Essen. „Stromberg” gilt als beste deutsche Comedy-Serie. Dabei hat „Pastewka” die Nase inzwischen deutlich vorn - zumindest qualitativ. Denn als friedliebender Einzelgänger überrascht er immer noch mit feinen Pointen während Büro-Gewächs Stromberg immer überdrehter daher kommt.

Der eine ist ein konfliktscheues Pummelchen. Ein Typ, der seine Ruhe möchte, seine Abende am liebsten vor dem Fernseher verbringt und einen alten Edgar Wallace schaut. Der andere ist ein hagerer Hektiker, der zwischen völliger Selbstüberschätzung und peinlicher Kriecherei pendelt. Der nichts lieber möchte, als Karriere zu machen, zumindest bis zum Abteilungsleiter einer Versicherung. Bastian Pastewka und Bernd Stromberg heißen die Typen, Pastewka und Stromberg ihre Serien und beide Formate gelten als die einsamen Höhepunkte deutscher Comedy. Weil sie zeigen, wie gut Fernsehen sein kann. Jedenfalls manchmal.

Es passt wahrscheinlich zu Bastian Pastewka, dass seine Serie in der öffentlichen Wahrnehmung immer etwas im Windschatten von Christoph Maria Herbsts zunehmend überdrehter Figur Stromberg segelt. Zu Unrecht übrigens, denn qualitativ hat Pastewka die Nase vorn.

Enthusiastische Fran-Gemeinde im Internet

Beide Serien, Pastewka freitags auf Sat.1, Stromberg dienstags auf Pro7, haben es inzwischen in die vierte Staffel geschafft, was fast schon an ein Wunder grenzt, weil die Quoten nie so besonders waren und viele Sender längst keine Geduld und keinen Mut mehr haben, um an Formaten, die nicht sofort einschlagen, festzuhalten.

Auch Stromberg stand zwischenzeitlich auf der Kippe. Gerettet wurde die Serie von grandiosen Kritiken und einer kleinen, aber enthusiastischen Fan-Gemeinde im Internet. Inzwischen ist Stromberg so etwas wie das Markenzeichen von Pro7, auf das der Sender stolz verweist, wenn es um die ewige Qualitäts-Diskussion zwischen Privaten und Öffentlich-Rechtlichen geht.

Nach der Pöbelei in die Provinz

Und die Reihe hat ja auch in der vierten Staffel noch grandiose Momente. Etwa, als Stromberg nach einer Pöbelei zuviel in die Provinz versetzt wird. Da steht er an einer Kreuzung und schaut auf das marode Eckhaus mit der Außenstelle einer Versicherung, die aussieht, als habe sie seit den fünfziger Jahren niemand mehr betreten. Die Stille der Provinz kriecht aus dem Fernseher, bis langsam eine ältere Frau mit einem Einkaufs-Motorroller um die Ecke knattert. So fühlt sich Endstation an.

Nur, dass man diese Momente zunehmend suchen muss, weil Herbst seine Figur in der vierten Staffel überdreht. Zu viele Gags sind berechenbar geworden, die plumperen überwiegen nach über 30 Folgen die subtilen, viele Figuren stagnieren oder werden, nachdem sie lange mit dem Stift gezeichnet wurden, zu dick aufgetragen. Was nichts daran ändert, dass Stromberg nach wie vor in einer anderen Liga spielt als die Eltons und Barths dieser TV-Welt.

Dass gerade die leiseren Töne die Qualität einer Serie halten können, beweist Bastian Pastewka. Was er tut, ist angenehm unspektakulär, seine Comedy zieht ihre Komik aus Alltagsgeschichten rund um einen Typen, der alles richtig machen möchte und es dabei nicht mal schafft, in seiner eigenen Familie zurecht zu kommen. In einer der neuen Folgen steckt Pastewka nach der Verleihung des Grimme-Preises mit Anke Engelke im Fahrstuhl fest. Was die beiden da an kammerspielartiger Comedy abliefern, zeugt von Liebe zum Detail, einem guten Drehbuch und sorgfältiger Produktion. Und es vermittelt eine Idee davon, wie gut deutsches Fernsehen sein kann, wenn es sich Mühe gibt.