Düsseldorf. Kunst kann für Katharina Grosse nicht groß genug sein. Für ihr neuestes Projekt, eine riesige Farbtrümmerlandschaft, wurde dafür Tonnenweise Erde ins Düsseldorfer Museum Kunstpalast gekarrt. Vom 30. September bis zum Februar 2015 kann man die Installation “Inside the Speaker“ sehen und durchwandern.

Ein Maler braucht gemeinhin für ein Bild eine Leinwand, Pinsel und Palette. Katharina Grosse braucht mehr: 40 Kubikmeter Erde (das sind ungefähr 40 Tonnen), 560 Meter laufende Stoffbahnen in einer Breite von fünf Metern und 350 Europaletten. Und natürlich benötigt die preisgekrönte Künstlerin für ihr "Bild" eine Spritzpistole, jede Menge Farben, Gasmaske und Schutzanzug. Erst dann geht es ans Werk.

Tagelang wird lehmige Erde in das Museum Kunstpalast in Düsseldorf gekarrt und zu Haufen aufgeschüttet. Mit der Nähmaschine werden die Unmengen von Stoff vernäht. Der Stoff wird auf dem Boden verlegt und an die Wände drapiert, er bildet Wellen und Falten. Dann tobt sich Grosse mit wilden Farben aus. Das Ergebnis ist eine fast 800 Quadratmeter große Farbtrümmerlandschaft wie nach einer Bombenexplosion, die sie dann ungerührt als Bild bezeichnet. "Das ist Malen", sagt sie. "Ich trage ja Farbe auf."

Kunst kann nicht gigantisch genug sein

Im Düsseldorfer Kunstpalast ist jetzt nicht nur Grosses vielfarbige Giga-Installation "Inside the Speaker" zu sehen, sondern man darf sie auch durchwandern, also gleichsam das "Bild" betreten und das Kunstwerk erkunden. Einige Wege im Bild sind schon plattgetreten.

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Natürlich kann Grosse auch auf Leinwand malen, beziehungsweise sprühen. Auch hier gilt: Kunst kann für die in Berlin lebende Grosse nicht gigantisch genug sein. Zehn bunte Leinwände hängen in der Ausstellung. Teilweise sind sie 36 Quadratmeter groß, haben also das Ausmaß eines mittleren Apartments. Im Hof des Museums ist zudem noch eine knallbunte Ellipse aufgestellt - mit ihren 11 x 8 Metern nicht zu übersehen.

Erde wird "recycelt"

Das sind die künstlerischen Dimensionen der an der Düsseldorfer Kunstakademie lehrenden Grosse, die international Erfolge feiert. Gasmaske und Spritzpistole sind ihre Markenzeichen geworden. Man kann ihre Kunst größenwahnsinnig oder anarchistisch nennen. Sie mache ihre Arbeit nicht, um das zu tun, was andere von ihr erwarten, sagte sie kürzlich im ARD-Fernsehen. Aber Grosse erregt Aufsehen mit ihren entfesselten Graffiti-Kunstwerken, die alle Grenzen zu sprengen scheinen. Vielleicht liegt darin das Geheimnis ihres internationalen Erfolgs. Sie sprengt auch die Grenzen der bildenden Kunst, indem sie beispielsweise in Graz in ihrer dort ausgestellten Farblandschaft liegt und eine Syntheziser-Sprachperformance liefert.

Am Ende kommt die Erde ihrer Düsseldorfer Installation übrigens in eine Rüttelmaschine und wird wieder ins Erdreich gepackt - da wo sie hergeholt wurde. Das Tuch könne man auch wiederbenutzen, sagt Grosse. Das Kunstwerk wird sozusagen recycelt. Aber solche Überlegungen sind Grosse eigentlich viel zu banal, als dass sie darüber sprechen möchte. Jedenfalls macht es ihr nichts aus, dass ihre Farblandschaft nicht für die Ewigkeit gemacht ist. (dpa)