Essen. Es ist eine Premiere im deutschen Fernsehen: Um den schwächelnden Eurovision Song Contest wieder nach vorne zu bringen, werden die öffentlich-rechtliche ARD und der Privatsender ProSieben zusammenarbeiten.

„Na also, geht doch . . .” sagt Stefan Raab. Musik ist seine Leidenschaft. Selbst seine Managerin, Gabi Allendorf, bekennt: „Stefan Raab, der dafür bekannt ist, sehr nüchtern an Projekte heranzugehen, hat eine ,Schwachstelle': die Liebe zur Musik. Im Grunde seines Herzens ist und bleibt Raab ein ,Musikus' und der Eurovisions Song Contest ist ihm ein Herzensanliegen.”

Von daher ist es nicht unbedingt verwunderlich, dass der 43-Jährige in eine zweite Verhandlungsrunde mit der ARD ging und gestern den Vollzug einer medialen Premiere melden konnte: Der ehemalige Viva-Moderator wird gemeinsam mit dem Ersten, seinem Haussender ProSieben sowie den Pop- und jungen Wellen des ARD-Hörfunks den deutschen Beitrag für das Finale des „Eurovision Song Contest 2010” suchen.

Vor genau acht Wochen war dieses Vorhaben noch gescheitert, weil die ARD-Intendaten sich nicht mehrheitlich auf einen Anchorman Raab einigen konnten. Nach dem katastrophalen Abschneiden beim Grand-Prix im Mai in Moskau, wo das deutsche Duo „Alex swings, Oscar sings” nur abgeschlagen auf Platz 20 landete, sollte der Eurovisions-erfahrene Raab das deutsche Fernsehen, den deutschen Schlager und die deutsche Fangemeinde aus dem tiefen Tal der Tränen herausführen.

"Dabei kommt gute Popmusik heraus"

Seit gestern gibt's die Chance wieder. In Insiderkreisen spekuliert man, ob Raabs Engagement für die ARD plötzlich auch möglich ist, weil das Unterhaltungs-Flagschiff des Ersten, Jörg Pilawa, seinen Wechsel zum Zweiten bereits beschlossen hat. Wer, wenn nicht Raab, könnte die Unterhaltungslücke füllen?

„Bin ich froh, dass das klappt”, erklärt Thomas Schreiber, der ARD-Koordinator Unterhaltung. „Der Deutsche Vorentscheid 2010 wird mit Stefan Raabs Leidenschaft das TV-Ereignis im Frühjahr 2010.” Beim nationalen Vorentscheid sollen dann in acht Beiträgen 20 Finalisten gesucht werden. Juryvorsitzender in allen Sendungen ist Stefan Raab. Der versteht das Geschäft. Mal abgesehen davon, dass Raab dies bei seiner Konkurrenzveranstaltung „Bundesvision Song Contest” seit 2005 beweist. Trotz seines Engagements beim Eurovisions Song Contest 2010 wird er übrigens auf seinen BuViSoCo nicht verzichten. Das Zugeständnis: Statt im Frühjahr wird der Wettbewerb im nächsten Jahr erst in der zweiten Jahreshälfte in Berlin ausgetragen.

Ausgezeichnet wurde sein Gesangswettbewerb, bei dem er junge Musiktalente sucht und fördert. Einer der begehrtesten deutschen Fernehpreis, der Adolf-Grimme-Preis, ging 2005, an den „verbalen Hooligan”, und die Jury lobte: „Dabei kommt gute Popmusik heraus. Das ist sympathisch, das ist junges, frisches TV auf der Höhe der Zeit.” Na also, wird gut gehen. Kommentar Seite 2