Berlin. ARD-Moderatorin Sandra Maischberger wollte wissen, wie diskriminierend Sprache ist. Es folgte ein unversöhnlicher Schlagabtausch.
Battle-Rap. Das klingt schon hart. Jede Zeile ein Faustschlag. Je krasser, desto besser. Ist es aber auch Kunst? Ja – zumindest darüber war sich die Runde bei
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einig, die am Mittwochabend über politische Korrektheit in der Sprache diskutierte.
Anlässe dafür gab es in letzter Zeit genug: Mit Text-Passagen wie
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haben die beiden Hip-Hopper Farid Bang und Kollegah einen
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ausgelöst, in dessen Zug der
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eingestellt wurde. Sprache schafft Realität und sie ist politisch.
Pauschale Vorwürfe statt Diskussion
Es ist also gut, dass Sandra Maischberger nicht nur über vermeintliche Rüpel-Rapper redet – sondern mit ihnen. Zu eben jener Kategorie zählt auch
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. Der 39-Jährige provoziert regelmäßig in seinen Texten. An einer ernsthaften Auseinandersetzung darüber schien er aber kein Interesse zu haben. Im Gegenteil: Von seiner Musik habe eben „keiner Ahnung“, warf er Maischbergers Runde pauschal vor.
Der Journalist Peter Hahne bezeichnete die Texte des Berliners als „entsetzlich“. „Wer hat hier Ahnung von Rap? Herr Hahne etwa?“, fragte der Attackierte und setzte ein gespieltes Lachen auf. „Das ist arrogant“, sagte Moderatorin Maischberger.
„Sie haben sich ja toll vorbereitet“
Es sind die immer gleichen Vorwürfe gegen Bushidos Texte: Sie seien frauenverachtend, gewaltverherrlichend und schwulenfeindlich. Doch der behauptete: So funktioniere eben Hip-Hop, die Texte seien nicht abwertend gemeint. Als Sandra Maischberger dann aber daraus zitierte, warf der Rapper nur ein: „Sie haben sich ja toll vorbereitet“. Und: „Rap-Experte Maischberger“. Dem Kabarettist Florian Schroeder, der die Musik trotzdem als Kunst bezeichnete, warf er eine Kusshand zu.
Bushido liebt die Provokation. Auf Twitter hat er schon eine Karte von Nahost ohne Israel gepostet. Seine Kollegen Farid Bang und Kollegah nahm er aber in Schutz. Nein, sie seien keine Antisemiten. Und ja: Auch er spiele mit antisemitischen Klischees. Die bizarre Begründung: Darüber werde eben geredet. „Aber warum ausgerechnet Israel?“, warf Buchautor Peter Hahne ein. Leider erhielt er darauf keine Antwort.
Macht Sprache Frauen unsichtbar?
Bei jedem Hauch von Kritik reagierte Bushido gereizt und keilte gleich zurück. Der peinliche Auftritt überlagerte eine Sendung, in der das Themenfeld der sogenannten „Political Correctness“ aber noch weiter gespannt wurde. Denn nicht nur so genannte Gangster-Rapper stellen den guten Geschmack auf die Probe. Was ist etwa mit „Zigeunerschnitzel“ und „Negerkuss“ – darf man das noch sagen?
„Das ist diskriminierende Sprache“, sagte die Journalistin Teresa Bücker, die sich für ein gendergerechtes Deutsch ausspricht. Auch Marlies Krämer, die Frau, die die
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verklagte, weil die in ihren
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nur von „Kunde“ und nicht von „Kundin“ spricht, kam per Schalte zu Wort. „Sprache prägt unsere Gesellschaft“, so Krämer. Und als Frau wolle sie nicht unsichtbar gemacht werden.
Was darf Sprache und wo verletzt sie?
Deutlich komplizierter wird es, wenn Literatur ins Spiel kommt – und plötzlich umgeschrieben werden soll. „Das ist Erziehung zur Unmündigkeit“, sagte Kabarettist Schroeder. Wo ist aber die Grenze? Was ist vertretbar, was nicht? Was darf Sprache und wo verletzt sie?
Diese Künstler geben ihren Echo zurück
Die AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel unterlag vor Gericht gegen die Satire-Show „extra3“. In der NDR-Sendung wurde sie als
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bezeichnet. „Das ist eine lupenreine Pointe“, sagte Florian Schroeder. Denn: Die Satiriker bezogen sich zuvor klar auf den Satz Weidels, dass die politische Korrektheit auf den „Müllhaufen der Geschichte“ gehöre. Sie hätten die Konsequenzen von Weidels Forderung also verdeutlicht.
Unversöhnliche, oft verfahrene Diskussion
In einem größeren Kontext müsse man daher auch das
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von Jan Böhmermann sehen. „Es ging um eine ironische Meta-Ebene“. Buchautor Peter Hahne wollte sich darauf nicht einlassen. „Warum muss das sein?“, fragte er. Und selbst Bushido sagte: „Man muss die Kunst nicht dafür benutzen, auch noch dem letzten auf die Schnauze zu hauen“. Außer natürlich beim Rap – da ist es ja bekanntlich in Ordnung.
Sandra Maischberger, die viele Beispiele eines komplexen Themas in 75 Minuten presste, wodurch das Ganze sprunghaft wurde, sagte am Ende einer unversöhnlichen, oft verfahrenen Diskussion: „Danke, dass Sie so eine extrem differenzierte Debatte geführt haben“. Diese Erkenntnis hatte sie exklusiv.