Berlin. Der Krieg in der Ukraine erschüttert die Welt. Bei „Markus Lanz“ diskutierten die Gäste, wie Putin Wirtschaft und Politik spaltet.
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine stellt Europa vor unangenehme Tatsachen: Die Einigkeit des globalisierten Westens scheint zu bröckeln. Deutschland balanciert zwischen Energieabhängigkeiten und Öl-Embargos. Welche Folgen das Abreißen von Wirtschaftsbeziehungen haben könnte, diskutierte Markus Lanz mit seinen Gästen am Dienstagabend.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte kürzlich beim Weltwirtschaftsforum, wie wichtig ein Sieg der Ukraine sei. Laut dem Soziologen Gerald Knaus komme es in Deutschland und Europa immer wieder zu widersprüchlichen Signalen. Für Mitteleuropa sei der Krieg „die Verteidigung von uns allen“.
„Also wenn man davon redet, dass die Ukraine gewinnen soll, dann sind das für diese Verbündeten von Deutschland in der EU existenzielle Fragen“, sagte Knaus im ZDF-Talk. Der Soziologe warnte hierbei vor weiteren Spannungen innerhalb Europas. Es müsse eine einheitliche Vision geschaffen werden, da sonst „eine Spaltung der Europäischen Union“ drohe.
„Markus Lanz“ – Das waren die Gäste:
- Gerald Knaus, Migrationsforscher
- Cordula Tutt, Journalistin („Wirtschaftswoche“)
- Matin Qaim, Agrarökonom
„Lanz“: Tritt Olaf Scholz in Konrad Adenauers Fußstapfen?
Dabei kommentierte der Soziologe die Präsidentschaftswahlen in Frankreich, bei denen viele Parteien gewählt wurden die „extrem Nato-kritisch, EU-kritisch und russlandfreundlich“ seien. „Die Putin-Freunde in der Politik werden lauter“, akzentuierte Knaus.
Zu unentschlossen und zu zögerlich – die aktuelle Politik der Europäischen Union sei laut Gerald Knaus zu inaktiv. „Schafft Olaf Scholz das, was damals Konrad Adenauer gemacht hat?“, fragte der Soziologe in die Runde.
So müsse die Europäische Union Ländern wie Moldau oder der Ukraine eine Chance geben, um die Mitgliedstaaten weiter zusammenzubringen. „Oder lassen wir diesen Moment vorbeilaufen und sehen wir Europa weiterhin gespalten?“, so Knaus.
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Wirtschaftsexpertin bei „Lanz“: Westeuropa war zu naiv
Gespalten bleibt auch die Situation der Energieversorgung und finanziellen Abhängigkeit von Ländern wie Russland oder China. „Heißt das, da kommt ein ganzes System an sein Ende?“, hakte Moderator Markus Lanz nach. Für die Journalistin Cordula Tutt sei jetzt die Zeit der Umorientierung gekommen. „Wo können wir uns diversifizieren, wo könnten wir vielleicht auch mit Ressourcen sparsamer umgehen?“, entgegnete Tutt.
Was die Energieversorgung angeht, sei Deutschland nicht da, wo es sein müsste. „Wir müssen dranbleiben“, erklärte die Journalistin. Denn Fehler, die gab es laut Tutt, immer wieder. So habe sich Deutschland „ignorant gegenüber den Warnungen in Osteuropa“ verhalten. „Wir haben halt naiv gesagt: Ja, es ist billig und die haben immer geliefert, wird schon weitergehen“, sagte Tutt.
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Doch es sei nicht nur die Energieabhängigkeit, die zu schweren Konsequenzen führen könne. Im Internet kursieren immer wieder Videos von russischen Lastkraftwagen, die vermutlich Getreide aus der Ukraine heraustransportieren. Eine fatale Situation, wenn es nach Agrarökonom Matin Qaim geht. So könne der fehlende Export ein Hungerkatastrophe in vielen abhängigen Ländern auslösen.
„Markus Lanz“: Düstere Prognose für Europa
Auch die ökonomische Sphäre in Deutschland sei betroffen. „Wir sind natürlich an den Weltmarkt gekoppelt. Wir nehmen ja am Handel teil und deswegen sehen wir natürlich die Preiseffekte“, kommentierte Qaim.
Europa und der Westen stehen laut Qaim dabei in der besonderen Verantwortung, genau klarzumachen, wofür man eigentlich stehe. Wenn Putin als „Retter in der Not“ Weizen liefere, dann schaffe er „nicht nur unmittelbare Abhängigkeiten, sondern auch Anhänger und Propaganda gegen den Westen“.
Der Talk endete allerdings mit einer düsteren Prognose für Europa. Die Globalisierung, wie sie bisher besteht, komme laut Journalistin Cordula Tutt an ihre Grenzen. Insgesamt sei davon auszugehen, dass der Wohlstand des Westens erheblich sinken wird und die Inflation die Preise weiter in die Höhe treibt.
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