Hamburg. In der Serie “Der Bastian“ und in der Krimireihe “Tatort“ hat sie in den 70er und 80er Jahren Fernsehgeschichte geschrieben. Heute lebt Charakterdarstellerin Karin Anselm ganz privat in München.
Aus der Öffentlichkeit hat sie sich völlig zurückgezogen, aus ihrem Privatleben verriet sie auch schon früher kaum etwas. Schauspielerin Karin Anselm, die am Donnerstag 75 Jahre alt wird und im Fernsehen zuletzt 2006 in der Utta-Danella-Verfilmung "Der Himmel in deinen Augen" zu sehen war, dürfte jüngeren Zuschauern kaum mehr ein Begriff sein.
Dafür erinnern sich Ältere umso besser an die ausgebildete Charakterdarstellerin - denn Anselm hat TV-Geschichte geschrieben. Als so coole wie attraktive Krankenhausärztin, in die sich ein ewiger Student verliebt, lockte sie 1973 in der ZDF-Vorabendserie "Der Bastian" neben Horst Janson, Lina Carstens und Friedrich von Thun pro Folge bis zu 15 Millionen Fans vor den Bildschirm.
Es wurde eine der erfolgreichsten deutschen Serien überhaupt. Und zwischen 1981 und 1988 reüssierte die meist besonnen wirkende geborene Hamburgerin, die heute in München lebt, als "Tatort"-Kommissarin Hanne Wiegand. Anselm war damit - nach Nicole Heesters' Kommissarin Buchmüller (1978-80) - erst die zweite Frau, die in der ARD-Krimireihe ermittelte.
Schon mit zwölf Jahren stand Anselm vor der Kamera
In beiden Kultproduktionen verkörperte sie ein Stück des Geistes der jeweiligen Zeit: Spiegelt "Der Bastian" in Ästhetik und Lebensweise die Aufbruchstimmung der frühen 70er, so geriet vor allem ihre zielstrebige Wiegand zum nicht unwichtigen Beitrag weiblicher Emanzipationsbewegungen.
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Denn noch Mitte der 80er, so berichten es Chronisten, soll der Münchner Polizeipräsident im Beisein von Karin Anselm erklärt haben, dass Frauen eigentlich an den Herd gehörten.
Anselm, die immer wieder langwierige Verträge aufgab, um frei für Neues zu sein, stand bereits mit zwölf Jahren vor der Kamera. Neben ihrem Studium an der Hamburger Hochschule für Musik und darstellende Künste ließ sie sich im Bereich Import-Export ausbilden.
Gelegentlich macht sie heute noch Hörspiele
Karriere machte sie schnell: Bei Theaterengagements in Bamberg, Regensburg, Bern und Göttingen spielte sie große Rollen wie die Olivia in Shakespeares "Was ihr wollt" und die Polly in Brechts "Dreigroschenoper". Mitte der 60er Jahre wurden Film und Fernsehen auf die unaufdringlich ausdrucksstarke Norddeutsche aufmerksam - 1965 hatte sie im Politmärchen "Der Drache" einen frühen TV-Auftritt.
In Kurt Wilhelms Operettenfilm "Das Feuerwerk" war sie neben Hanne Wieder und Paul Dahlke 1971 zu erleben. Gelegentlich wirkt Anselm noch heute im Bereich Hörspiel und Synchronisation - neben anderen lieh sie zum Beispiel Julie Christie in "Hamlet" (1996) ihre Stimme. (dpa)