Essen. Moderator Jörg Pilawa wechselt im kommenden Jahr vom Ersten zum Zweiten. Was treibt ihn, was plant er? Jürgen Overkott sprach mit ihm.
Sie machen gerne in Kanada Urlaub in einem Haus am See. Haben Sie sich von Peter Fox inspieren lassen?
Jörg Pilawa: Nein, nein. Ich bin mit meiner Familie immer schon gerne in Kanada gewesen, schon allein wegen der unglaublichen Natur in diesem Land. Da kann man einfach gut runterkommen.
Sie haben einen vollgepackten Terminkalender. Wie lange brauchen Sie, um runterzukommen?
Jörg Pilawa: Je länger ich im Geschäft bin, umso leichter kann ich umschalten. Inzwischen ist es sogar so: Wenn das Licht im Studio ausgegangen ist und ich im Auto nach Hause fahre, ist der Stress weg. Früher war es so, dass ich berufliche Dinge zwei, drei Tage lang mit mir herumgeschleppt habe. Dann habe ich mich darüber geärgert, dass irgendetwas nicht so gelaufen ist, wie ich mir das vorgestellt habe. Mittlerweile kann ich leicht abschalten.
Haben Sie sich eine rheinische Gelassenheit antrainiert – et is, wie et is, es kütt, wie et kütt, und et hätt noch immer jot jejange?
Jörg Pilawa: Genau, deshalb waren die Produktionen in der rheinischen Metropole Köln sehr positiv. Da wird entspannt gearbeitet, ganz nach meiner Devise: Wir machen nur Fernsehen. Man darf sich nicht zu wichtig nehmen.
Beruflich steht bei Ihnen jetzt ein Wechsel an. Wollen Sie noch mal richtig durchstarten?
Jörg Pilawa: Für mich bot sich die Chance, nach neun sehr erfolgreichen Jahren bei der ARD mal was ganz anderes zu machen. Ich habe die neun Jahre extrem genossen, aber ich habe in dieser Zeit auch extrem viel gearbeitet. Ich stand vor der Frage: Machst Du das noch sechs Jahre lang weiter, dann bist Du 50 – oder machst Du mal was ganz Neues? Ich habe mich entschieden, eine Zeitlang erst mal gar nichts zu machen und dann reduziert wiederzukommen – mit einem ganz neuen Format, mit allen Möglichkeiten, inklusive der des Scheiterns.
Hat sich Ihr neues Format schon konkretisiert?
Jörg Pilawa: Nein, noch nicht. Ich stehe bis zum 30. April in den Diensten der ARD. Und ich werde alles tun, um gute Arbeit abzuliefern.
Plasberg hat letztens gesagt, er will nicht den Pilawa machen, will denn der Pilawa den Plasberg machen?
Jörg Pilawa: Ich bin ein riesengroßer Fan von Frank Plasberg, aber das, was er macht, passt überhaupt nicht zu meinem Typ.
Sie sind ein ausgewiesener Show-Mann. Wollen Sie Gottschalk beerben?
Jörg Pilawa: Seine neue Partnerin Michelle Hunziker hat optisch mehr zu bieten als ich. Nein, nein, „Wetten, dass..?” ist nichts für mich.
Wenn ich durch die Programme zappe, stelle ich fest: Unser Fernsehen ist doch eher schwer. Müssen wir Rudi Carrell von den Toten erwecken?
Jörg Pilawa: Das Fernsehprogramm ist das Spiegelbild unserer Gesellschaft. Ich bin abends gern mit der Fernbedienung unterwegs, weil ich finde, dass wir das abwechslungsreichste Fernsehprogramm der Welt haben – von der Opern-Premiere über Dokumentationen und Reportagen bis zu „Deutschland sucht den Superstar”.
Bleiben wir bei Reportagen. Sie haben jetzt eine Klimadokumentation für den NDR abgeliefert. Gibt sie einen Vorgeschmack auf das, was Sie demnächst beim ZDF machen?
Jörg Pilawa: Als ich das Projekt in Angriff genommen habe, war noch gar nicht klar, dass ich zum ZDF gehe. Ich bin bei der Reportage nicht als Moderator im Einsatz, sondern eher als Presenter. Diese Rolle innerhalb der Dokumentation gibt mir Freiräume. Ich kann Fragen stellen, an die ein Fachmann vielleicht gar nicht mehrdenkt. Dann guckt die Person, der ich gegenüberstehe, vielleicht im ersten Moment überrascht, ist dann aber doch auf das zurückgeworfen, was die Zuschauer wirklich interessiert.
Haben Sie die Frage-Technik bei Ihren Kindern kopiert?
Jörg Pilawa: Ja, es ist schon ein bisschen so. Kinder stellen die besten und direktesten Fragen überhaupt, die uns Erwachsene oft ins Schleudern bringen. Sich eine gewisse Naivität zu bewahren – das ermöglicht die besten Fragen.