Essen. Ein Wilsberg-Krimi von der besseren Sorte: Der aktuellen Episode wurde ein halbwegs glaubhafter Fall spendiert, auch die Grundstimmung ist anders.
Ein Wilsberg-Krimi ist bekanntermaßen übersichtlich möbliert: Ekki mimt den braven Dackel, Overbeck ist doof und Wilsberg pleite. Originalität, gar Spannung, wohnen eigentlich woanders. Dass dieses schlichte Schema dennoch schon so lange funktioniert, ist offenbar selbst den Machern ein wenig unheimlich. Der aktuellen Episode wurde deshalb ein halbwegs glaubhafter Fall spendiert, und auch die Grundstimmung ist anders.
Dieser Wilsberg hat nämlich ein Anliegen: Casting-Shows sind böse, Models dürfen nix essen und sind richtig unglücklich, glaubt also nicht dem schönen Schein, liebe Kinder! Das ist nun so neu auch wieder nicht, aber gewohnt routiniertes Schauspielhandwerk und eine souveräne Regie retten den Film vor größerem Schaden.
Das Model und der Stalker
Jasmin Lord etwa, bekannt aus der TV-Soap „Verbotene Liebe“, gibt dem schönen, aber vom Leben ziemlich überforderten Model Sonja glaubhafte Konturen – weit plastischer, als der Titel mit den angeblichen Traummaßen „90-60-90“ (ZDF, Samstag, 20.15 Uhr) suggeriert. Sonja leidet mächtig unter dem plötzlichen Ruhm, den die Teilnahme an einer Casting-Show mit sich brachte. Wo sie geht und steht, wird sie angegafft, und wenn es mit dem Selfie nicht sofort klappt, wird der Mob sauer.
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Zu allem Überfluss vergiftet ein Stalker ein Privatleben, das durch die ehrgeizige Mutter sowieso schon nicht das unbeschwerteste ist. Wilsberg stolpert wie immer eher zufällig in ein Dickicht von Intrigen, Lügen, Bosheiten, und der getreue Ekki steht natürlich als edler Ritter bereit, als sich die Lage immer mehr verschärft. Erst findet man eine Wasserleiche, dann eine Puppe in Sonjas Hotelbett, von roten Rosen übersät, und als auch noch der unsympathische Mode-Manager das Zeitliche segnet, wird es richtig brenzlig.
Ein Wilsberg der besseren Sorte
Dass Wilsberg (Leonard Lansink) und Ekki (Oliver Korittke), Anna (Rita Russek) und selbst der doofe Overbeck (Roland Jankowsky) am Ende alles aufklären, darf ruhig verraten werden, aber ein richtiges Happy-End ist das nun auch wiederum nicht, was das Münsteraner Melodram beschließt.
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Fazit: Dieser Wilsberg ist einer von der besseren Sorte. Man traut sich was, nicht viel, aber immerhin. Gastrollen für Collien Ulmen-Fernandes als unbedarftes Zimmermädchen und Max Giermann als überdrehten Designer sorgen zusätzlich für ein wenig Abwechslung. Da nimmt man sogar den obligaten Bielefeld-Gag in Kauf.