Berlin. Stumpfen wir in Sachen Krieg langsam ab? Mit dieser heiklen Frage beschäftigte sich “Hart aber fair“ auf eine kluge Art und Weise.
Wie lange hält unser Mitgefühl für die Ukraine an? Mit dieser Frage bestritt "Hart aber fair" den Montagabend. Ein kontroverses Thema, das angesichts der Dauer des russischen Angriffskrieges aber durchaus seine Berechtigung hat.
"Hart aber fair": Diese Gäste waren am Montag dabei
- Claudia Major, Militärexpertin
- Michael Müller (SPD), Bundestagsabgeordneter
- Norbert Röttgen (CDU), Bundestagsabgeordneter
- Oleksandra Bienert, ukrainische Aktivistin
- Armin Nassehi, Professor für Soziologie
- Matthias Schranner, Verwaltungsjurist
Ukraine-Krieg: Russland profitiert von Desinteresse
Den allgemeinen Eindruck, dass der Krieg mittlerweile immer mal wieder aus dem Fokus gerät, konnte Armin Nassehi bestätigen – und erklären. "Es gibt Aufmerksamkeitsspannen", führte der Soziologe aus. Je häufiger man eine Information höre, desto geringer sei der Informationswert. Das sehe man auch bei anderen Themen, etwa dem Klimawandel. "Es fällt schwer, sich damit permanent auseinanderzusetzen", stellte Nassehi fest. Man gewöhne sich, auch an schreckliche Bilder. Anders sei die Realität für den Menschen gar nicht zu verarbeiten.
Das klang plausibel, zumal Nassehi betonte, hier nicht zu urteilen, sondern nur zu beschreiben. Norbert Röttgen verlegte sich dagegen auf eine Beurteilung:"So ist der Mensch halt, das gefällt mir nicht", sagte der CDU-Außenpolitiker. Es sei Aufgabe der Politik und auch der Medien, dagegen anzugehen. "Wir müssen die Dramatik und die Brutalität deutlich machen", forderte er.
Einen interessanten Punkt machte in diesem Zusammenhang Claudia Major. Russland zähle auf das Desinteresse, warnte die Militärexperten von der Stiftung Wissenschaft und Politik. "Unsere Geschlossenheit wackelt durch die Gewohnheit." Letztlich spiele die Zeit daher für Russland.
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Ukraine: Warum ist Olaf Scholz so passiv?
Falls es tatsächlich die Aufgabe der Politik sein sollte, die Menschen bei der Stange zu halten: Olaf Scholz hätte sich in diesem Bereich keinen Orden verdient. In der Runde war man sich entsprechend überwiegend einig, dass der Kanzler zu wenig führt und zu viel hadert.
Nur Michael Müller verteidigte Scholz naturgemäß. "Die Kommunikation kann und muss verbessert werden", räumte der SPD-Politiker zunächst ein. Allerdings dürfe man auch die Diplomatie nicht außen vor lassen. Er mache sich Sorgen, was passiere, wenn der Konflikt weiter eskaliere. "Das Abwägen wird als Zögern dargestellt", ärgerte sich Müller mit Blick auf die Kritik an Scholz.
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Krieg: Was ein Verhandlungsexperte empfiehlt
Interessant, aber auch etwas irritierend war schließlich der Auftritt von Matthias Schranner. Als Verhandlungsexperte kennt sich Schranner mit schwierigen Lagen aus; allerdings wurde nicht ganz klar, ob er auch für die jetzige geopolitische Lage der passende Experte ist.
Schranners Thesen hatten es jedenfalls in sich. Es werde keine Verhandlungen geben, prognostizierte er. Im besten Fall werde Wladimir Putin abgelöst werden – oder aber der Krieg werde sich festsetzen. Überhaupt sei es für Verhandlungen noch zu früh, befand Schranners: "Solange Russland glaubt, dass es militärisch gewinnen kann, wird es nicht an den Tisch kommen." Gleiches gelte für die Ukraine, die sich mithilfe westlicher Waffen auch noch Chancen ausrechnen könne.
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"Hart aber fair": Das Fazit
Es war ein durchaus erfrischender Zugang, den "Hart aber fair" für diese Ausgabe gewählt hat. Insofern wurde die schiere Informationswiederholung, die laut Armin Nassehi ja zur Abstumpfung führt, in diesem Fall vermieden. Tragisch nur, dass wohl auch Matthias Schranners recht behalten wird: Dieser Krieg wird offenbar noch lange andauern.
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