Essen. Die biografische Komödie "Es liegt mir auf der Zunge" mit Jan Josef Liefers setzt dem ersten deutschen Fernsehkoch Clemens Wilmenrod ein Denkmal. Die Kreation "Toast Hawaii" gilt bis heute als sein größtes Vermächtnis.

Er bescherte den Deutschen nicht nur den Hawaiitoast, sondern auch die erste Schleichwerbung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens - jetzt setzt die ARD Clemens Wilmenrod (1906 - 1967) ein Denkmal: Mit der tragikomischen Hochstaplerbiographie „Es liegt mir auf der Zunge" erinnert das Erste heute an den Mann, der 1953 als erster deutscher Fernsehkoch Geschichte schrieb, obwohl er nur über bescheidene Kochkenntnisse verfügte, und liefert zugleich ein charmantes Sittenbild der Wirtschaftswunderzeit und der Kinderjahre des Fernsehens.

„Ihr lieben, goldigen Menschen"

„Er war ein Spieler, der alles auf ein paar unsichere Karten setzte", sagt Hauptdarsteller Jan Josef Liefers. Mit Filoubärtchen, zwölf eigens für die Rolle angefutterten Kilos und Wilmenrods geschraubter Redeweise („Ihr lieben, goldigen Menschen") spielt er den erfolglosen Schauspieler aus Hessen, der am Anfang seiner kometenhaften Karriere als kulinarischer Hohepriester nicht einmal wusste, wie man eine Zwiebel richtig schneidet.

Doch als er mal wieder ohne Engagement dastand, machte er den Fernsehschaffenden seine Idee einer Kochsendung schmackhaft und wurde zum Star am Herd. Sein Erfolgsrezept: Wilmenrod rührte live im Studio nicht nur simple und schnelle Speisen zusammen, sondern garnierte sie mit hochtrabenden Namen und herrlichen Münchhausiaden, die das wachsende Bedürfnis jener Zeit nach Exotik bedienten. Ein schlichtes Hackfleischgericht nannte er etwa „Arabisches Reiterfleisch" und behauptete, er habe es im Libanon im Schatten eines Beduinenzelts kennengelernt.

„Bitte in zehn Minuten zu Tisch" wurde ein Straßenfeger

Quark mit Kondensmilch als Dessert, Konservenmischgemüse aus der Dose als Beilage - die Kreationen des Mannes, der eigentlich Carl Clemens Hahn hieß, waren keine Haute Cuisine. Doch die Sendung „Bitte in zehn Minuten zu Tisch" wurde, nicht zuletzt wegen Wilmenrods Schlag bei der Frauen, ein Straßenfeger. Dass seine Ehefrau Erika (gespielt von Liefers-Gattin Anna Loos) ihm Papptafeln hochhalten musste, damit er das Salzen oder das Umrühren nicht vergaß, störte keinen.

Regisseur Kaspar Heidelbach illustriert Wilmenrods für jene Zeit typischen rasanten Aufstieg anhand der Ausstattung: Die Autos werden immer größer, Wohnungen und Möbel immer mondäner, Ehefrau Erika immer schicker. Sie verschaffte ihrem Mann neben Kochbuchverträgen auch fragwürdige Werbejobs für Gerätehersteller und Lebensmittellieferanten - so machte Wilmenrod seinen Zuschauern im Auftrag eines Rumherstellers eifrig den Rumtopf schmackhaft. Doch der Koch-Darsteller wurde immer mehr zur Zielscheibe von Kritikern, die ihm Schleichwerbung, Dilettantismus und Rezepteklau vorwarfen. 1964 flog seine Sendung aus dem Programm, und als auch seine Gesundheit nicht mehr mitspielte, nahm sich Wilmenrod das Leben.

Die Gerichte, die im Film gekocht werden, vertilgte das Filmteam in den Pausen - auch weniger geglückte Kreationen wie den „Zwieback Bora Bora" mit Salami und Roquefort.