Hamburg. . Hans Rosenthal wäre 90 geworden und die ARD schenkt dem Publikum eine extra lange Ausgabe von „Das ist Spitze“. Der Luftsprung dazu hatte Rosenthal auch über Generationen hinweg berühmt gemacht. Das bewegende Leben der Showlegende war dagegen nicht immer spitze.
Das unfreundlichste an ihm war wahrscheinlich der Name seiner Show. „Dalli, Dalli“. Aber wenn er das sagte, klang selbst das eher nach Aufmunterung als nach Forderung. Alles andere hätte auch nicht zu Hans Rosenthal gepasst, der heute 90 Jahre alt geworden wäre. Ihm zu Ehren legt die ARD am Donnerstag den Klassiker unter dem Titel „Das ist spitze“ in einer extralangen Sonderausgabe neu auf.
„Nie hat er über andere ein böses Wort verloren“, hat ihn der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl gelobt, als Rosenthal mit gerade einmal 61 Jahren an Magenkrebs gestorben war. Dabei hätte der Sohn eines Bankangestellten allen Grund dazu gehabt. Als Jude von den Nazis verfolgt, muss er Zwangsarbeit leisten. 1943 wird sein kleiner Bruder nach Riga deportiert und kehrt nie zurück. Er selbst wird von deutschen Frauen zwei Jahre lang in einer Laube versteckt, leidet Todesängste.
Sein zweites Leben beginnt
Rosenthal überlebt. Aber es sind Jahre, die später überschatten, was er selbst sein „zweites Leben“ nennt. 20 ist er, als er beim Radio anfängt, zwei Jahre älter, als er heiratet. Es wirkt, als wolle er sich zurückholen, was ihm einst genommen wurde. Rosenthal macht schnell Karriere. Er arbeitet wie ein Getriebener, erfindet immer neue Quiz- und Unterhaltungssendungen für den Hörfunk und das Fernsehen. „Meister der Massenunterhaltung“ nennt man ihn. Für Rosenthal ist das ein Kompliment.
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„Goldener Bildschirm“, „Bambi“, die „Goldene Kamera“ und das Bundesverdienstkreuz, er sammelt Auszeichnungen wie andere Briefmarken. Aber so sehr ihn das Publikum auch liebt, mit den Kritikern steht Rosenthal viele Jahre auf Kriegsfuß. „Langweilende Harmlosigkeiten“ nennen sie seine Sendungen, in denen der Gastgeber niemals auch nur den Hauch einer Dissonanz zulässt. Und als „Dalli Dalli“ 1971 Premiere gefeiert hat, urteilt die „Hörzu“: „Diese Sendung ist eine Nervensäge.“
Den Showmaster stört das nicht. Er erfindet Fernsehen für das Volk. „Wenn man eine Sendung macht, die vielen gefallen soll und ankommt, dann ist das ein Grund, stolz zu sein“, sagt er. Er ist schlagfertig, hat Temperament. Aber er gilt auch als Perfektionist.
Der berühmte Luftsprung
„Ich will nicht wissen, wie es nicht geht“, sagt er, wenn etwas nicht funktioniert. Vor der Kamera ist er ein Strahlemann, ist einfühlsam und unkompliziert im Umgang mit den Kandidaten. Nur wenn sie vor laufender Kamera die Daheimgebliebenen grüßen, das findet Rosenthal nicht gut: „Nicht winken“, mahnt er dann. Das Publikum ist begeistert, wenn er ruft: „Sie sind der Meinung, das war …“ und sie antworten: „Spitze!“ Vor allem, seit Rosenthal dazu in die Luft springt.
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„Dalli, Dalli“ ist der Name seiner Show, es ist aber auch sein unausgesprochenes Lebensmotto: Er gönnt sich keine Ruhe, arbeitet Tag und Nacht. Zeit für Privates, für die Familie bleibt kaum. Und wenn, wird sie minuziös genutzt. „Am Wochenende wurde auch ein Plan gemacht, was wann stattfindet“, hat Tochter Birgit mal erzählt. „Ich habe noch eine Skatrunde auf der Insel Föhr, wo ich sehr eifrig spiele. Aber ansonsten bin ich durch meinen Beruf sehr ausgelastet, weil der auch mein Hobby ist.“
Wahrscheinlich hätte er noch jahrelang weitergemacht. Doch dann kommt der Krebs. Im September 1986 moderiert er zum letzten Mal die Show. Aber er will wiederkommen, nur eine Pause machen. Doch es wird ein Abschied für immer. Am 10. Februar 1987 stirbt Hans Rosenthal in Berlin.
Donnerstag, 2. April, ARD, 20.15 Uhr