Essen. „The Cut“ über den Völkermord an den Armeniern schließt die Trilogie des Erfolgs-Regisseurs über Liebe, Tod und Teufel ab. Zum Glück: Von „Gegen die Wand“ über „Auf der anderen Seite“ und „Müll im Garten Eden“ führte der Weg ständig bergab – zum künstlerischen Tiefpunkt.

Fatih Akin legt seinen neuen Film „The Cut“ vor und damit den Abschluss seiner Trilogie über Liebe, Tod und Teufel. Zehn Jahre ist es her, dass er mit „Gegen die Wand“ Preise abräumte und zum internationalen Regiestar aufstieg. Seitdem haftet seinen Drehbüchern (mit der einen Ausnahme von „Soul Kitchen“) eine Bedeutungsschwere an, die sich lähmend über die Filme legt. Das war schon bei „Auf der anderen Seite“ und der missratenen Dokumentation „Müll im Garten Eden“ so und bestätigt sich nun bei „The Cut“. Denn dieser Film ist Akins Ausein­andersetzung mit dem türkischen Genozid an den Armeniern während des Ersten Weltkriegs.

Von Armenien in die USA

Die Handlung setzt im Jahre 1914 ein. Der armenische Schmied Nazaret Manoogian (Tahar Rahim) lebt mit seiner Frau und den beiden Töchtern in der Stadt Mardin im Nordosten des Zweistromlandes. Eines Abends durchkämmen türkische Soldaten die Stadt und nehmen alle Männer christlichen Glaubens mit.

Auch Nazaret wird einkassiert und in die Zwangsarbeit gepresst. Hunger und Sonne zehren an den Kräften, die Schläge der Aufseher zermürben die Gefangenen erst recht. Dann ergeht plötzlich ein Hinrichtungsbefehl. Die Männer müssen niederknien, dann werden ihnen von Mitgefangenen die Kehlen durchgeschnitten. Nazaret sieht den Tod seines Schwagers, er selbst kommt davon; der Schnitt trifft lediglich die Stimmbänder – sprechen wird er nicht mehr können, aber er lebt. Widerständler nehmen ihn auf, er findet seine Schwägerin in einem Sterbelager am Rande der Wüste und gibt ihr den Gnadentod. Danach schließt er sich einem Geschäftsmann an, der geschundenen Landsleuten Unterschlupf und Hilfe gewährt. Nazaret weiß, dass seine Frau tot ist, aber die Mädchen könnten überlebt haben. Eine Spur weist nach Kuba, er begibt sich auf eine Reise, die ihn über Sklavenplantagen und die Großstadtghettos in den Mittleren Westen der USA führen wird.

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Knappes Budget

Ein gewaltiger Erzählbogen, der hier aufgespannt wird, aber epische Größe ergibt sich kaum daraus. Zu episodisch ist die Erzählstruktur, zu bemüht und fadenscheinig die Verknüpfung an den Nahtstellen. Auch den Bildern fehlt es trotz einzelner drastischer Gewaltmomente an Größe, zu sehr scheint auch bei dieser Produktion die knappe Budgetierung durch.

Nicht einmal in der Schauspielerführung gelingt Akin Gutes. Im Bemühen um Drama und Pathos lässt er sämtliche Akteure zu dick auftragen oder hilflos erscheinen. Der zu erwartende Aufschrei der Empörung von türkischer Seite ist lächerlich angesichts dieses misslungenen Films. Es ist Fatih Akins künstlerischer Tiefpunkt, was auch sein Gutes hat. Die Trilogie ist fertig und der Kopf wieder frei. Nun kann es wieder aufwärts gehen.