Berlin. Der „Bericht aus Berlin” wird am Sonntag, 18.30 Uhr, zum 500. Mal im Ersten ausgestrahlt. Gewiss ein Anlass zum Feiern. Und deshalb vielleicht etwas unfair, wenn jemand zum 500. eine Bilanz zieht, der dieses TV-Format von seinen Anfängen her kennt.

Wer den „Bericht aus Berlin“ von seinen Anfängen her kennt, wird ihn an seinem Vorgänger, dem „Bericht aus Bonn“, messen. Er wird sich erinnern an die feine Ironie, mit der ein Friedrich Nowottny als Moderator den interviewten Politikern schlagfertig Paroli bot und Phrasen als Phrasen entlarvte. Und er wird diese souveräne Art des ebenso intellektuellen wie populären politischen TV-Journalismus vermissen. Er wird sich aber auch im Klaren darüber sein, dass der Berliner Bericht unbotmäßig lieblos ins Vorabendprogramm gepfercht ist, als wisse man nicht recht, wohin damit.

Und er wird sich ebenso klar darüber sein, dass politische Magazine nicht mehr die Strahlkraft von früher besitzen, als es nur zwei, drei Programme gab. Während heute Politiker in x Talkshows reden, hatten Interviews einst Seltenheitswert. Das alles klingt bitter – verzichten möchte man auf den Bericht dennoch nicht.