Berlin. Das Dschungelcamp wird in Australien gedreht, seit Oktober toben dort Buschbrände. Ex-Camper sind dagegen, die Sendung nun abzusagen.
Australien steht in Flammen, eine Fläche so groß wie Süddeutschland wurde durch die Brände zerstört – und RTL schickt seine Dschungelcamper in den Busch, um ein Unterhaltungsformat zu drehen. Darf man das? Mehrere Politiker hatten publikumswirksam eine Absage des Formats gefordert.
„Menschen und Tiere sterben, viele verlieren ihre Häuser. Die Umwelt wird großflächig zerstört. Dies ist nicht die geeignete Szenerie für eine leichte Unterhaltungssendung“, sagte die Bremer Bundestagsabgeordnete Elisabeth Motschmann (CDU). SPD-Politiker Karl Lauterbach äußerte sich ähnlich.
Die ehemalige Camp-Teilnehmerin Micaela Schäfer findet die Debatte „dumm“: „Die Behörden haben das genehmigt“, sagte sie unserer Redaktion. „Ich war in Afrika und habe für Reality Queens gedreht – niemand hat gesagt: Ihr dreht auf einem Kontinent, auf dem jeden Tag Kinder verhungern, wo es Korruption gibt, wo es Kindersoldaten und -prostitution gibt. Keiner hat was gesagt, das war völlig egal.“
Dschungelcamp: Ex-Bewohner Schäfer und Stoeckel gegen Absage
Auch ihr Kollege und guter Freund Julian F.M. Stoeckel, ebenfalls ehemaliger Teilnehmer, möchte die Sendung behalten: „Natürlich ist das Leid der Australier und das der Tiere und das der Bäume schrecklich und furchtbar“, sagt er im Berliner „Hotel Palace“, wo er sich Donnerstag mit Schäfer und Freunden auf sein jährliches „Public Viewing“ der Show einstimmte.
„Aber muss RTL sich jetzt um die Rettung kümmern? Das ist Aufgabe des Staates, das muss der Staatenbund machen. Trump, Macron, wie sie alle heißen – die sollen Löschflugzeuge schicken.“ Würde RTL den Dschungel absagen, „davon würde kein Koala gerettet und kein Känguru und kein Mensch“, sagt Stoeckel. Als in Los Angeles die Wälder brannten und unter anderem Thomas Gottschalk sein Haus verlor, habe niemand verlangt, dass die Filmstudios den Betrieb einstellen. „Das ist doch alles absurd.“
Zudem verweist er auf die Moderatorin des Formats, Sonja Zietlow, die bei Facebook erklärte: „Unsere australischen Kollegen sind mehr als dankbar, ihren Job bei IBES nicht (auch noch) zu verlieren!“ Diese Arbeit sichere ihnen nicht nur im Januar gutes Einkommen. „Hotels, aber auch Privatvermieter bitten ihre Gäste NICHT zu stornieren, da gerade die Sommerzeit ihre Existenz sichert!“ Zietlow bitte darum, zu spenden – das wäre wirkliche Hilfe.
RTL will Buschbrände zum Thema in der Sendung machen
RTL kündigte unterdessen an, dass das Thema in der Sendung seinen Platz bekäme und man nicht einfach nur „business as usual“ mache. Inwiefern das stattfinden wird – viele hatten zum Beispiel gefordert, RTL solle Einnahmen aus den Telefonvotings spenden –, ist bisher unklar.
Auch, ob Zieltow und Moderationskollege Daniel Hartwich ihren gewohnt hämischen Witz über die Katastrophe ausbreiten, wird sich zeigen. Erstmals ist in der Show mit Günther Krause ein Ex-Minister im Dschungelcamp.
Buschbrände: „Dschungelcamp-Arzt“ Dr. Bob hat sein Haus evakuiert
Dabei ist die Produktion selbst nicht, aber ein wichtiger Bestandteil akut von der Eskalation betroffen. Der Dschungelarzt Dr. Bob (bürgerlich Robert MacCarron und eigentlich kein Arzt) bangt derzeit um sein Haus im Kangaroo Valley in New South Wales, wo die Brände besonders heftig wüten. „Vor fünf Tagen habe ich mein Haus evakuiert und alles, was mir und meiner Frau wichtig ist, gemeinsam mit allen Wertgegenständen in Sicherheit gebracht“, sagte der 69-Jährige in einem Interview mit dem Sender RTL am Wochenende.
„Gestern war das nächste Buschfeuer noch 27 Kilometer von meinem Haus entfernt, heute Morgen nur noch fünf. Meine ganze Heimatstadt ist leer. Nun hoffen wir auf den richtigen Wind und dass die Feuerwehr das Schlimmste verhindern kann“, so der Dschungelarzt weiter.
Dr. Bob will sich von den Feuern allerdings nicht unterkriegen lassen. Sollte sein Haus abbrennen, sagt er, werde er nach der Produktion nach Hause zurückkehren, sich einen Wohnwagen kaufen und diesen auf sein Grundstück stellen. „Dann leben wir im Caravan und bauen ein neues Haus“, so Dr. Bob.
Dschungelcamp: Bedrohen die australischen Buschbrände auch die RTL-Kandidaten?
Der Drehort der RTL-Show liegt in Dungay im Nordosten von New South Wales an der Grenze zum Bundesstaat Queensland. Der Ort ist rund 1100 Kilometer von Batemans Bay entfernt.
Diese Karte zeigt den Drehort der RTL-Show „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“:
Die Gefahr, dass sich die Buschbrände auf diese Region ausbreiten, ist eher gering.
Dschungelcamp 2020: Welche Kandidaten kennen Sie?
Hier können Sie lesen, wer 2020 alles ins Dschungelcamp einziehen wird. Natürlich sind wieder viele ehemalige TV-Show-Kandidaten mit an Bord – aber auch Schauspieler, die bekannteste ist „Venusfalle“ Sonja Kirchberger. Ebenso im Camp: die Ex-Frau von Michael Wendler und erstmals ein ehemaliger Politiker. Eine Favoritin: die Witwe von Jens Büchner.
- Buschbrände in Australien: Armee rettet Urlauber vor Flammen
Das RTL-Dschungelcamp wurde erstmalig 2004 ausgestrahlt und erfreut sich seitdem großer Beliebtheit. Im letzten Jahr setzte sich Evelyn Burdecki im australischen Busch durch. Aber die Fans des Dschungelcamps hatten 2019 auch Grund zur Trauer: Ex-Teilnehmer Walter Freiwald starb an Krebs. (gem)