die Vorwurfsflecken kaum entfernen lassen. Es bleibt immer etwas haften. So ungerecht, so wahr.
Den Anteil der Medien, die sich besonders in den Tagen nach der Verhaftung mit pseudopsychologischen Interpretationen unterboten, kann man gar nicht unterschätzen. Selbst Kachelmanns Mimik schien plötzlich geeignet, ihn als Schurken dastehen zu lassen, Freundlichkeit wurde zum Täuschungsmanöver umgedeutet. Ob Kachelmann verurteilt wird oder nicht: Ein Journalismus der Verdächtigungen hat ihn vermutlich schon jetzt erledigt.