Köln. . Die RTL-Sause „Wer wird Millionär?“ kommt in die Jahre. Die Zuschauerzahlen gehen zurück. Sonderausgaben sollen den Trend stoppen.
Lange Zeit schien diese Weisheit in Stein gemeißelt: Mögen die Öffentlich-Rechtlichen beim statistisch gesehen älteren Gesamtpublikum punkten – das Privatfernsehen zielt auf junge Leute. Vergangenheit. Selbst eine Show wie „Wer wird Millionär?“ (WWM) mit Publikumsliebling Günther Jauch (58) ist inzwischen bei grauhaarigen Seh-Leuten deutlich erfolgreicher als bei der Fernsehjugend. Eine Trendwende verspricht sich RTL von einer Fülle von WWM-Specials. Am Montagabend sollen es Prominente richten.
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Zu Beginn der Saure-Gurken-Zeit treten Nationalkicker Lukas Podolski (29), Nationalelf-Koch Holger Stromberg (43), ZDF-Moderator Markus Lanz (46), Komiker Paul Panzer (43) und Entertainerin Anke Engelke (49) zum Wissenstest bei Günther Jauch an. Der Gastgeber feiert ein kleines Jubiläum. Die Raterunde mit prominenter Besetzung findet zum 30. Mal statt.
Spezial-Sendungen sind gern gesehen
Der Erlös fließt, wie immer, einem wohltätigen Zweck zu. Jauch darf für sich in Anspruch nehmen, mit seinen Benefiz-Ausgaben drei Promi-Millionäre geschaffen zu haben. Thomas Gottschalk, damals noch Moderator des inzwischen eingeschläferten ZDF-Showdinos „Wetten, dass..?“, holte 2008 die erste Million. Seine Kollegen Oliver Pocher (2008) und Barbara Schöneberger (2011) taten es dem Langen gleich.
Bisher ging die Special-Strategie für RTL auf, wie der Branchendienst „dwdl.de“ nachrechnete. So verbesserte allein das „Lehrer-Schüler-Special“ seinen Marktanteil bei Zuschauern unter 50 im Vergleich zu Standard-Ausgaben des Quiz-Klassikern um rund fünf Prozente auf 17,9 Prozent. Das Ergebnis lag nur knapp unter der Erfolgsbilanz der Show beim Gesamtpublikum.
„Telefonjoker“ steht im Duden
Dennoch zeigt WWM Abnutzungserscheinungen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Jauchs Rate-Runde zu den letzten flackernden Lagerfeuern der Fernsehrepublik Deutschland gehört, dass Begriffe wie „Telefonjoker“ inzwischen Eingang in den Duden gefunden haben und dass der Moderator nach wie vor erkennbar lustvoll mit Kandidaten plaudert und mit Kandidatinnen schäkert.
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Kein Wunder, WWM wird im September 26 Jahre alt. Die Jauch-Show steht für die gute, alte Fernsehzeit, für die Ära vor dem Internet. Jauchs Fernsehabitur hat klammheimlich die Nachfolge von „Wetten, dass..?“ angetreten.
Nostalgiefernsehen mit Weißt-Du-noch-Faktor
Da RTL auch Jauchs alten Radio-Kumpel Gottschalk unter Vertrag hat, denkt die Nummer eins unter den Privatsendern über eine Neuauflage des ZDF-Klassikers in neuem Gewand nach. Die Geburtstagsfeier für den 65-jährigen Schlaks gab einen Vorgeschmack auf das, was da kommen könnte: Nostalgiefernsehen mit großem Weißt-Du-noch-Faktor.
Überhaupt setzt RTL bei der Unterhaltung auf Bewährtes. Dabei sind auch „Deutschland sucht den Superstar“ und „Das Supertalent“ in die Jahre gekommen. Auch bei eingeführten Erfolgsformaten wie „Dschungelcamp“, „Bauer sucht Frau“ und „Let’s Dance“ stellt sich die Frage, wie lange der Massenzuspruch noch anhält.
Dabei wäre für RTL jetzt Zeit für Neues gekommen. Sonst wird der Kanal genau das, was der ehemalige Senderchef Helmut Thoma in Zeiten des Fernsehbooms unbedingt vermeiden wollte: eine Oldie-Station. Thoma hatte dafür ein sehr hässliches Wort: „Kukidentsender“. Damals galt es dem ZDF.
RTL, 20.15 Uhr