Ludwigshafen. Das Pferd ist tot, der Pfleger auch. Der Odenthal-Tatort “Die Sonne stirbt wie ein Tier“ ist spannend. Auch weil Ulrike Folkerts in Bestform ist.

Die Idylle ist geradezu perfekt – eine grüne Lunge, die Menschen am Rande des Zusammenbruchs zur Erholung in das stille Fleckchen Erde locken will. Doch die heile Welt täuscht – ein Pferderipper treibt sein Unwesen. Dem Täter auf die Schliche geht Kommissarin Lena Odenthal, die eben noch ganz in der Nähe in der Reha steckte und sich dann kurzerhand selbst entlässt.

„Die Sonne stirbt wie ein Tier“ ist der Titel dieses Tatorts aus Ludwigshafen, der sich als Tatort-Klassiker gibt. Keine Kunstfilmdramaturgie (wie bei Ulrich Tukur), kein Komödienstadl (wie bei den Münsteranern), sondern das Grauen mit dem Mut zur Großaufnahme. Tote Tiere erzeugen bekanntlich eine Menge Mitgefühl und fiese Typen, die Tiere töten, eine Menge Abscheu. Guter Stoff also. Und wer Pferde killt, dem traut doch jeder zu, dass er in einem Abwasch auch noch den Pfleger um die Ecke bringt.

Was ist Sein, was ist Schein?

Kommissarin Lena Odenthal ahnt natürlich, dass die Angelegenheit weitaus komplizierter ist. Durch ihren Burnout, den sie in der letzten Folge wegzustecken hatte und der ihr auch noch ein wenig in den Kleidern hängt, ist sie vorgeprägt: Hellwach in Sachen Psychologie bohrt sie sich in die Seelen des Personals des Gutshof hinein. Was ist Sein, was ist Schein?

In der letzten Folge feierte Odenthal ihr 25. Dienstjubiläum als komplett ausgebrannte Ermittlerin. Um sie herum nur kaputte Typen. Immerhin schalteten zehn Millionen Zuschauer ein. Das Düstere ist vorbei. Die Szenerie mit Koppel und Pony setzt eher auf folkloristische Landhaus-Atmosphäre.

Je stärker Odenthal hinter die Kulisse der schönen alten Welt des Gestüts blickt, desto mehr Kratzer erhält das Bild aus dem gutbürgerlichen Milieu. Gut, manches Ponyhof-Klischee wird bedient. Doch es stört nicht.

Augen in Großaufnahme

Ulrike Folkerts überdeckt jeden Ansatz von Kitsch mit ihrer Präsens und guten Sprüchen. Die neue Reife der Kommissarin spiegelt sich in ihren unvergleichlichen Augen, die die Kamera immer wieder in Großaufnahme zeigt.

Die Nachwehen ihres Zusammenbruchs sind noch ein wenig zu spüren. Frau Odenthal muss noch manches mit ihrem Therapeuten nacharbeiten. Dass auch dieser Nebenschauplatz im Gedächtnis bleibt, hat auch mit dem Darsteller zu: Peter Benedict – zur Zeit ein häufiger Gast im Abendprogramm – enttäuscht seine Zuschauer auch dieses Mal nicht.

Fazit: Wer einen geradeaus erzählten Krimi mag, der auf Schnörkel verzichtet, wird bestens bedient. Stark inszeniert, packende Bilder – und Ulrike Folkerts in Bestform. Ihre Figur hat ein paar Risse erhalten, was sie noch überzeugender macht.

ARD, Sonntag, 20.15 Uhr