Essen. Sie hatten sich ein Bieterrennen um ihn geliefert, Sat.1 und die ARD, und das Erste wurde Zweiter. Oliver Pocher gehört, neben Kerner, zu den Großeinkäufen des Berliner Privatsenders. Jetzt feiert er die Premiere: Die „Sportfreunde Pocher” (Sa., Sat.1, 22.10 Uhr) nehmen das Training auf.

Training? Ja, Training. Der Comedian überbrückt die fußballlose Zeit, in dem er B-Promis und Hobby-Sportler auf einen Benefiz-Kick gegen die A-Elf des FC Bayern vorbereiten lässt, unter Anleitung von Schleifer Werner Lorant. Am Samstag, 25. Juli, soll die Lederkugel rollen, auf Schalke.

Pocher selbst macht den Raab. Der 31-jährige Hannoveraner frönt, wie der kölsche Entertainer, seinem Spieltrieb und lässt sich auch noch dafür bezahlen. Pocher hat sich bereits als Mannschaftskapitän aufgestellt. Ob er als Klopper auftritt, steht dahin. Auf jeden Fall gibt der frühere Junior-Partner von Spötter Harald Schmidt den Sprücheklopper.

Echt und gut und groß

Fußball ist sein Leben – das stellte der Verbal-Terrier bereits bei „Schmidt & Pocher” im Ersten unter Beweis. Mag sein, dass Gags wie das Nazometer oder der Sex-Talk mit Lady Bitch Ray in die Hose gingen – aber wenn Oliver Pocher Oliver Kahn parodierte, war er echt und gut und groß.

Dabei sah es zunächst so aus, als sei Pochers Fernsehkarriere zu Ende, noch ehe sie begonnen hatte. Am 28. Oktober 1998 war das. Damals versuchte Klein-Olli, damals gerade 20, bei einer dieser unsäglichen Brüll-Shows am Nachmittag als Komiker aufzufallen, erfolglos allerdings. Tatsächlich wirkte sein Auftritt bei Bärbel Schäfer komisch – witzig war er nicht.

Pocher ließ sich nicht entmutigen. Der Flop schob seine Karriere nur auf. Elf Monate später startete seine Karriere richtig. Der einstige DJ präsentierte beim Musik-Sender Viva Clips für junges Volk. Zugleich machte er Faxen in der Show „Alles Pocher...oder was?”

Pocher knackt die Millionenfrage

Bereits damals, wie später für ProSieben, setzte Pocher auf Krawall-Humor. Gern griff er sich medienunerfahrene Opfer, die seine Späße ertragen mussten, der Beleidigung oft näher als dem Witz. Pocher kultivierte Humor von oben herab. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb wurde der gelernte Versicherungskaufmann derart populär, dass ihn eine Elektronikkette als Werbe-Ikone einspannte. Pocher und Partner machten Punkte beim Publikum, jung, kaufkräftig und amüsierwütig.

Genau das fehlte der ARD. Kein Wunder, dass das Erste der Versuchung erlag, Pocher an die Seite des zuweilen lustlosen Harald Schmidt zu stellen. Allein, die Rechnung ging nicht auf. So kämpfte die ARD um Pocher zuletzt bestenfalls halbherzig.

Auch wenn er gelegentlich mit fundierter Halbbildung kokettiert, Pocher sollte nicht unterschätzt werden. Bei einem Promi-Special von Günther Jauchs „Wer wird Millionär?” knackte Pocher die Millionenfrage. Er war der erste.