Köln. . Schauspieler Til Schweiger amüsiert sich über die Klischees, die über ihn in Umlauf sind. “Es gibt Leute, die sagen, der Schweiger nuschelt. In amerikanischen Filmen nuscheln fast alle.“ Was er zu dem Vorwurf sagt, er habe nur drei Gesichtsausdrücke - und was er mit dem “Tatort“ Hamburg vor hat.
Til Schweiger ist ein Tausendsassa. Der 50-Jährige ist Schauspieler, Drehbuchautor, Regisseur und Produzent – und das mit großem kommerziellen Erfolg. Dafür wurde er in Köln von Filmstiftung NRW und Kinoverband HDF mit dem Herbert-Strate-Preis ausgezeichnet. Vor der Ehrung sprach ein entspannter Schweiger mit Jürgen Overkott.
Sie sind unterwegs als Schauspieler, als Regisseur, als Drehbuch-Autor und als Produzent. Empfinden Sie Schlaf als notwendiges Übel?
Til Schweiger: Nein (lacht). Ich schlafe sehr gerne, aber eigentlich zu kurz, wie jetzt bei den Dreharbeiten zu „Honig im Kopf“, weil mich die Euphorie antreibt. Manchmal schlafe ich nur drei oder vier Stunden. Aber wenn der Film fertig ist, falle ich in ein Loch. Und dann weiß ich (klatscht drei Mal in die Hände): Jetzt brauche ich eine Pause.
Wie erholen Sie sich?
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Schweiger: Am besten erhole ich mich beim Faulenzen und beim Sport machen. Aktiv erholen: lange schlafen, einfach mal in Tag ‘rein leben, nicht wissen, was Du machst. Das mache ich eigentlich zu wenig. Das muss ich mir gelegentlich aufzwingend. Aber meistens kommt dann auch schon wieder ein neues Projekt.
Zucken Ihnen pausenlos Ideen durch den Kopf?
Schweiger: Ich habe noch keine Idee, was ich im nächsten Jahr machen werde. Wir wollen eigentlich eine Serie machen, aber das hat sich aus verschiedenen Gründen verschoben. Darüber bin ich ganz froh.
„Mal gucken, wer es als erster schafft“
Ein Projekt, das Sie umtreibt ist: Ihr „Tatort“ soll ins Kino.
Schweiger: Ja, das war ein Versuch. So etwas hat es ja schon mal gegeben, damals mit „Schimanski“ in den 80er-Jahren. Der erste Kino-Film war sehr erfolgreich, der zweite lief immerhin noch ganz ordentlich. Wir sind übrigens auch nicht das einzige „Tatort“-Team, das ins Kino will – Münster will ja auch. Mal gucken, wer es als erster schafft (grinst).
Welche Voraussetzungen sind nötig?
Schweiger: Ich mache es nur, wenn ein wirklich gutes Drehbuch zur Verfügung steht.
„Tatort“ war zu Beginn Ihrer Karriere Ihr großer Traum.
Schweiger: Ich wollte damals nicht unbedingt Kommissar spielen – eine Episoden-Hauptrolle hätte mir schon gereicht.
Wie war’s jetzt mit dem Hamburger „Tatort“? Ist der NDR auf Sie zugekommen – oder war’s anders herum?
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Schweiger: (hebt den Finger) Ich hatte bei „Spiegel Online“ gelesen, dass Mehmet Kurtulus aufhört. Und da habe ich einfach mal beim NDR angefragt, zumal ich vorhatte, wieder nach Hamburg zu ziehen.
„Wir müssen uns eine neue Geschichte ausdenken“
Sie haben beim „Tatort“ mit Action eine neue Marke geschaffen. Und dennoch muss sich auch eine Marke weiterentwickeln. Was gibt’s im dritten Hamburger „Tatort“ Neues?
Schweiger: Wir haben gesagt, dass die vier Folgen, für die ich unterschrieben habe, eine zusammenhängende Geschichte erzählen sollen. Wir drehen gerade eine Doppelfolge, die im nächsten Jahr an zwei Sonntagen hintereinander ausgestrahlt wird. Aber dann ist diese Geschichte auch abgeschlossen. Sie wird wahrscheinlich auch ins Kino getragen. Ich habe jetzt für vier weitere Folgen unterschrieben. Aber dafür müssen wir uns eine neue Geschichte ausdenken.
Ein Sympathieträger im „Tatort“ ist Fahri Yardim. Wie sind Sie an ihn geraten?
Schweiger: Ich weiß gar nicht mehr, wie wir zusammengekommen sind. Aber Fahri besetze ich schon seit 2006. Er ist einer der wenigen, ehrlichen Freunde, die ich in diesem Geschäft habe. Er ist großartig, ich bin gerne mit ihm zusammen, und ich habe von vorn herein gesagt, ich will ihn gern als Partner haben.
Sie arbeiten gern mit einem einigermaßen festen Ensemble zusammen. Sehen Sie eine Film-Produktion als kleines Familien-Unternehmen?
Schweiger: Oft sagen die Leute, mit Dir zu drehen, ist wie eine Klassenfahrt. Die Leute kennen sich untereinander, sie haben dieselben Energien, und natürlich feiern wir auch. Klar, mal kann einer nicht, mal kommt ein Neuer über Empfehlungen. Wir stellen uns aber immer die Frage: Passt der zu uns?
„Ich fordere von meinen Leuten Ideen ein“
In Teams gibt immer wieder kleine Eitelkeiten. Wie gehen Sie damit um?
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Schweiger: Mit Eitelkeiten haben wir ganz selten zu kämpfen. Da dachte ich drauf. Das letzte Mal war bei „Knockin’ On Heaven’s Door“. Da hat sich der Kameramann nicht so an die Absprachen gehalten. Viele Regisseure glauben ja, sie könnten alles alleine machen, sie wüssten alles. Bei mir ist das anders: Ich fordere von meinen Leuten sogar Ideen ein. Ein Film ist Teamwork. Und das sage ich nicht einfach so. An einem Film arbeiten 80 Leute, und wenn er erfolgreich werden soll, müssen alle zusammenarbeiten.
Sie haben viele erfolgreiche Filme gemacht. Die einen lieben sie dafür, andere hassen sie deswegen.
Schweiger: Man hält sich an die, die Dich mögen. Das Entscheidende ist: Was denkt Deine Familie, was denken Deine Freunde? Klar, wenn andere Leute was Falsches sagen, ärgert Dich das trotzdem. Nehmen wir „One way“. Bei der Premiere des Films in der „Lichtburg“ gab es Standing Ovations, und die dpa schreibt etwas von verhaltenem Applaus, dann ist das eine klare Falschaussage. Mich hat geärgert, dass der Journalist, der an diesem Abend für dpa da war, klar gelogen hat. Das hat mich richtig fertig gemacht.
Können Sie bestimmten Klischees nicht entkommen?
Schweiger: Es gibt Leute, die sagen, der Schweiger nuschelt. In amerikanischen Filmen nuscheln fast alle. Wir sind das Synchron-Deutsch gewohnt. Aber wenn jemand als Zuhälter Synchron-Deutsch spricht, dann glaubt das doch kein Mensch. Oder ein anderer Journalist hat mal geschrieben, Schweiger hat nur drei Gesichtsausdrücke. Na gut, sage ich, dann habe ich immer noch zwei mehr als Steve McQueen.