Hamburg. Tim Mälzer hat Vox verlassen und wärmt fortan in der ARD kulinarische Ferienerinnerungen auf. "Tim Mälzer kocht" setzt auf nachvollziehbare Rezepte, die vom Zuschauer nachgekocht werden können.

Nicht die Show steht im Vordergrund, sondern leicht nachvollziehbare Rezepte, die der Zuschauer bequem am heimischen Herd kochen kann. Wiener Schnitzel mit Gurkensalat zum Beispiel. Nichts Ungewöhnliches, aber genauso will es Tim Mälzer: „Das Essen ist der Star.” Ab Samstag, 15.30 Uhr zeigt die ARD „Tim Mälzer kocht”. 30 Mal hantiert der gebürtige Pinneberger dann im rustikalen Landküchen-Design.

„Fünf Jahre sind genug.” Die tägliche Sendung auf Vox ist selbst dem umtriebigen Mälzer zuviel geworden. Und die Verantwortlichen bei NDR und WDR sehen diesen Wechsel von Privat zu Öffentlich-rechtlich sehr gerne.

Viele Vorschusslorbeeren

Vermutlich steckt dahinter der starke Wunsch nach mehr Quote beim jugendlichen Publikum. Wenn selbst die NDR-Kulturchefin Patricia Schlesinger höchstpersönlich die Fanpost des neuen ARD-Küchenchefs verliest, ist dieses Phänomen kaum noch anders zu erklären. Getoppt wird das nur noch von Thomas Schreiber, Leiter des NDR-Programmbereichs Unterhaltung, der den 38-Jährigen in den höchsten Tönen lobt, seine Kochkünste sogar mit den Leistungen weltberühmter Künstler wie beispielsweise Yehudi Menuhin vergleicht.

Nun denn. Viele Vorschusslorbeeren für eine Kochsendung, die umgeben ist von zahllosen anderen. Da momentan in der ARD nur die Wiederholungen von „alfredissimo” laufen, gab es eine kochtechnische Lücke, die Mälzer mit genussvollen Ferienerinnerungen und anderen Schmankerln stopfen will.

„Spaghetti Bolo”

Mälzer, dessen Lieblingsgericht nach eigenem Bekunden „Spaghetti Bolo” ist, plaudert ohne Unterlass. Und verkündet dabei, dass er „als Berufsjugendlicher nicht generell mit Kochsendungen hadere, sondern mit den diversen Kochshows”. Er freue sich auf die Reduktion des Essens und seine Interpretation des Wiener Schnitzels. „Es geht mir nicht darum, dass man perfekt kocht, sondern dass man überhaupt kocht.” Und damit die Zuschauer während der Sendung akustisch verschnaufen können, wird Mälzer während der Drehs extra auf notwendige Redepausen hingewiesen.

Eine Selbsterkenntnis, die verhindert, dass die Salatsoße weder in seinen Worten untergeht noch das Ganze zu einer One-man-Show mutiert. Vermutlich hat der erste Fernsehkoch Clemens Wilmenrod nicht derart viel gesprochen. Dennoch erkennt Tim Mälzer Erstaunliches: „Ich bin bestimmt keine Reinkarnation von Wilmenrod, aber ich sehe Gemeinsamkeiten.” Das sind nicht das Toast Hawaii oder die gefüllten Erdbeeren, sondern die vielen Tipps, die Mälzer zu Zutaten und Küchenhandwerk gibt.

Optisch ist die neue Serie auf jeden Fall ein Genuss. Ein Lob gilt den Kameraleuten und Cuttern. Schöne Nahaufnahmen zeigen, wie fruchtig das Obst ist. Und lassen ahnen, wie die Komposition später auf der Zunge zergeht. Untermalt wird das Ganze von – teils – heftiger Musik, was wiederum eine Hommage an jene Jugend ist, die sich die ARD von dem Format erhofft.

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